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27.10.07 / Scheidung auf französisch / Frankreichs Staatspräsident trennt sich nach der Wahlkampfhilfe von seiner Frau

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-07 vom 27. Oktober 2007

Scheidung auf französisch
Frankreichs Staatspräsident trennt sich nach der Wahlkampfhilfe von seiner Frau
von Jean-Paul Picaper

Als wäre nichts geschehen: „Business as usual.“ Diese Haltung hat sich Nicolas Sarkozy zugelegt. In Lissabon, einen Tag nachdem ein offizielles Kommuniqué die Scheidung des ersten Ehepaares der Nation bestätigt hatte, trug der französische Staatspräsident sogar noch seinen Ehering an der linken Hand. Mitarbeiter versichern, daß an seiner Dynamik und an seinem Tatendrang sich nichts ändern wurde, nachdem die Scheidung von Ehefrau Cécilia vollzogen ist. „Das wird keinen Einfluß auf sein politisches Handeln haben“, beteuerte Regierungssprecher Nicolas Wauquier. Die Franzosen verfolgen zwar diese „Dallas“-Serie auf höchster Ebene, regen sich aber kaum darüber auf. Nach einer Umfrage des Tageszeitung „Le Parisien“ sind 79 Prozent von ihnen der Meinung, daß die Scheidung des Staatsoberhauptes „kaum oder gar nicht wichtig“ sei. Ebenso gelassen hatten sie die Trennung des Sozialisten François Hollande von seiner Lebensgefährtin Ségolène Royal, Sarkozys Gegenkandidatin bei der Bewerbung um das höchste Staatsamt, aufgenommen, aber es ist das erste Mal in der französischen Geschichte, daß ein amtierender Präsident sich scheiden läßt.

Trotzdem verfolgen die Medien aufmerksam alle Bewegungen, Regungen und Emotionen des Präsidenten. Er hat in Lissabon am 18. Oktober am Zustandekommen des europäischen Vertrages, der zum großen Teil sein Werk war, entscheidend mitgewirkt. Auf der Abschlußpressekonferenz allerdings war er als einziger Staatschef nicht dabei. Er saß beim Endspiel der Rugby-WM in Paris am 20. Oktober zwar auf der Tribüne und überreichte den Südafrikanern lächelnd den Pokal. Dennoch schien er sich während des Spiels zu langweilen und sagte anschließend einem Journalisten von TF1, daß er jetzt eine Weile keinen Sportveranstaltungen beiwohnen werde, denn er „müsse arbeiten“. Das Bubenstück der linken Staatssekretärin Fadela Amara, die das neue Zuwanderungsgesetz der Regierung, der sie angehört, in der Öffentlichkeit als „zum Kotzen“ bezeichnete, hat er auch gelassen genommen.

Aller nach außen getragenen Gelassenheit zum Trotz wurde „Sarko der Erste“ in den letzten Tagen dennoch in kleinem Kreise mehrmals ungeduldig, was seine Mitarbeiter darauf zurückführen, daß seine Reformen, die 73 Prozent der Franzosen erwarten und bejahen, nicht schnell genug zustande kommen. Der Präsident schläft wohl nicht mehr so gut. Seit geraumer Zeit schläft er allein, arbeitet er allein. Cécilia war seit Ende Juli, seitdem sie die bulgarischen Krankenschwestern aus Libyen abgeholt hatte, nicht mehr in ihrem Büro im Elysée-Palast. Man sah sie, so schlank und schick, wie sie ist, nur noch beim Shopping in Paris, in London und in der Schweiz.

Spannungen zwischen ihr und ihrem Mann gab es aber schon seit den Wahlen im April / Mai. Ihr Name hatte nicht auf der Wahlteilnehmerliste des Wahllokals 94 in Neuilly gestanden. Schon beim zweiten Wahlgang am 6. Mai wollte sie nicht mehr für Nicolas stimmen, und so enthielt sie sich, was als schwerer Verstoß gegen ihre Bürgerpflicht gewertet wurde, zumal sie die Gattin des Präsidenten war. Bei der Verkündung seines Sieges am Abend im Wahlkampfhauptquartier tauchte sie bei seiner ersten Rede auch nicht auf. Erst Freunde mußten sie anflehen zu erscheinen, damit sie auf dem Pariser Concorde-Platz neben ihm auf der Tribüne beim Singen der Marseillaise stand. Sie sah verstört und weggetreten aus. Eine Freundin beider, die Ministerin Alliot-Marie, führte ihre Hände zusammen.   

Es kursieren die wildesten Gerüchte über die Trennung, und zwar, daß Cécilia ihren Mann zur Rede gestellt habe und daß er habe gestehen müssen, daß er ein uneheliches Kind habe. Im August im Urlaub in Amerika hat sie sich sogar geweigert, mit ihm eine Grilleinladung bei George Bush anzunehmen. Sie habe eine Angina, so die offizielle Erklärung. Aber einen Tag später lief sie munter draußen herum.

20 Jahre lang hatte sie Nicolas Sarkozy auf seiner Laufbahn begleitet. Sie hatte Einfluß auf die Rekrutierung oder auf den Ausschluß seiner engsten Mitarbeiter. Manchen seiner treuesten Kampfgenossen wie Brice Hortefeux konnte sie sichtlich nicht leiden. Sie hat darauf bestanden, daß er ihre Freundin Rachida Dati als Ministerin aufnimmt.

Doch dann der erste Bruch: Cécilia war 2005 bis 2006 achtmal in New York, wo sie offenbar eine neue Liebe gefunden hatte. Doch um ihren Noch-Mann bei der Wahl zu unterstützen, kam sie wieder nach Paris zurück – vorerst.

„First Lady zu sein, das ödet mich an“, gestand Cécilia dieser Tage der Zeitung „L’est Républicain“. Dieses „Jobs“ hat sie sich nun genauso entledigt wie ihres Gatten.


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