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10.11.07 / Urlaubsidylle in Gefahr / Thailand droht eine Eskalation mit militanten Moslems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-07 vom 10. November 2007

Urlaubsidylle in Gefahr
Thailand droht eine Eskalation mit militanten Moslems
von Joachim Feyerabend

Bislang blieben die Touristen, die sich in Thailands Urlaubsparadiesen wie Pattaya oder Phuket sonnen, von den täglichen Scharmützeln, Enthauptungen und Überfällen im Süden des Königreichs völlig verschont. Nun aber könnte die Idylle in Gefahr geraten: Thailändische Sicherheitskräfte haben vor möglichen Anschlägen auch in Phuket gewarnt.

Die Militärs des Landes befürchten eine neue Eskalation der Auseinandersetzungen mit den militanten Muslims der drei Südprovinzen Narathiwat, Pattani und Yala an der Grenze zu Malaysia. Schuld daran seien die islamischen Schulen und ihre Lehrer in den einzigen drei überwiegend von Moslems bewohnten Regionen des Landes.

Die meisten der „Ustas“ genannten islamischen Lehrer sind in Indonesien ausgebildet und dort radikalisiert worden. Sie tragen, so behauptet die militärische Führung Thailands in einer jetzt veröffentlichten Analyse, das Gedankengut eines streng islamischen Staates unter Sharia-Recht in die junge Generation. Immerhin rund 80 Prozent der im Süden lebenden Jugend besuchen diese islamischen Bildungsstätten. Neu ist, daß Schüler gerade in Yala immer wieder zu Sonderausbildungen bei militanten Rebellen in geheimen Lagern verschwinden. Später kehren sie als „Vollstrecker“ in ihre Dörfer zurück und ermorden Nachbarn, die sich den islamistischen Lehren widersetzen.

Dabei machen die fanatische „Vollstrecker“ nicht einmal vor der eigenen Familie halt, töten nicht selten den eigenen Vater. In einem Regierungsbulletin, das jetzt, kurz nach dem Jahrestag der Wiedereinführung der Demokratie, veröffentlicht wurde,  schlägt die thailändische Führung in der Hauptstadt Bangkok Alarm: Allein in Yala seien rund 200 Dörfer von der Gewaltwelle erfaßt – bei insgesamt nur 460000 Einwohnern auf einer Fläche knapp doppelt so groß wie die des Saarlandes eine beängstigende Zahl. Die radikalisierten Banden rekrutieren zudem ständig neue Jugendliche, die eine paramilitärische Ausbildung erhalten. Seit 2004 fielen 2500 Menschen den Gemetzeln zum Opfer. Die islamischen Schulen, „Pandoks“ genannt, gelten als Rekrutierungsbasis für die islamische Untergrundarmee, die „Barisan Revolusi Nasional Front“ (BRN), die wiederum enge Verbindungen zur indonesischen Jemaah Islamiah und dem islamistischen radikalisierten „Free Aceh Movement“ auf Sumatra unterhält. Anführer und Stratege der BRN ist nach Ansicht des thailändischen Militärs Mahama Mama, 48, der für den Überfall auf ein Armee-Depot im Jahre 2004 verantwortlich gemacht wird, bei dem 300 Armeewaffen in die Hände der Aufständischen fielen. Mama ist inzwischen aus dem Land geflohen.

Thailands Regierung reagiert zunehmen beunruhigt: Anfang September verdoppelte Bangkok seine Militärkräfte in den drei Unruheprovinzen, beorderte 300 zusätzliche Grenzwächter an die Grenze zu Malaysia und verschärfte die Einreisebedingungen. Erst dieser Tage gelang den thailändischen Sicherheitskräften hier die Verhaftung einer Gruppe Terroristen, die mutmaßlich der BRN angehören und beschuldigt werden, 29 Dörfer überfallen zu haben.

Zudem üben 2000 Sicherheitskräfte derzeit für den Ernstfall terroristischer Anschläge in den großen Städten des Landes wie Bangkok, Chiang Mai, Nakhon Ratchasima, Phuket und Hat Yai. Die Metropolen sind nach Erkenntnissen der Sicherheitskräfte besonders gefährdet.

In einem Seminar drängte am 1. September der Terrorexperte Sucharat Pamrungakut von der Chulalonkorn-Universität vor hohen Militärs, die Bevölkerung auf die latente Gefahr vorzubereiten und ohne „Panikmache“ mit entsprechenden Verhaltensregeln vertraut zu machen – etwa, daß die Menschen sich im Ernstfall von Glasscheiben fernhalten, da bei Explosionen gerade an solchen Orten eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht.

In den südlichen Provinzen wird gern auf die lange muslimische Tradition hingewiesen. Die Gebiete bildeten zusammen über Jahrhunderte ein eigenes islamisches Sultanat, das – obgleich den siamesischen (thailändischen) Königen tributpflichtig – große Autonomie genoß und 1767 sogar für kurze Zeit ganz unabhängig wurde. Schon 1785 jedoch fiel die Region wieder an Bangkok und wurde 1902 ganz der Zentralregierung unterstellt. Aus dieser Vergangenheit leiten islamistische Separatisten bis heute den Anspruch auf einen eigenen Staat ab. Von den 65 Millionen Thais sind 95 Prozent Buddhisten, nur 4,6 Prozent Anhänger Mohammeds. Unter den rund 1,8 Millionen Bewohnern der drei Südprovinzen, die zusammen mit 11000 Quadratkilometern knapp halb so groß sind wie Mecklenburg-Vorpommern, bekennen sich hingegen rund 80 Prozent zum Islam.

Foto: Übrig blieb nur Asche: Islamische Separatisten schrecken in Thailand auch vor Schulen nicht zurück.


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