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27.10.07 / Die SPD hat zwei Wurzeln / 1875 vereinigten sich der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-07 vom 27. Oktober 2007

Die SPD hat zwei Wurzeln
1875 vereinigten sich der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei
von Manuel Ruoff

Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich nach dem Ende der Sozialistengesetze 1890 auf ihrem Parteitag in Halle in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ umbenannte, hat zwei Wurzeln. Denn sie ging 1875 aus der Vereinigung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) hervor.

Die ältere der beiden Wurzeln ist die ADAV, die älteste deutsche Arbeiterpartei überhaupt. 1863 fragte ein Zentral-Komitee zur Berufung eines allgemeinen Deutschen Arbeiterkongresses den Journalisten Ferdinand Lassalle nach seiner Meinung hinsichtlich der Gründung einer Arbeiterpartei. Der Gefragte antwortete: „Der Arbeiterstand muß sich als selbstständige politische Partei konstituieren und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu dem prinzipiellen Losungswort und Banner dieser Partei machen. Die Vertretung des Arbeiterstandes in den gesetzgebenden Körpern Deutschlands – dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine legitimen Interessen befriedigen kann.“

Lassalle ist damit ein typischer Vertreter des sogenannten rechten Flügels innerhalb des Sozialismus. Diese Richtung möchte über das allgemeine Wahlrecht auf legalem Wege die Macht im Staate erringen und diesen dann in den Dienst des Aufbaus des Sozialismus stellen.

Der andere, sogenannte linke Flügel möchte den bestehenden Staat mit Gewalt beseitigen und an seine Stelle im Sinne Karl Marx’ die Diktatur des Proletariats setzen.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands entscheidet sich schließlich für den erstgenannten Weg, was zum einen zur Abspaltung der KPD führt und zum anderen dazu, daß die SPD in der Bundesrepublik Deutschland, in der Weimarer Republik und bedingt auch schon im Kaiserreich staatstragend wird und wirkt.

Lassalles Antwort scheint die Fragenden befriedigt zu haben, denn noch im selben Jahr wurde unter seiner Leitung der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet.

Sechs Jahre später entstand politisch links vom Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. 1869 ging diese aus der Vereinigung des Vereinstags Deutscher Arbeitervereine, der Sächsischen Volkspartei und Abspaltungen der ADAV hervor.

Während Lassalle die Hoffnung hatte, in Zusammenarbeit mit dem preußischen Ministerpräsidenten Bismarck seinen sozialistischen Zielen näherzukommen, und damit zusammenhängend eine positive Einstellung gegenüber dem preußischen Staat einnahm, war der SDAP mit Wilhelm Liebknecht und August Bebel der preußische Staat eher ein Hort der Reaktion. Sie setze lieber auf Österreich, die Gewerkschaften und den Internationalismus.

Die gemeinsame Drangsalierung durch antisozialistische Maßnahmen der Staatsgewalt ließ die beiden Parteien jedoch enger zusammen rücken und sich schließlich vereinigen. Mitte Februar 1875 arbeiteten 16 Mitglieder beider Parteien ein Programm- und Organisationsstatut aus. Schon einige Zeit später luden die beiden Parteivorstände zum Vereinigungsparteitag nach Gotha ein, wo die neue Partei aus der Taufe gehoben wird.


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