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17.11.07 / Den Idealen des Maßhaltens verpflichtet / Der Hofarchitekt Ludwig Ferdinand Hesse und sein Werk wird in einem umfangreichen Band in Erinnerung gerufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Den Idealen des Maßhaltens verpflichtet
Der Hofarchitekt Ludwig Ferdinand Hesse und sein Werk wird in einem umfangreichen Band in Erinnerung gerufen
von Helga Steinberg

Schinkel und Schadow kennt der Architekurfreund, natürlich. Vielleicht auch Langhans, Vater und Sohn, oder sogar Persius, dessen Lebenswerk vor kurzem in einer Ausstellung gewürdigt wurde. Aber Hesse? Das ist doch ein Dichter gewesen, oder? Ja sicher, aber es gibt auch Hesse, den Architekten, der als Schinkel-Schüler das Bild der Stadt Berlin mitgeprägt hat. Die Rede ist von Ludwig Ferdinand Hesse (1795–1876), der seine Laufbahn als Bauführer bedeutender Schinkel-Bauten wie etwa des Kreuzberg-Denkmals oder der Friedrichwerderschen Kirche begann. Weniger bekannt sein dürfte allerdings, „daß er bereits zu Lebzeiten seines großen Lehrers selbst entworfene Bauten in der Hauptstadt Preußens verwirklichen durfte“, betont An-dreas Kitschke, Herausgeber der Bandes  „Ludwig Ferdinand Hesse – Hofarchitekt unter drei preußischen Königen“, der jetzt im Deutschen Kunstverlag, Berlin 2007, erschien (440 Seiten mit 100 farbigen und 401 schwarzweißen Abb.,  Leinen mit Schutzumschlag, 68 Euro). Gerade diese frühen Entwürfe seien ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis der Architektur Hesses. Und so gehen namhafte Kenner der Architektur in dem Band auch dem gestalterischen Einfluß nach, den der im pommerschen Belgard geborene Hesse auf die Architektur seiner Zeit ausübte. Dennoch falle eine Gesamtwertung seines Werkes schwer, so Kitschke, der dafür die Last der Detailaufgaben, die Hesse als Mitglied des

Hofbauamtes und der Schloßbaukommission erledigen mußte, verantwortlich macht. Außerdem ist eine Vielzahl der Bauten Hesses der Spitzhacke zum Opfer gefallen, als in der Gründerzeit neue schmuckreichere Häuser entstanden, um den neuen Reichtum der Besitzer zu repäsentieren. Erhalten blieb nicht viel, etwa das Wohn- und Lehrgebäude der Tierarzneischule, das neue Charitégebäude in Berlin oder das Haus der Witwe Persius in Potsdam wie auch Kleinarchitekturen, Fontänen und Brunnen im Park Sanssouci.

„Seine weltmännische Art“, so Kitschke über Hesse in einem Beitrag des Besuchermagazins „Porticus“ der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, „ließ ihn stets offen sein für bautechnische und architektonische Innovationen. Hierin liegt der Grund, daß sich in den Werken unmittelbar und exemplarisch der Geschmackswandel einer Epoche nachvollziehen läßt. Waren seine Frühwerke noch deutlich vom Klassizismus Schinkelscher Prägung beeinflußt, so zeigen die späteren Schöpfungen andere stilistische Einflüsse, die schließlich in den sogenannten Historismus mündeten. Als Beispiele mögen hier die neubarokken Umgestaltungen von Räumen im Berliner Schloß oder die üppigen Raumausstattungen genügen. Seine Aufgeschlossenheit für Neues bis ins hohe Alter hinein ließ Hesse zu einem aktiven Wegbereiter eines formenfreudigen, reicheren Stils werden. Dabei blieb er, ganz Preuße, immer noch den Idealen des Maßhaltens verpflichtet.“


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