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03.11.07 / Ohne Revolution wäre er Kaiser geworden / Vor 100 Jahren, am 9. November 1907, wurde Louis Ferdinand Prinz von Preußen in Potsdam geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-07 vom 03. November 2007

Ohne Revolution wäre er Kaiser geworden
Vor 100 Jahren, am 9. November 1907, wurde Louis Ferdinand Prinz von Preußen in Potsdam geboren
von Hans Lody

Wo anders als in Potsdam hätte ein Hohenzollernprinz das Licht der Welt erblicken können? Das gilt auch für den zweiten Sohn des letzten preußischen und deutschen Kronprinzen, der am 9. November 1907 in der wohl preußischsten aller preußischen Städte zur Welt kam und auf den Namen Louis Ferdinand getauft wurde.

Als der junge Mann im Jahre 1925 das Abitur ablegte, war sein Großvater schon nicht mehr Deutscher Kaiser. Statt dessen war der Sozialdemokrat Friedrich Ebert als Reichspräsident Oberhaupt des Reiches. Zwar begann der junge Prinz im Folgejahr mit einem Studium in Berlin, wo er juristische und wirtschaftspolitische Vorlesungen belegte, wechselte aber bald an die Universität von Bonn und wurde dort Fux bei einer schlagenden Verbindung, dem Corps Borussia.

Schon während seiner Studienzeit bereiste er Südamerika. Nach dem erfolgreichen Abschluß seines Hochschulbesuchs machte er eine Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika, auf der er Henry Ford und Franklin Delano Roosevelt persönlich traf. Er trat dann in die Dienste des Automobilunternehmens Ford. Bedingt durch den Verzicht seines älteren Bruders Wilhelm auf die Ansprüche auf den Familienvorsitz kehrte er 1933 nach Deutschland zurück.

Der Prinz blieb nun in seinem Heimatland, trat in die Dienste der Lufthansa und leistete bei der Luftwaffe Wehrdienst. Ein Angebot von Joachim v. Ribbentrop, in der „Bewegung“ mitzuwirken, lehnte er ab. Am 4. Mai 1938 heiratete er die russische Großfürstin Kira. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor. Auf seiner Hochzeitsreise besuchte er abermals die USA. Präsident Roosevelt soll ihn dort gebeten haben, die Möglichkeit eines Spitzentreffens zwischen ihm, dem britischen Premierminister, Adolf Hitler und Benito Mussolini auf den Azoren zu erkunden. Außenminister Ribbentrop soll das entsprechende Schreiben nicht einmal beantwortet haben.

Bei Kriegsausbruch diente Louis Ferdinand in einem Transportgeschwader der Luftwaffe. Als sein älterer Bruder Wilhelm am 26. Mai 1940 an der Westfront als Infanterieleutnant fiel, verbot Hitler den weiteren Fronteinsatz von Mitgliedern der ehemals regierenden Herrscherhäuser. Am 30. Dezember 1941 schied der Prinz aus der Luftwaffe aus und wandte sich der Verwaltung des bei Elbing gelegenen Gutes Cadinen zu. Am 25. Januar 1945 gelang der Familie mit einem Pferdeschlitten die Flucht über das vereiste Haff und von dort nach Danzig. Mit der Eisenbahn ging es weiter über Stargard, Küstrin, Berlin, Potsdam nach Bad Kissingen.

Nachdem bereits 1941 der letzte Kaiser im niederländischen Doorn gestorben war, folgte ihm sein Sohn Kronprinz Wilhelm 1951 nach, und Louis Ferdinand wurde so der Chef des Hauses Hohenzollern. Der Prinz dachte politisch und nahm 1954 in dem von der Sowjetzone bedrängten Berlin (West) seinen Wohnsitz. Der Tod der geliebten Ehefrau 1967 wurde von ihm selbst als der schwerste Schicksalsschlag seines Lebens beschrieben.

Nach zwei Kriegsniederlagen, Inflation, Hitlerherrschaft, Teilung und dem Gezänk der politischen Parteien sahen viele Zeitgenossen trotz des „Wirtschaftswunders“ die Monarchie rückblik-

kend in einem sehr positiven Licht. Als 1968 die Wahl des Bundespräsidenten anstand, führten mehrere Zeitungen Umfragen durch. Bei der Illustrierten „Quick“ sprachen sich 39,8 Prozent für Louis Ferdinand als Bundespräsidenten aus. Nur 6,8 Prozent der Befragten wollten den später gewählten Gustav Heinemann im Amt sehen. Eine Erhebung der „Bild“ kam zu einem noch deutlicheren Ergebnis. Dort wollten 55,6 Prozent der Befragten den Preußenprinz an der Spitze der Bundesrepublik sehen. Heinemann, der sich selbst immer gern als „Bürgerpräsident“ sah, zog daraus keine Konsequenzen.

Am 9. November 1989 feierte der 82jährige seinen Geburtstag im Kreise seiner Familie, als er tief bewegt die Nachricht erhielt, daß die DDR alle Grenzübergänge geöffnet hatte und die Menschen nun gehen konnten, wohin sie wollten. Ihm war klar: Das war die Stunde der Wiedervereinigung seines Vaterlandes. Nun blieb ihm nur noch eines zu tun. Er wollte das Testament seines großen Ahnherren Friedrich des Großen erfüllen und dessen sterbliche Überreste nach Schloß Sanssouci überführen, um sie dort auf der Terrasse neben dessen Hunden zu begraben, so wie der große König es sich gewünscht hatte. Erich Honecker hatte zu Zeiten der DDR nachfragen lassen, ob der Prinz bereit wäre, die Särge seiner beiden Ahnen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. aus der Bundesrepublik Deutschland nach Potsdam bringen zu lassen. Seinerzeit hatte er das abgelehnt. 205 Jahre nach dem Tode des Großen Königs konnte nun doch noch dessen letzter Wille erfüllt werden. Die Bundeswehr sollte an den Feierlichkeiten zunächst nicht teilnehmen. Die traditionslose Ministerialbürokratie und der zuständige Verteidigungsminister hatten Furcht – Bundeswehroffiziere berichteten dem Prinzen davon. Erst der Bundeskanzler konnte durch sein Eingreifen den Feierlichkeiten den würdigen militärischen Rahmen verschaffen. Kohl selbst nahm an der Veranstaltung teil. In den ersten Minuten des 17. August 1991 wurde Friedrich der Große auf der Terrasse des Schlosses Sanssouci zur letzten Ruhe geleitet.

Am 25. September 1994 verstarb der Prinz in Bremen und wurde auf dem alten Stammsitz seines Hauses, der Burg Hohenzollern, in der Krypta neben seiner Frau beigesetzt.

Die Särge seiner beiden großen Vorfahren Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große befanden sich mittlerweile auf der Burg Hohenzollern zwischen den Gemeinden Hechingen und Bisingen in Baden-Württemberg, der Stammburg des Fürstengeschlechts der Hohenzollern. 95 Prozent des nach der Abschaffung der Monarchie verbliebenen Grundbesitzes lagen im deutschen Osten oder in Mitteldeutschland.

Foto: Der Prinz und die PAZ/OB-Redakteurin: Louis Ferdinand und Silke Osman


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