© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-07 vom 20. Oktober 2007

Klaus D. Voss:
Raffke

Es sind noch 72 Tage bis Silvester, aber das Jahr 2007 hat seinen schlechten Ruf schon weg: Es ist das „Jahr der Raffkes“. Seit Monaten ziehen die Ölkonzerne die Autofahrer an den Zapfsäulen ab; nur Veteranen am Steuer ahnen, daß es Diesel schon einmal für weniger als einen Euro gab.

Milch, Käse und andere Molkereiprodukte kauft man am besten mit gesenktem Blick, um die Preisschilder nicht lesen zu müssen; es könnte einem glatt den Appetit verschlagen. Auch Fleischwaren sind nicht mehr „im Angebot“, sondern freche Preisraketen. Jetzt das: Strom und Gas mit Aufschlägen von zehn Prozent können den letzten Rest von guter Laune zum Jahresende vertreiben.
Es rächt sich, daß die Politik diese neuen Formen der Organisierten Bereicherung gewähren läßt: Die Energiemärkte sind nach wie vor ohne wirksamen Wettbewerb. Selbst der von Wirtschaftsministern freundlichst empfohlene Wechsel zwischen den Anbietern ist so eine Sache – man hat nur die Wahl zwischen dem Teufel und seinen Anverwandten.

Den Verbrauchern bleibt eine ernüchternde Feststellung: Die Preis-Einkommens-Bilanz für 2007 ist, sofern man nicht zufällig Ackermann heißt, deutlich im roten Bereich.
Unter Volkswirten ist der Begriff „gefühlte Inflation“ geläufig – sie schätzen damit die Konsumlaune der Verbraucher ein. Und die ist schlechter, als es die aktuellen 2,4 Prozent Kaufkraftverlust erwarten ließen.

Um es nicht zu vergessen: Der erste Raffke 2007 war Finanzminister Peer Steinbrück, der die Mehrwertsteuer nach oben trieb wie kein Mensch vor ihm: 18,8 Prozent Aufschlag – soviel hat sich noch nicht einmal ein Stromriese getraut.