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01.12.07 / Immer auf die Polizei / Wenn Expertenmeinungen zweifelhafte Kampagnen auslösen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-07 vom 01. Dezember 2007

Immer auf die Polizei
Wenn Expertenmeinungen zweifelhafte Kampagnen auslösen
von Mariano Albrecht

Stimmungsmache gegen die Polizei in Köln. Trotz hervorragender Ermittlungsergebnisse im Fall des offensichtlich geplanten Amoklaufes zweier Kölner Schüler, steht die Polizei als Buhmann da. Die Beamten sollen Schuld am Tod eines 17jährigen sein, der mit seinem 18jährigen Schulfreund das Schulmassaker geplant haben soll.  Was war passiert?

Durch Hinweise aus Schülerkreisen wurde die Polizei auf die beiden Jungen aufmerksam, diese hatten genau ein Jahr nach dem Amoklauf an einer Schule in Emsdetten Videoaufnahmen von einem Schulmassaker auf ihrer Internetseite plaziert und sich damit verdächtig gemacht ähnliches zu planen. Die Beamten reagierten prompt. Man fand mehrere Luftdruckwaffen und eine Armbrust, stellte die Jugendlichen zur Rede, nicht im Verhör, da ja die Tat noch nicht begangen war, heißt die polizeiliche Maßnahme in diesem Fall Gefährdergespräch. In der Folge wurde der 18jährige Robin B. in eine Psychiatrische Klinik gebracht. Voraussetzung hierfür ist ein richterlicher Beschluß auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder Freiwilligkeit. Robin B. begab sich nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft freiwillig in ärztliche Behandlung.  Sein Freund Rolf B. wurde nach dem Gespräch mit der Polizei auf freien Fuß gesetzt, er nahm sich kurze Zeit später mit einem  Sprung vor eine Straßenbahn das Leben. Seine Freilassung ein grober Fehler der Polizei?

Einer der ersten, der sich zu dem Unglück zu Wort meldete,  war der Psychologe Georg Sieber, seine Äußerungen gaben den Medien die Richtung für die Berichterstattung vor. „Die Fahnder wollten rasch einen publikumswirksamen Erfolg präsentieren. Wenn es ihnen um den Schüler gegangen wäre, hätten sie anders reagiert“, sagte Sieber der „Berliner Zeitung“ und trat die Kampagne los.

Georg Sieber – der sich Polizeipsychologe nennen läßt und 1972 „in beiderseitigem Einvernehmen“ bei der Münchner Polizei ausschied, betreibt gegenwärtig eine Beratungsfirma – wirft der Polizei vor, den Jungen nicht vor sich selbst geschützt zu haben. Sieber ist offensichtlich weniger Polizeipsychologe als verbissener Polizeikritiker. Was hätte die Polizei tun können?

Da Rolf B. zum Zeitpunkt des Gespräches als nicht tatverdächtig galt, eine Straftat wurde ja (noch) nicht begangen,  und auch gegenüber den Beamten glaubhaft machen konnte, daß er von einer Verübung der mutmaßlich geplanten Tat Abstand genommen hatte, mußten ihn die Polizisten frei lassen. Eine Verhaftung oder wie im Fall seines Komplizen Robin. B eine Einweisung in psychiatrische Behandlung hätte nur durch einen Antrag der Staatsanwaltschaft und per richterlichen Beschluß erfolgen können. Dies war offensichtlich nicht geschehen, obwohl ein Staatsanwalt in der „Berliner Zeitung“ von angedeuteten Selbstmordabsichten des Jungen gesprochen hatte.

Daß ohne Haftantrag der Staatsanwaltschaft kein Festhalten des Jungen möglich war, hätte auch der ehemalige Polizist Sieber wissen müssen. Doch das spielte für ihn keine Rolle.

Wichtiger für Sieber sind offensichtlich Schlagzeilen und Zitate mit seinem Namen, das ist Werbung in eigener Sache, Expertenmeinungen werden von Medien zuweilen auch gut honoriert. Experte Sieber sagt oft seine Meinung und die kann je nach Themenlage „passen“. In der Zeitschrift „Stern“ erklärt er zum Thema Brandstifter: „Nach unserer Erfahrung ist der typische Serienbrandstifter selten intelligent, hat einen einfachen Job...“ „Es sind meistens die Loser (Verlierer) der Gesellschaft....“.  Im Magazin „PM Perspektive“ geht Sieber dann auf Kontra zur eigenen Meinung zum gleichen Thema: Während der Münchner Polizeikommissar Peter Fruth die gleiche Meinung wie Sieber im „Stern“ vertritt, „Die Mehrheit der Brandstifter ist nicht besonders intelligent. Die meisten bewegen sich im unteren sozialen Niveau“, widerspricht der Psychologe Georg Sieber: „Die Polizei hält Brandstifter zwar für doof, aber der Intelligenzquotient hat nichts mit Feuersucht zu tun. Ich kenne auch zündelnde Akademiker.“ Hauptsache gegen die Polizei.

Die Ex-Kollegen müssen dem sogenannten Experten übel mitgespielt haben. Auf Anfrage gibt sich die Polizei in München aber kollegial diskret.

Nicht so Georg Sieber: Auch während der Polizeieinsätze rund um den G8-Gipfel war er ein gern zitierter Experte in den Medien, wenn es darum ging, die Arbeit der ehemaligen Kollegen in den Schmutz zu ziehen.

Den geschlossenen Einsatz der Polizei gegen die Chaoten aus dem Schwarzen Block bezeichnete er gegenüber dem „Deutschlandfunk“ als „einsatztechnische Dummheit“. Sieber wörtlich: „Man darf dann eben nicht Landesherrenattitüden annehmen und unbedingt Herr der Lage sein wollen. Eine Demonstration gehört den Demonstranten“. Über das Auftreten der Polizei Sieber weiter: „... die Polizei reagierte sehr schnell auf Sachbeschädigung mit Körperverletzung“. Von den 430 verletzten, davon 30 schwerverletzten Polizisten sprach Siebert nicht, so werden „große Storys“ gemacht.

Georg Sieber ist auf vielen Gebieten Experte, auch Gutachten werden von ihm erstellt. So auch zum Thema Resozialisierung von Sektenaussteigern. 1989 kam er zu dem erstaunlichen Ergebnis, daß „sehr großen Beratungskapazitäten kein wahrnehmbarer Beratungsbedarf gegenübersteht“. Auf dem Deckblatt des 58seitigen Gutachtens findet sich der Auftraggeber, eine Münchner Anwaltskanzlei, welche die Scientology-Sekte und deren Mitglieder vertritt. In einem Scientology-Magazin wird Siebers Arbeit als „eine der ersten und zuverlässigen Expertisen über neue Religionen“, und er selbst als „berühmter deutscher Psychologe und Professor gelobt. Der Titel des Beitrages lautete. „Wie Medien benutzt werden, um Haß zu erzeugen“.

Foto: Linke Autonome greifen beim G8 Gipfel die Polizei an: Deeskalation unmöglich


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