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24.11.07 / Barnard verpflanzte das erste Herz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-07 vom 24. November 2007

Barnard verpflanzte das erste Herz
von Hans Lody

Epochemachende Ereignisse oder Erfindungen werden fast immer in den hoch entwickelten Industrieländern gemacht. Als am 3. Dezember 1967 in der Republik Südafrika erstmals auf der Welt eine Herztransplantation gewagt und zumindest kurzfristig erfolgreich durchgeführt werden konnte, stellte dieses Land seine wissenschaftlich-medizinische Leistungsfähigkeit unter Beweis.

Christiaan Neethling Barnard, Herzchirurg am Groote-Schuur-Krankenhaus in Kapstadt, hatte das 31köpfige Transplantationsteam geleitet und dem Patienten Louis Washkansky in einer fünfstündigen Operation das Herz eines 25jährigen Unfallopfer eingepflanzt. Die Operation war insofern erfolgreich, als Washkansky sie überlebte. Nach 18 Tagen verstarb er jedoch an einer Lungenentzündung. Zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion des Körpers auf das fremde Organ, war das Immunsystem weitgehend außer Kraft gesetzt worden. Der zweite Patient Philip Blaiberg wurde am 2. Januar 1968 operiert und lebte

19 Monate mit dem verpflanzten Herzen. Barnard scheint kein überzeugter Anhänger der Politik seines Landes gewesen zu sein, da er mit Hamilton Naki auch einen schwarzen Südafrikaner in seinem Team mitarbeiten ließ, was nicht unbedingt den Grundsätzen der Apartheid entsprach.

Barnard war erst 35 Jahre alt, als er mit seiner Operation mit einem Schlag weltberühmt wurde. Der Sohn eines protestantischen Missionars kam am 8. November 1922 im südafrikanischen Beaufort West zur Welt. Seine Ausbildung genoß er in seinem Geburtsland. Dort ging er zur Schule, besuchte er die Universität und promovierte. Nach einer Tätigkeit als Assistenzarzt in Kapstadt siedelte er in die USA über, um dort seine Kenntnisse zu vervollkommnen. 1958 kehrte er in seine südafrikanische Heimat zurück. Seit 1963 experimentierte Barnard mit Herzverpflanzungen an Tieren. Auch im anderen Lager, auf der anderen Seite des Eisernen Vorhanges, in der Sowjetunion, wurde seit Anfang der 60er Jahre auf eine Herztransplantation hingearbeitet. Dort fanden seit 1963 ebenfalls derartige Tierversuche statt. 1967 gewann der Südafrikaner dann das Wettrennen. 1974 gelang ihm ein weiterer Erfolg. Er stellte unter Beweis, daß in der Brust eines Menschen zwei Herzen schlagen können. Er führte die erste Transplantation im sogenannten Huckepackverfahren durch. So ließ er die Arbeit des neuen Herzens durch die Arbeit des alten Herzens unterstützen. Insgesamt führte Barnard mit seinem Team 420 Herztransplantationen durch.

1983 mußte Christiaan Barnard seine Tätigkeit als Herzchirurg aufgeben, da er schwer an Arthritis erkrankt war. Seitdem engagierte er sich in der Christiaan-Barnard-Foundation für herzkranke Kinder. Am 23. April 2001, dem 15. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl, initiierte Barnard unter dem Motto „Vergeßt die Kinder nicht“ einen Spendenaufruf. Noch im selben Jahr, am 2. September 2001, verstarb der Mann, den Nelson Mandela zu dessen 75. Geburtstag einen großen Sohn seines Landes genannt hatte, im zypriotischen Paphos. Christiaan Barnard hinterließ sechs Kinder und drei von ihm geschiedene Frauen.


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