29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.10.07 / Ohne Reiz / Slowenien wählte neuen Präsidenten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-07 vom 27. Oktober 2007

Ohne Reiz
Slowenien wählte neuen Präsidenten

Den Seinen gibt’s Brüssel im Schlaf: Slowenien ist der „Musterknabe“ unter den neuen EU-Staaten, der Anfang 2007 mit der Aufnahme in die Eurozone geadelt wurde. Darum wirkte es auch verwunderlich, daß Slowenien Anfang Oktober ein paar harsche Ordnungsrufe aus Brüssel erreichten – wegen beruflicher Diskriminierung von Ausländern und stark erhöhten Schadstoffgehalten in der Luft. Einige dieser Mahnungen trafen zum wiederholten Male ein, was die Slowenen nicht kümmerte.

Auch heimische Dinge interessieren sie nicht besonders, so die Direktwahl des dritten Staatspräsidenten seit der Unabhängigkeit 1991. Der derzeitige Amtsinhaber Janez Drnovsek ist schwer krank und wurde erst am Wahltag, dem 21. Oktober, nach monatelanger Abwesenheit wieder gesehen – an der Wahlurne. Das Amt des slowenischen Präsidenten hat noch weniger politisches Gewicht als das des deutschen Bundespräsidenten. Dennoch hatten sich sieben Bewerber gefunden, von denen der Europaabgeordnete (und frühere Ministerpräsident) Lojze Peterle die größten Chancen besaß. Als ernstzunehmende Konkurrenten traten der ehemalige Nationalbank-Präsident Mitja Gaspari und der ehemalige Diplomat Danilo Türk an, dazu noch der unvermeidliche Zmago Jelincic, Chef der rechtsextremen Slowenischen Nationalpartei. Unter den Chancenlosen war die 1971 geborene Soziologin Elena Pecaric eine bemerkenswerte Persönlichkeit: Schwerstbehindert ist sie an einen Rollstuhl gefesselt und hat ihre Kandidatur im Grunde als Versuch aufgefaßt, auf Behinderte in Slowenien aufmerksam zu machen.

Abgezählte 1696473 Wahlberechtigte waren letzten Sonntag zur Urne gerufen – um 16 Uhr lag die Beteiligung bei 42 Prozent und viel höher stieg sie nicht. Eine erste Überraschung nach langweiligem Wahlkampf und müder Wahl war das Endergebnis nach 19 Uhr: Peterle 27,44 Prozent, Gaspari 25,63 Prozent und Türk 24,25 Prozent. Da keiner die absolute Mehrheit erreichte – auch nicht der von den Demoskopen hoch „gehandelte“ Peterle –, werden die beiden Erstplatzierten am 11. November zur Stichwahl antreten. Die eigentlichen „Sieger“ sind Elena Pecaric, die mit 0,9 Prozent einen Achtungserfolg erreichte, und Jelencic, der seine 18,4 Prozent bereits auf die Parlamentswahlen 2008 hochrechnete. Vermutlich wird dieser rechte Nationalist noch mehr bekommen: Slowenien hat sich im jetzigen Wahlkampf als ein Ländchen entpuppt, in dem Inflation und Fremdenfeindlichkeit bedrohlich das Haupt heben – was auch Jelencics Tiraden gegen die EU erklärt, die er am Wahlabend ausstieß.    Wolf Oschlies


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren