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13.10.07 / Wo Senioren sich austoben können / Sanftes Trainieren nach fern-östlichen Prinzipien soll auch in Deutschland Anhänger finden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-07 vom 13. Oktober 2007

Wo Senioren sich austoben können
Sanftes Trainieren nach fern-östlichen Prinzipien soll auch in Deutschland Anhänger finden
von Corinna Weinert

Klettern, rutschen, schaukeln, wippen - Kinder haben wahrlich Spaß daran, auf einem Spielplatz zu toben. Bald nun sollen auch ältere Menschen die Lust an Spiel- und Sportgeräten wiederentdecken.

Knallbunt sind die Stahlkonstruktionen, die im Park der Ortschaft Leganés südlich von Madrid stehen. Hieran erproben sich allerdings keine Kinder - es sind grauhaarige Männer und rundliche Frauen jenseits der 60, die mit den 21 Spiel- und Sportgeräten ihre Beweglichkeit trainieren.Kleine Schilder auf der Frontseite nennen jeweils die Namen der zum fit halten gedachten Teile, etwa „das Pferd“ oder „das Steuerruder“. Darunter ist mit Schwarz-Weiß-Zeichnungen und kurzen Texten beschrieben, wie die Übungen durchgeführt werden und welche Körperteile sie kräftigen. „Stärkt die Muskulatur im Oberkörper“, steht beispielsweise am Steuerruder.

 Der Unternehmer Fausto Salgado hat die Gerätschaften während einer Reise durch China entdeckt und den Entschluß gefaßt, damit - nach fernöstlichem Vorbild - in seiner Heimat Spanien einen Spielplatz für Senioren einzurichten. Der Park bei Madrid war vor rund zwei Jahren das erste Projekt dieser Art, mittlerweile hat Salgado rund 40 solcher Spiel- und Sportanlagen für Senioren, die dort „Parque de Mayores“ heißen, in ganz Spanien installiert.

 Hierzulande entstand in Schöningen bei Helmstedt bereits 1999 der erste offizielle „Spielplatz für Senioren“ mit Basketballplatz, Dartscheiben, Großschachfiguren, Kegelbahn, Tischkicker und Minigolf. Gerätschaften, um sich körperlich zu ertüchtigen, gibt es jedoch nicht. Die Betreiber der Einrichtung sehen das Konzept als vollen Erfolg: „Zu Beginn wurde der Name Seniorenspielplatz belächelt“, sagt die Spielplatz-Sekretärin Martina Krause. „Die Leute konnten sich nichts darunter vorstellen. Das hat sich geändert. Die Besucher sind begeistert. Das Konzept ist aufgegangen: Wir wollten eine Begegnungsstätte für Jung und Alt schaffen. Die Senioren kommen mit ihren Familien und sind aktiv.“

 Seit Anfang Mai 2007 gibt es auch in Berlin einen Spielplatz für Senioren; der sogenannte „Outdoor-Fitneßspielplatz“ befindet sich im Preußenpark in Steg-litz. 2008 soll auch Nürnberg über einen solchen Spielplatz für Senioren verfügen.

 In Hamburg laufen die Planungen ebenfalls auf Hochtouren. Die Freizeitanlagen sollen in etwa so ausgestattet werden, wie es in Schöningen der Fall ist. Zusätzlich will man in Grünanlagen Gerätschaften der Firma „Playfit“ aufstellen, die nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fit halten. 

 „In Peking haben wir gesehen, wie viel Spaß ältere Frauen an den Spiel- und Sportgeräten hatten“, sagt Renate Zeumer, die Geschäftsführerin der Firma Playfit. „In Asien ist es nicht ungewöhnlich, daß Senioren im Park Sport treiben oder Yoga- und Chi-Gong-Übungen machen. Wir können uns vorstellen, daß das auch in Deutschland funktioniert. Die Geräte eignen sich für alle Altersgruppen, besonders aber für Senioren, da sie sanftes Trainieren nach fern-östlichen Prinzipien ermöglichen“, meint Zeumer. Es sei notwendig, daß die Angebote mit den Bedürfnissen der Senioren harmonieren. „Es reicht nicht, Grünflächen einfach nur mit Spiel- und Sportgeräten zu bestücken“, findet Jürgen Fehrmann, stellvertretender Vorsitzender vom Seniorenbeirat im Bezirk Hamburg-Mitte. „Sinnvoll wäre für solche Einrichtungen eine Person als Ansprechpartner, die Hilfestellung bei den Übungen leistet, und auch das Drumherum muß stimmen - altersgerechte Bänke mit geraden Rückenlehnen, Sanitäranlagen und vernünftige Zugangswege“, so der Seniorenvertreter.

„Wir finden das Angebot von Playfit sehr interessant“, betont Hartmut Schulz vom Fachamt Management des öffentlichen Raumes im Bezirksamt Hamburg-Eimsbüttel. Das Projekt „Freiraum und Mobilität für ältere Menschen in Hamburg“ der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt soll entsprechende Vorschläge erarbeiten.

 „Ich halte es grundsätzlich für eine gute Idee, Bewegungsmöglichkeiten für Senioren in Grünanlagen zu schaffen“, meint Kerstin Feddersen, die Pressesprecherin der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. „Der Bedarf ist auf jeden Fall vorhanden. Für Kinder gibt es Spielplätze, warum nicht für Erwachsene oder Senioren? Ein Park ist doch auch dazu angelegt, alle Altersgruppen zusammenführen“, unterstreicht sie. „Die Senioren befürchten jedoch großenteils, sich lächerlich zu machen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit an Spiel- und Sportgeräten versuchen“, sagt Fehrmann. „Doch dazu besteht kein Grund, denn sie wollen etwas Gutes für ihren Körper und ihren Geist tun, und das ist nicht lächerlich, sondern vernünftig.“


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