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01.12.07 / Die »Sache« ist ihm wichtig / Goldenes Ehrenzeichen für Dr. jur. Reinhold Heling

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-07 vom 01. Dezember 2007

Die »Sache« ist ihm wichtig
Goldenes Ehrenzeichen für Dr. jur. Reinhold Heling

Dr. Reinhold Heling erblickte am 20. September 1927 in Widminnen im Kreis Lötzen das Licht der Welt. Sein Vater, Prediger innerhalb der Landeskirche, wurde 1931 nach Arys versetzt. Reinhold Heling besuchte dort zwei Jahre lang die Mittelschule und bis 1943 die Oberschule in Lötzen. Im Januar 1944 wurde er als Marinehelfer nach Pillau eingezogen und war anschließend im Arbeitsdienst in Schlesien und bei Warschau eingesetzt. Als Offiziersanwärter gelangte er nach Oschatz in Sachsen. Seine Mutter und drei jüngere Geschwister flohen im Januar 1945 aus Ostpreußen. Sein Vater, Soldat seit 1940, befand sich zu der Zeit im Kessel von Heiligenbeil. Reinhold Heling geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, in der er 1946 das Abitur ablegen konnte. Nach seiner Entlassung legte er in Hamburg 1948 auf Verlangen der Schulbehörde noch einmal die Reifeprüfung ab. Sein Vater, im Januar 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen und nunmehr Pastor der „Freien Evangelischen Gemeinde“ in Hamburg, führte am 27. August 1946 in deren Räumen das erste Treffen für Arys durch.

Reinhold Heling studierte von 1948 bis 1951 in Hamburg Rechtswissenschaften und trat der Burschenschaft „Germania Königsberg“ bei. 1956 promovierte er in der Hansestadt über das Thema „Privatflüsse und private Wassernutzungsrechte unter besonderer Berücksichtigung des preußischen Rechts“. Ein Jahr später legte er die große Juristische Staatsprüfung ab und trat in den Hamburgischen Verwaltungsdienst ein. Sein Umzug von Stade nach Hamburg erfolgte 1960. In diesem Jahr wurde Dr. Heling auch zum Regierungsrat in der Senatskanzlei ernannt. Sein Übertritt in den Justizdienst schloß sich an. Ende 1960 erfolgte die Berufung Dr. Reinhold Helings zum Richter am Verwaltungsgericht Hamburg. Von 1969 bis zu seiner aus gesundheitlichen Gründen 1986 erfolgten Pensionierung war er Verwaltungsgerichtsdirektor und hatte auch mehrere Nebenämter inne.

1952 heiratete er in Stade Trude Seidensticker. Drei Jahre später wurde die Tochter Stella, 1959 der Sohn Arnd geboren.

Dem 1925 in Königsberg gegründeten „Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V.“ trat er 1966 bei. Am 8. Februar 1967 wurde er als Schriftführer in den Vorstand gewählt und bekleidete dieses Amt zehn Jahre lang und de facto weiter von 1981 bis 1991. 1975 wurde er Schriftleiter, 1980 stellvertretender Vorsitzender und Anfang 1984 als Nachfolger von Dr. Farnsteiner Erster Vorsitzender des Vereins, „... weil sich niemand sonst für dieses Amt zur Verfügung gestellt hatte.“  1994 gab er seine Ämter ab.

„Im Jahre 1978 war ... praktisch überhaupt nichts mehr vorhanden; der Verein stand 1979 vor der Auflösung“, stellte Dr. Heling rückblickend klar. 1978 begründet er ein „Mitteilungsblatt“, das seither regelmäßig erscheint, davon die ersten zwölf Ausgaben unter seiner Redaktion. 1976 übernahm er die Redaktion der „Sonderschriften“ und in den Jahren 1976 bis 1979 und von 1980 bis 1993 die Redaktion der seit 1927 unter dem Titel „Altpreußische Geschlechterkunde“ erscheinenden Zeitschrift des Vereins, nunmehr als Jahrbuch von jährlich 400 bis 600 Seiten. 1977 begründete er die Reihe „Quellen, Material und Sammlungen zur altpreußischen Familienforschung“. Durch wichtige und zum Teil über die bloße Familienkunde hinausgehende Quellenveröffentlichungen suchte er den Verein als Nachfolger der untergegangenen ostpreußischen Geschichtsvereine zu etablieren. Die Zahl der Mitglieder  des Vereins konnten seit 1975 mehr als verdoppelt und der Umfang seiner weit gestreuten Publikationen mehr als verdreifacht werden. Zu dem erfolgte eine dauerhafte Ordnung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins.

Dr. Reinhold Heling hat selbst zu vielen Themen der Familien- und allgemeinen Geschichte Ostpreußens gearbeitet. Die Ergebnisse hat er regelmäßig in der Zeitschrift und in einigen Sonderschriften veröffentlicht. Zahlreiche wertvolle Publikationen und Nachdrucke unzugänglich gewordener älterer Veröffentlichungen gelang es nur dank seiner Kenntnisse, seiner Initiative und Tatkraft zu realisieren. Als Beispiele seien nur die von ihm selbst besorgten Veröffentlichungen zum Königsberger Universitätsjubiläum 1994 und die 8500 Seiten umfassende Namenskartei „Quassowski“ genannt, eine unersetzliche Fundgrube, die so für keine andere ostdeutsche Provinz zur Verfügung steht.

Seit 1978 arbeitet Dr. Reinhold Heling an einem „Altpreußischen evangelischen Pfarrerbuch“, einem Verzeichnis der dienstlichen und biographischen Daten aller Pfarrer und, wo möglich, ihrer Angehörigen, die in Ostpreußen (und Westpreußen) von 1525 bis 1945 amtierten. Er hat dafür ein schier unübersehbar reiches Material zusammengetragen, das er immer noch ergänzt. Dieses umfangreiche Zettelmaterial, das er mit in den Ruhestand genommen hat, muß noch zu einer Druckvorlage zusammengestellt und abgeschrieben werden. Ein mit Hilfe der „Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen“ und der „Evangelischen Kirche der Union“ finanziertes vorläufiges Zwischenmanuskript steht im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin.

Dr. Reinhold Heling hat sich mit seinen Bemühungen für den „Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V.“ um die Kulturarbeit der Landsmannschaft Ostpreußen größte Verdienste erworben. In Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen und seines Einsatzes für Ostpreußen verleiht die Landsmannschaft Ostpreußen Dr. Reinhold Heling das Goldene Ehrenzeichen!


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