© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-07 vom 17. November 2007

Opas Hund und Omas Katze
Haustiere tun älteren Menschen gut und halten mobil
von Anja Schäfers

Den Traum vom Haustier wollen sich viele Menschen im Ruhestand verwirklichen. Ohne berufliche Verpflichtungen, so stellen sie sich vor, haben sie endlich Zeit für Hund oder Katze. Wenn es soweit ist, kommen ihnen häufig Bedenken. Sollte ich mir in meinem Alter noch ein Tier zulegen?

„Wenn man halbwegs fit ist, spricht nichts dagegen, sich ein Tier anzuschaffen“, sagt Angelika Prauß, Leiterin der Bonner Regionalgruppe des Vereins „Tiere helfen Menschen“.

„Man sollte aber unbedingt überlegen, ob diese zu den derzeitigen Lebensumständen und Freizeitvorlieben passen“, sagt Prauß. In einer kleinen Wohnung ohne Garten zum Beispiel könne man keine Katze halten. Wer nicht mehr gut zu Fuß sei, sollte sich keinen Hund anschaffen.

Die Haltung von Vögeln sei meist unproblematisch. Sie bedürfen täglicher Zuwendung und Beschäftigung. Katzen sind eher selbstständige Wesen, die sich zwar ihr Futter abholen, aber sonst eher mit der Jagd außer Haus beschäftigt sind. Andererseits gibt es auch echte Stubentiger, die sich in der Wohnung wohlfühlen und gern mit ihrem Menschen spielen und schmusen.

Ein Hund hält einen am ehesten auf Trab, denn mit ihm muß man mehrfach täglich vor die Tür gehen. „Die Spaziergänge und die frische Luft tun auch dem Menschen gut“, sagt die Expertin. Außerdem bekomme man durch das Tier auch leichter Kontakt zu seinen Mitmenschen. Zu anderen Hundehaltern zum Beispiel oder zu Kindern, die den Hund streicheln wollen.

Die Hunderasse sollte man so auswählen, daß man auch mit nachlassenden Kräften nicht überfordert wird. Als Gefährten im Alter sind eher ruhige, freundliche Tiere geeignet. „Wenn jemand noch nie oder lange keinen Hund mehr hatte, sollte er sich von einem unabhängigen Hundetrainer beraten lassen“, empfiehlt Prauß.

Große Hunde wie Doggen oder Schäferhunde sollte man sich im Alter eher nicht anschaffen. Diese kraftvollen Rassen könne man häufig kaum an der Leine halten. „Außerdem gibt es immer wieder Situationen, in denen man seinen Hund tragen muß“, sagt Jutta Siebers, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Tierschutz.

Beide Expertinnen empfehlen, sich ein älteres Tier aus dem Tierheim zu holen. Diese seien nicht mehr so temperamentvoll wie Welpen und bräuchten weniger Erziehung. Zudem hätten sie eine geringere Lebenserwartung. „Viele Senioren schaffen sich kein neues Tier mehr an, weil sie Angst haben, daß sie sich nicht bis zu dessen Ende darum kümmern können“, sagt Siebers. Der Umzug in ein Seniorenheim bedeutet nicht automatisch, daß man sein Haustier abgeben muß. „Unsere Liste an Einrichtungen, in denen man sein Tier mitbringen kann, wird immer länger“, berichtet Siebers. Natürlich hänge vieles vom Einzelfall ab. Es sei zum Beispiel einfacher, Wellensittiche mit in ein Heim zu nehmen als etwa einen Hund.

Mit einer Vorsorgevollmacht können ältere Tierbesitzer dafür sorgen, daß ihr Liebling nach ihrem Tod in die richtigen Hände gerät. Wer keinen geeigneten „Erben“ findet, kann auch Mitglied im Freundeskreis betagter Tierhalter des Bundesverbandes Tierschutz werden. Dieser vermittelt das Tier in eine geeignete Familie, wenn sein Besitzer verstorben ist.

Auch die Schattenseiten der Tierhaltung im Alter sollten nicht unerwähnt bleiben. Einige Tiere von Senioren bekommen zum Beispiel nicht mehr genügend Auslauf oder werden mit dem falschen Futter „verwöhnt“. „Die Tiere leiden dann oft unter starkem Übergewicht und Folgekrankheiten wie Diabetes“, sagt Siebers. Wegen der eingeschränkten Mobilität des Halters würden oft auch die notwendigen Besuche beim Tierarzt ausfallen.

Zudem sollte man in seinem Bekanntenkreis immer zwei oder drei hilfsbereite Personen haben, die sich um das Tier kümmern können, wenn man kurzzeitig krank ist.