19.04.2024

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01.12.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lersen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-07 vom 01. Dezember 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lersen
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

Frau Regina Weisbarth aus Berg hat mir geschrieben, und ich konnte auf ihr Anliegen beim Königsberger Treffen in Hamburg in einem persönlichen Gespräch auch direkt eingehen, aber helfen konnte ich ihr nicht, versprach aber, unsere Ostpreußische Familie zu befragen, was ich hiermit tue. Frau Weisbarth ist in der Pregelstadt geboren, ihre Tante ist die Kunstmalerin Ruth Faltin. Aber nicht um diese dreht sich ihre Frage, sondern um ihre Großmutter väterlicherseits Mathilde Müller geborene Crueger, * 27. Dezember 1867. Sie war verheiratet mit Hermann Carl Müller, Schriftsetzer bei der Druckerei Rautenberg. Ihren Lebensabend verbrachte sie in dem Taubstummenheim in der Krausallee 69. Es war ein markantes, großflächiges Gebäude, von dem bekannten Architekten Emil Reinhold Arndt errichtet, sehr schön in dem vom Landgraben bestimmten Grüngürtel gelegen. Die genaue Angabe der Lage ist wichtig, weil es noch die Provinzial-Taubstummenanstalt in der Schleiermacherstraße gab. Königsberg war schon früh auf diesem Gebiet tätig, die erste Taubstummenschule wurde bereits im Jahre 1817 gegründet. Frau Mathilde Müller lebte noch bis Februar 1945 in dem Heim, die 78jährige dürfte den Kampf um Königsberg und die anschließende furchtbare Zeit nicht überlebt haben. Was ist aus den Bewohnern geworden, erfolgte noch eine Evakuierung, sind einige Heiminsassen aus Königsberg herausgekommen und wohin? Wo wurden die Toten beerdigt, gibt es Unterlagen über die Verstorbenen? Sicherlich werden einige Leserinnen und Leser zu einigen Fragen Stellung nehmen können, wenn sie ebenfalls Verwandte oder Bekannte hatten, die in dem Heim untergebracht oder dort beschäftigt waren. Für Frau Weisbarth wäre jede Information wichtig, denn sie möchte die Dunkelheit, die über dem Schicksal ihrer Großmutter liegt, wenigstens etwas aufhellen. (Regina Weisbarth, Angermairweg 6, 82338 Berg, Telefon 0 81 51 / 58 55, Telefax 0 81 51 / 27 75 50.)

Ein Gedicht wird gesucht, ich kenne es nicht, kann es auch nicht finden. Es paßt in diese Jahreszeit, denn es beginnt so: „Ich sah den Wald sich färben, die Luft gar grau und stumm. Ich war betrübt zum sterben und wußte kaum, warum.“ Trost bringt dann ein Wandervogel, der nach Süden zog. Wer kennt es? Gewünscht wird es von Frau Ruth Pellnat-Marwitz, Flottgarten 4, 29323 Wieckenberg.

Noch ein Gedicht wird gesucht – das Poem von der Oma, die die Brill´’ sucht – den Wunsch kann ich erfüllen. Nicht aber den zweiten von Herrn Josef Lange, und ich glaube auch kaum, daß er sich erfüllen läßt. Es handelt sich um das alte Kinderbuch „Kinderhumor für Auge und Ohr.“ Wer kennt es oder kann einen Tipp geben, wo man es finden könnte? (Josef Lange, Am Finkenacker 4, 79215 Elzach / Schwarzwald, Telefon 0 76 82/ 85 32.)

Es spricht sich herum, daß es eine Ostpreußische Familie gibt, die unerwartete Erfolge bei der Spurensuche nach verloren geglaubten Wurzeln vorweisen kann. Und mit dieser Hoffnung wendet sich auch Herr Georg Bendrien aus Bad Oldesloe an uns. Ihm ergeht es so wie vielen Landsleuten, die sich erst im späten Alter intensiv mit Familiengeschichte und der damit verbundenen Dokumentation beschäftigen. Bei Herrn Bendrien sind es jetzt die Kinder, die ihn drängen, etwas über seine Herkunft aufzuschreiben. „Jahrelang habe ich von dem durch meinen Vater und andere Verwandte gepflegten Kontakt profitiert, ohne mir Gedanken darüber zu machen, wer alles zu meiner Verwandtschaft gehört und woher ich kam“, schreibt Herr Bendrien und bedauert, daß er keine Unterlagen über seine mütterlichen Verwandten besitzt und niemanden mehr befragen kann. Die väterliche Linie kann er bis zu den Urgroßeltern zurückverfolgen, aber von der mütterlichen weiß er nur, daß sie aus Rudau, Kreis Fischhausen (später Samland) stammt. Dort wurde seine Mutter Charlotte Tätz am 30. April 1901 geboren. Obgleich Herr Bendrien seine Großeltern noch gekannt hat, weiß er nicht, wie sie mit Vornamen hießen – sie waren eben Oma und Opa (Wilhelm?) für den Jungen, der 1933 in Königsberg als erstes von mehreren Kindern geboren wurde. Die Großeltern zogen auch nach Königsberg, wo sie in der Nähe des Flughafens Devau einen Schrebergarten besaßen. Darauf kann sich der Enkel noch besinnen, obgleich die Familie Bendrien, die in der Sternwartstraße wohnte, 1938 nach Elbing verzog. Aber das intensive Familienleben, das die weitere Verwandtschaft mit einbezog, erlitt dadurch keine Beeinträchtigung. Erst durch das Kriegsende wurde die Großfamilie auseinandergerissen, manche blieben in Königsberg und sind verschollen, andere haben verstreut über ganz Deutschland eine neue Heimstatt gefunden. Georgs Mutter verstarb auf der Flucht am letzten Tag des Krieges. Die Kinder kamen in ein Heim in der damaligen Ostzone, bis sie ihren Vater fanden und 1947 zu ihm nach Kiel zogen. Durch den frühen Tod der Mutter kam es wahrscheinlich zu keiner Verbindung zu deren Verwandtschaft. Herr Bendrien weiß lediglich, daß seine Mutter mindestens drei Geschwister hatte: Else lebte vor der Flucht mit ihrer Familie in Heilsberg, Heinz wurde sehr jung zu Kriegsbeginn eingezogen, Bruno war Berufssoldat und lebte in Potsdam, wo er auch nach Kriegsende wohnen blieb, heiratete und später verstarb. Wer kann nun über die Familie Bendrien / Tätz etwas aussagen, vor allem über die Großeltern, die in Königsberg verblieben, ihre Herkunft aus – vermutlich – Rudau und über weitere Verwandte aus dieser Linie? (Georg Bendrien, Am Stadion 46 in 23843 Bad Oldesloe, Telefon / Fax 0 45 31 / 88 78 33.)

Erst seit wenigen Wochen weiß Herr Frank Wanderer aus Berlin, daß er über echte ostpreußische Wurzeln verfügt und hofft, diese mit Hilfe unserer Ostpreußischen Familie einordnen zu können. Auch hier spielt die Zeit wieder eine Rolle, denn diejenigen, die etwas aussagen könnten – zwei Großtanten, 99 und 101 Jahre alt – vermögen sich nicht mehr an die Verwandten und deren Leben in Eydtkuhnen zu erinnern. Denn dorthin führen die Spuren, die Herr Wanderer zurückverfolgen kann. Sein Urgroßvater, Paul Hermann Schinkowski, wurde am 25. Februar 1878 in Eydtkuhnen geboren. Seine Mutter Auguste stammte aus einer bekannten Eydtkuhner Familie, ihr Vater war der Architekt und Kirchenerbauer Hermann Rosenhagen. Paul Hermann Schinkowski heiratete die 1885 in Libau geborene Elisabeth Neumann und verließ bereits vor dem Ersten Weltkrieg Ostpreußen. Er soll in Berlin – vielleicht auch schon in Königsberg – Malerei studiert haben und verstarb in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Berlin. Über seine Eltern und eventuelle Geschwister ist nichts bekannt. Von seinen vier Kindern leben noch die zwei erwähnten hochbetagten Schwestern, seine Großmutter verstarb 1989. Jetzt setzt Herr Wanderer auf unsere Ostpreußische Familie, wie er schreibt: „Vielleicht komme ich auf diese Weise an weitere Informationen über die Geschichte der Familien Schinkowski / Rosenhagen, die ich aus meiner Verwandtschaft leider nicht mehr vermittelt bekam.“ (Frank Wanderer, Goethestraße 31 in 12305 Berlin, Telefon 030 / 8 91 96 40.)

Bei meiner Lesung in Stralsund – danke für diese gelungene Veranstaltung mit Ihrer so liebevollen Betreuung, liebe Frau Wittkowski – kam Frau Ingrid Böttcher auf mich zu und fragte, ob ich ihr helfen könnte. Mit unserer Ostpreußischen Familie bestimmt, denn es sind unter unseren Leserinnen und Lesern mit Sicherheit auch Vertriebene, die mit MS „Berlin“ in der zweiten Januarhälfte 1945 aus der umkämpften Heimat herauskamen. Auch Frau Böttcher war darunter, allerdings als Säugling, denn sie wurde am 26. November 1944 geboren. Ihre Mutter Erna Bembennek geborene Scharein floh aus Elbing, wo die Familie in der Kruppstraße 4 wohnte, und konnte auf die „Berlin“ kommen – wo und wann weiß Frau Böttcher nicht, wie überhaupt dieses Kapitel ein weißes Blatt in ihrer Lebensgeschichte ist. Ankunftshafen war wahrscheinlich Saßnitz. Frau Böttcher setzt ihre Erwartungen nicht zu hoch an, glaubt kaum, daß jemand ihre Mutter gekannt hat, aber sie wäre dankbar, wenn sich Zeitzeugen melden würden, die ebenfalls auf der „Berlin“ waren und etwas von Flucht und Fluchtweg berichten können und wollen. (Ingrid Böttcher, Kornblumenweg 9 in 18439 Stralsund, Telefon 0 38 31 / 49 01 72.)

Ein alter Bekannter meldet sich wieder, für dessen Fragen und Wünsche unsere Familienkolumne ein guter Resonanzboden ist. Das soll sie auch diesmal sein. Manfred Zink aus Lehre-Flechtorf arbeitet an einer Zusammenstellung aller Königsberger Volksschulen. Zu diesem Zweck benötigt er weiterhin alte Fotos der Gebäude sowie Zeugnisse oder andere Belege mit Stempel oder Briefkopf. Es handelt sich um folgende Schulen: Friedrich-Ebert – Eichendorff – Falk – Heidemann – Jahn – Moltke – Overberg – Schön – Stein – York. Ein weiteres Spezialthema ist „Weihnachtliches Königsberg“. Hierzu benötigt er neben Fotos auch Textmaterial wie Anzeigen, Kataloge und weiteres Werbematerial der Geschäfte. (Manfred Zink, Frau-Holle-Pfad 4 in 38165 Lehre-Flechtorf, Telefon 0 53 08 / 26 68.)

Ich wünsche unserer ganzen großen Ostpreußischen Familie eine friedvolle Adventszeit.

Eure Ruth Geede


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