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24.11.07 / Eine Zeit des Umbruchs / Berliner Galerie zeigt Malerei um 1900

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-07 vom 24. November 2007

Eine Zeit des Umbruchs
Berliner Galerie zeigt Malerei um 1900

Vor hundert Jahren“ ist der Titel einer Ausstellung, die derzeit in der Berliner Galerie Bar-thelmess & Wischnewski gezeigt wird. Berliner Malerei aus der Zeit um 1900 steht im Mittelpunkt dieser Präsentation. In dieser Epoche schien der Alltag noch überschaubarer, einfacher und gemächlicher zu sein als heutzutage. Aber es war auch eine Zeit des Auf- und Umbruchs: Selbst an einem tiefverschneiten Wintertag ging das geschäftige Treiben vor dem Ephraimpalais seinen gewohnten Gang. Doch kündigen sich der Fortschritt und die neuen Zeiten bereits an. Erscheint in Max Uths Werk „Blick auf Spandau“ die vor den Toren Berlins gelegene Havelstadt noch wie ein verträumter Flecken, so zeugen die zahllosen Schleppkähne und Zillen, die ihre Waren in einem endlosen Zug nach Berlin bringen, vom offensichtlich unstillbaren Hunger der Metropole. In der Hauptstadt des neuen Deutschen Reichs trafen Licht und Schatten wie nirgends sonst aufeinander. Die eleganten Damen des Kurfürstendamms oder die Besucherinnen eines Marktes mit seinem üppigen Angebot stehen den Hinterhofbewohnern auf einem Gemäldes Alfred Wieners gegenüber sowie jenen Menschen, die in dem heruntergekommenen, wenngleich malerischen, mittelalterlichen dunklen Gassen des Krögels lebten, wie Kurt Pallmannn sie schilderte.

Auch in der Malerei hoben um 1900 neue Zeiten an: Beeinflußt durch die französischen Impressionisten und deren Nachfolger entdeckten die deutschen Künstler die Gegenwart als Motiv für ihre Malerei.

„Il faut être de son temps“, man muß Teil seiner Zeit sein, hatte Edouard Manet postuliert und damit der jungen Künstlergeneration ein gültiges Motto gegeben. Aber die Künstler empfanden sich nicht nur als Teil ihrer Zeit, als Teil jener Epoche der Umbrüche und Neuerungen, die schließlich auch die Kunst veränderten, sondern sie empfanden sich auch als Teil ihrer Heimat, die sie nun plötzlich mit neuen künstlerischen Augen sahen und die sie nun sogar für wert hielten, als Motiv für ihre Gemälde zu dienen. Es war die Zeit, als die Moderne ihren unaufhaltsamen Siegeszug antrat.   gbw

Die Ausstellung in der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Giesebrechtstraße 10, Ecke Kurfürstendamm, 10629 Berlin, ist montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 Uhr bis 18.30 Uhr, sonnabends von 11 bis 15 Uhr geöffnet, bis 27. Januar 2008.

Foto: Kurt Pallmann: Winter in Berlin, Ephraimpalais und Nikolaikirche (Öl, um 1900)


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