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01.12.07 / Wie das Königreich Belgien entstand / Heute fühlen sich die niederländischsprachigen Bürger diskriminiert, 1830 waren es die französischsprachigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-07 vom 01. Dezember 2007

Wie das Königreich Belgien entstand
Heute fühlen sich die niederländischsprachigen Bürger diskriminiert, 1830 waren es die französischsprachigen
von Manuel Ruoff

Balla gerant alii, tu, felix austria, nube! – Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate! Gemäß diesem Leitsatz kamen die sogenannten alten Niederlande, also das, was wir heute als Benelux bezeichnen, nicht durch Krieg, sondern durch Heirat in den Besitz des österreichischen Herrscherhauses, der Habsburger. 1477 heiratete Maria von Burgund Maximilian von Habsburg und brachte die Niederlande in die Ehe ein. Nach der Teilung des Habsburgerreiches wurden aus den Habsburgischen die Spanischen Niederlande. Als die spanischen Habsburger im Zuge der Gegenreformation eine dezidiert katholische Politik betrieben, spaltete sich der nördliche, protestantische Teil der Niederlande ab, während der südliche, katholische bei Spanien verblieb. Als die spanische Linie der Habsburger im Mannesstamme ausstarb, konnte sich die österreichische Linie im Spanischen Erbfolgekrieg nicht gegen die Bourbonen durchsetzen. Die Österreicher mußten zugunsten der Franzosen auf den spanischen Thron verzichten, erhielten zum Trost jedoch die Spanischen Niederlande. Diese nun Österreichischen Niederlande verlor Österreich nach der Französischen Revolution in den Revolutions- und napoleonischen Kriegen an Frankreich.

Die Befreiungskriege beendeten die französische Herrschaft über die Niederlande. Aus diesen Kriegen ging als eigentlicher Sieger Großbritannien hervor. Gegen seinen Willen lief in Europa nun kaum noch etwas. Um den ungestörten Zugang ihrer Hauptstadt zu den Weltmeeren zu sichern, legten die Briten größten Wert darauf, daß die der Themsemündung gegenüberliegende Küste des Kontinents nicht in die Hand einer seefahrenden Großmacht geriet. Frankreich war eine seefahrende Großmacht, Österreich nicht. Aus diesem Grunde hätte Großbritannien gerne eine Rückgabe der vormaligen Österreichischen Niederlande an den vormaligen Besitzer gesehen. Der österreichische Kaiser zog jedoch eine Abrundung des Kernterritoriums dem Rückerhalt der schwer zu verteidigenden Exklave vor. Nun hätte man die vormalig österreichischen Niederlande in die Selbständigkeit entlassen können, aber dann wäre dieser Staat ob seiner Größe ein gefundenes Fressen der Franzosen gewesen, die den Rhein als natürliche Grenze beanspruchten. Das Gebiet wurde deshalb mit seinem nördlichen Nachbarn zum Vereinigten Königreich der Niederlande vereinigt, zur „Schildwacht Englands auf dem Kontinent“, wie der niederländische König es selber nannte.

Wilhelm I. förderte den Protestantismus und die niederländische Sprache in seinem Reich. Das brachte den französischsprachigen und katholischen Süden gegen ihn auf. Mit Unterstützung Frankreichs gelang den Südniederländern im Revolutionsjahr 1830 die gewaltsame Loslösung. Der Süden wurde als eigenständiges Königreich selbständig. Als Name wurde „Belgien“ gewählt. Die Bezeichnung geht auf Julius Caesar zurück, der alle keltischen Stämme, nördlich der Seine und der Marne als „Belgae“ bezeichnete.

Die britische Zustimmung wurde durch zweierlei erkauft. Statt des von Frankreich präferieten Louis d’Orléans erhielten die Belgier den mit zahlreichen europäischen Herrscherhäusern verwandten Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha zum König. Nach dem Vorbild der Schweiz erkannten die Großmächte die Neuschöpfung als neutral an.


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