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24.11.07 / Nachbarn wurden Feinde / Die Geschichte der Sudetendeutschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-07 vom 24. November 2007

Nachbarn wurden Feinde
Die Geschichte der Sudetendeutschen

Eigentlich ist es „nur“ ein Katalog zu einer bereits nicht mehr laufenden Ausstellung, doch „Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“ ist auch ohne diese zu empfehlen. Kurz und bündig, mit vielen Abbildungen und Kartenmaterial schildert der Journalist Konrad Badenheuer die Geschichte der Sudetendeutschen. Von der Besiedlung dieses Gebietes, das stets ein Völkergemisch beherbergte, bis hin zur klaren Ausbildung von Nationenzugehörigkeiten.

Zusammengefaßt im Herrschaftsgebiet Österreich-Ungarns leben Deutsche, Tschechen, Slowaken, Magyaren (Ungarn) und Juden Jahrhunderte relativ spannungsfrei nebeneinander. Doch eben nur relativ spannungsfrei. Badenheuer schildert anhand kurzer, übersichtlicher Beispiele aus dem 19. Jahrhundert die sich abzeichnenden Probleme. Zwar kämpften die Tschechen im Ersten Weltkrieg noch überwiegend an der Seite Österreich-Ungarns, doch die Exil-Regierung, bestehend aus Eduard Benesch und Tomas Masaryk, plant bereits die Gründung der Tschechoslowakei und somit Abspaltung von Österreich. In wilden militärischen Überfällen werden die von Deutschen bewohnten Gebiete, auf die es Benesch und Masaryk für ihren neuen Staat abgesehen haben, eingenommen. Masaryk hierzu 1919: „Unsere geschichtlichen Grenzen stimmen mit den ethnographischen Grenzen ziemlich überein. Nur die Nord- und Westränder des böhmischen Vierecks haben infolge der starken Zuwanderung des letzten Jahrhunderts eine deutsche Mehrheit. Für diese Fremden wird man vielleicht einen gewissen modus vivendi schaffen … Im übrigen bin ich davon überzeugt, daß eine sehr rasche Entgermanisierung vor sich gehen wird.“ Obwohl die Entgermanisierung durch Schließung deutschsprachiger Schulen und Benachteiligung Deutscher bei öffentlichen Ausschreibungen und Positionen von Seiten des Staates vorangetrieben wurde, belegt der Autor, daß die Deutschen nicht so wollten, wie sie sollten. Der zunehmend schlechte Umgang mit den Deutschen in Böhmen und Mähren lieferte dann auch Hitler allerlei Beispiele, um sich bei den Alliierten des Ersten Weltkrieges für die deutsche Volksgruppe einzusetzen. Doch alle Zugeständnisse waren ihm nicht genug: Das brodelnde Gemisch kam zur Explosion, deren Opfer die Sudetendeutschen waren. Über Vertreibung, Vernichtung und Versöhnung nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges schreibt Badenheuer ebenfalls.

Auch auf bis heute bestehende Spannungen geht der Autor ein. „Die Sudetendeutschen waren die fünfte Kolonne Hitlers … viele von ihnen (haben) Landesverrat begangen, ein Verbrechen, das nach dem damaligen Recht durch die Todesstrafe geahndet wurde“ … ihre Vertreibung war … „milder als die Todesstrafe“, zitiert Badenheuer den ehemaligen Ministerpräsidenten (1998–2002) der Tschechischen Republik, Milos Zeman. Derartige Äußerungen seien nur möglich, weil die deutsche Politik „das Thema ruhen läßt“, kritisiert der Autor daraufhin.

„Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“ erklärt gekonnt die Geschichte der Volksgruppe und ist schnell gelesen.            Bel

Konrad Badenheuer: „Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“, zu beziehen über Sudentendeutscher Rat, Hochstraße 8, 81669 München, broschiert, zahlr. Abb., 143 Seiten, 14,90 Euro


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