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13.10.07 / Millionen in die eigenen Taschen? / Insiderhandel: Auch die Spitzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-07 vom 13. Oktober 2007

Millionen in die eigenen Taschen?
Insiderhandel: Auch die Spitzen von EADS / Airbus haben offenbar nur an sich gedacht
von Ansgar Lange

Franz Steinkühler hat den Insiderhandel in Deutschland bekannt gemacht. Der damalige IG-Metall-Chef war nämlich so dumm, sich erwischen zu lassen. Als Aufsichtsratsmitglied der Daimler-Benz AG war dem smarten Arbeitnehmervertreter bekannt, daß ein Umtausch von Mercedes-Aktien in Daimler-Aktien bevorstand. Auch Steinkühler konnte rechnen und einen Kursanstieg der Mercedes-Aktie nach Bekanntwerden dieser Information ins Kalkül ziehen. Als er im Jahre 1993 seinen Verwandten zum Kauf dieser Aktie riet, kam er juristisch gesehen noch ungestraft davon. Heute ist der sogenannte Insiderhandel in Deutschland eine Straftat. Pikanterweise ist der gelernte Werkzeugmacher seit seinem Rücktritt als IG-Metall-Vorsitzender als Vermögens- und Unternehmensberater tätig. Darauf kann sich jeder seinen eigenen Reim machen.

Wenn es um persönliche Bereicherung geht, dann sind sich oft alle einig - Gewerkschaftsbosse wie Manager. Manche Vorkommnisse haben nur ein Gschmäckle. So konnte man vor kurzem in den Gazetten lesen, daß die Chrysler-Manager Tom LaSorda und Eric Ridenour - polemisch könnte man sie als „Nieten in Nadelstreifen“ bezeichnen - ein paar Millionen einstreichen können. Wofür? Nicht für ihre frühere Managementtätigkeit bei Daimler-Chrysler. Denn in dieser Funktion haben sie offensichtlich versagt. Sie erhalten diese Prämien dafür, daß sie die chronisch klamme US-Tochter des deutschen Nobelkonzerns erfolgreich an die „Heuschrecke“, pardon, den US-Investor Cerberus verkauft haben. Selbst die Wirtschaftspresse fand dies ziemlich pervers.

Und jetzt EADS. Hier geht es nicht mehr nur um verluderte Sitten im Management, sondern um Wirtschaftskriminalität. Laut Medienberichten erhärtet sich der Verdacht auf massive Insiderdelikte an der Spitze des Airbus-Mutterkonzerns EADS. Manager und Aktionäre sollen kurz vor Bekanntgabe von Problemen bei der Konzerntochter Airbus, die einen Kurssturz auslösten, EADS-Aktien verkauft haben. Die französische Staatsanwaltschaft hält dazu einen Bericht der dortigen Börsenaufsicht in Händen. Die Aufsichtsbehörde AMF soll - so berichtete die renommierte Tageszeitung „Le Figaro“ - von massivem Insiderhandel gesprochen haben. Ranghohe Manager und Aktionäre sollen angeblich zwischen 2005 und März 2006 in diese Aktivitäten verwickelt gewesen sein.

Die Liste der Beschuldigten liest sich „wie ein Who’s Who der Luft- und Raumfahrt“, schreibt das Magazin „Focus“ süffisant. Auf der Ermittlungsliste stehen Tom Enders (damals EADS), Manfred Bischoff (Daimler-Chrysler), Arnaud Lagardère (Großaktionär bei EADS und Freund von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy) und 18 weitere Namen. Besonders sonderbar fänden die Börsenwächter die Tatsache, daß es für 14 der 21 Verdächtigen der erste Aktienverkauf gewesen sei. Die Beschuldigten müssen im Fall einer Verurteilung mit bis zu zwei Jahren Haft oder 15 Millionen Euro Strafe rechnen.

Schon Anfang des Jahres war Airbus schwer ins Trudeln geraten. Im Juli wurde dann beschlossen, die Doppelspitze bei EADS abzuschaffen. Zum alleinigen Konzernchef wurde Louis Gallois bestimmt, während Thomas Enders die Führung von Airbus übernahm. Der französische Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy forderte damals laut „FAZ“ die Politiker auf, ihre von nationalen Interessen getriebene Haltung zur Airbus-Sanierung aufzugeben und darüber nachzudenken, was das Beste für das Unternehmen sei. „Es wird Zeit, im Sinne von Airbus zu handeln und nicht im Sinne von Frankreich, Deutschland, Spanien oder irgendeinem anderen Anteilseigner des Unternehmens.“

Die EADS-Spitze wird man, sollten sich die Vorwürfe der Finanzaufsicht bestätigen, von diesen Vorwürfen freisprechen müssen. Sie haben nicht als kleinkarierte nationale Interessenwahrer fungiert. Anscheinend haben sie nämlich nur ihre eigenen finanziellen Belange im Auge gehabt. Vom Wohl des Unternehmens wollen wir ganz schweigen. Die Mitarbeiter sind letztlich immer die Dummen.

Um wieder den Bogen zu Franz Steinkühler zu schlagen. Sein Nachfolger wurde damals Klaus Zwickel. Viele werden den IG-Metall-Vorsitzenden nicht mit dem von ihm erdachten „Bündnis für Arbeit“ in Verbindung bringen, sondern mit dem sogenannten Mannesmann-Prozeß. Als Mannesmann von Vodafone übernommen wurde, kassierte das ausscheidende Management (un)anständig viel Geld. Arbeitnehmervertreter Zwickel saß im Aufsichtsrat von Mannesmann und fand anscheinend nichts dabei. Auch im aktuellen Fall werden die Heuchler in Wirtschaft und Politik sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland behaupten, von nichts gewußt zu haben.

Sollten die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen, dann haben sich die Führungsetagen bei

Daimler-Chrysler, EADS, Lagardère und im französischen Finanzministerium nicht nur kriminell bereichert. Mit ihrem Tun haben sie nicht nur die Kleinaktionäre, Mitarbeiter und ein deutsch-französisches Renommierobjekt ersten Ranges beschädigt.

Sie haben endgültig den Glauben daran ruiniert, daß die Führung immer auch ein Vorbild bieten sollte.


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