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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-07 vom 20. Oktober 2007
Nicht einsam, sondern gemeinsam Nicht allein und nicht ins Heim“ heißt es heute bei immer mehr älteren Menschen, sie möchten zusammen mit anderen Senioren in einer gemeinschaftlich organisierten Wohnform leben. Für Liselotte Oppermann hat sich ein Traum erfüllt: Am 9. Mai konnte sie in ihre neue Wohnung im Senioren-Wohnprojekt „de olen Smugg-lers“, dessen Initiatorin sie ist, einziehen. Fast acht Jahre hat es gedauert, bis die Idee der ehemaligen Lehrerin letztendlich umgesetzt war. Bereits 1999 machte sich die heute 71jährige auf die Suche nach seniorengerechtem Wohnraum. Damals gab es in ihrem Heimatort Norderstedt bei Hamburg lediglich zwei Seniorenwohnanlagen mit betreutem Wohnen, und das war eigentlich nicht das, was der alleinstehenden Pensionärin als künftige Wohnsituation vorschwebte. Ganz abgesehen davon war es so gut wie unmöglich, dort aufgenommen zu werden, denn entweder mußte man über ein entsprechend geringes Einkommen verfügen, um mittels Wohnberechtigungsschein – dem sogenannten §5-Schein – auf die öffentlich geförderten Wohnungen Anspruch zu haben, oder man mußte über ein entsprechend hohes Einkommen verfügen, um sich für die frei finanzierten Wohnungen bewerben zu können. Liselotte Oppermann lag mit ihren Altersbezügen – ebenso wie viele andere Ruheständler auch – zwischen dem „zu viel“ für den Wohnberechtigungsschein und dem „zu wenig“ für die frei finanzierten Wohnungen. Die rüstige Pensionärin faßte daher den Entschluß, ihre Vorstellungen von bezahlbarem und seniorengerechtem Wohnraum mit Hilfe von Gleichaltrigen und Gleichgesinnten in einem Wohnprojekt umzusetzen. Grundgedanke war dabei, als Hausgemeinschaft unter einem Dach zu wohnen und
miteinander aktiv zu sein, aber dennoch ein eigenes Leben zu führen und sich im
eigenen Haushalt selbst zu versorgen. „Das Modell der Hausgemeinschaft mit
einzelnen Wohnungen ist als Wohnprojekt derzeit am meisten gefragt“, erklärt
Gerda Helbig, Bundesvorsitzende vom Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V. „Der
private Rück-zugsraum ist den Menschen dabei enorm wichtig“, fährt sie fort. Nun ist die Wohnanlage „de olen Smugglers“ mit den 21 barrierefreien
Wohnungen am „Schmuggelstieg“ in Hamburg-Langenhorn fertiggestellt. „Als
Faustregel gilt bei solchen Wohnformen: Nicht unter zehn und bis zu 20
Haushalte“, erklärt Dr. Josef Bura von der Stattbau Hamburg GmbH, die
Ansprechpartner für Wohnprojektgründerinnen und „44 bis 60 Quadratmeter sind die 15 Wohnungen für Einzelpersonen groß, bis zu 70 Quadratmeter umfassen die insgesamt sechs Wohnungen für Ehepaare“, erörtert Stefanie Jasper, kaufmännische Mitarbeiterin der Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark eG, die das Senioren-Wohnprojekt als Bauträger verwirklicht hat. „Wir haben uns seinerzeit als externe Wohngruppe an die Baugenossenschaft gewandt, weil derartige Vorhaben immer einen Investor brauchen“, schildert Oppermann. „Da das Wohnprojekt mit dem Neubau einer Wohnanlage verbunden war, bestand für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit, Einfluß auf die Wohnungsgestaltung zu nehmen“, hebt Jasper hervor, „individuelle Bedürfnisse und Wünsche haben so Berücksichtigung gefunden.“ Im Haus gibt es – wie es bei derartigen Wohnformen üblich ist – einen Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile, Tischen und Stühlen. „Das wird von der Genossenschaft gestellt“, sagt Oppermann. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden sich hier regelmäßig treffen, um das Leben unter einem Dach zu organisieren und zu verwalten, um zusammen zu essen, zu feiern und Freizeitaktivitäten zu planen. 27 Personen zwischen 51 bis 83 Jahren gehören der Hausgemeinschaft, die sich nach dem Straßennamen „de olen Smugglers“ nennt, derzeit an. „Es ist gut, wenn die Gruppe altersgemischt ist, die Struktur darf nicht einseitig sein“, erklärt Bura. Dem pflichtet Helbig bei: „Es sollte immer eine Generation Abstand sein, das heißt eine Gruppe zwischen 40 und 60 oder 50 und 70, sonst bekommt man später keine neuen Bewohner dazu.“ Die Bewohnerinnen und Bewohner, die über das Internet zusammengefunden haben,
stammen aus Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Kiel und Mannheim. „Die
Baugenossenschaft und die Stattbau haben das Projekt in ihrem Internetportal
vorgestellt, und in der lokalen Presse und im Ortsfernsehsender sind Berichte
über das Vorhaben erschienen“, erzählt Oppermann. „Bei derartigen Wohnformen ist es so, daß sich die Betreffenden immer schon eine Weile kennen, bevor sie einziehen“, weiß Bura. „Wir haben uns in den letzten beiden Jahren auch immer mal getroffen und sind zusammen ins Kino oder Theater gegangen“, berichtet Oppermann. Auch wenn man sich gut versteht und Interessen miteinander teilt, wird das
Leben unter einem Dach nicht immer nur eitel Sonnenschein sein, dessen sind sich
die Bewohnerinnen und Bewohner bewußt. „Es wird bestimmt mal Reibereien geben“,
meint Oppermann, „so etwas läßt sich nicht vermeiden. Irgendwie wird man sich
dann auch schon wieder zusammenraufen.“
„De olen Smugglers“ haben sich bewußt für ein Senioren-Wohnprojekt entschieden,
ein generationenübergreifendes Wohnprojekt, wie es auf dem selben Grundstück in
unmittelbarer Nachbarschaft besteht, sahen sie für sich nicht als passende
Wohnalternative an. Aktive Senioren: Ingrid Becher und Liselotte Oppermann berichten einer Reporterin von ihren Erfahrungen. Foto: privat |
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