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08.12.07 / »Spiel mir das Lied der Heimat« / Eine stolze Zahl – 2500 Teilnehmer besuchten das 12. Landestreffen in Mecklenburg-Vorpommern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-07 vom 08. Dezember 2007

»Spiel mir das Lied der Heimat«
Eine stolze Zahl – 2500 Teilnehmer besuchten das 12. Landestreffen in Mecklenburg-Vorpommern
von Friedhelm Schülke

Z um 12. Landestreffen der Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern waren  rund 2500 Landsleute und Freunde der Heimat – soviel wie noch nie – mit Bussen, Bahn und Pkw aus allen Landesteilen angereist. Selbst die vielen Auto-Parkplätze reichten kaum aus – es gab einen „Ostpreußen-Stau“ in Rostock. Für die Bestuhlung der Stadthalle war schon die Maximal-Variante gebucht worden, trotzdem mußten noch Tische und Stühle herbeigeschafft werden. Für Spätankömmlinge standen nur noch Plätze auf den Rängen zur Verfügung. Die Auswertung der Teilnehmerlisten ergab mehr als 500 Besucher, die zum ersten Mal dabei waren. Gefördert durch Fernsehfilme wie „Die Flucht“ oder „Suchkind 312“ erwacht erst jetzt in vielen Flüchtlingskindern von damals das Bedürfnis, mehr über ihre Herkunft zu erfahren, heimatliche Atmosphäre zu spüren und die vertraute Mundart zu hören. Ein weiterer Grund ist sicherlich die sogenannte „Mundpropaganda“. Hatten doch die Organisatoren zuvor 70 Zeitungen angeschrieben, 3000 Einladungen verschickt und viele Handzettel verteilt. Erfreulich war, daß der NDR die Veranstaltung filmte und am selben Abend im „Nordmagazin“ einen Kurzbericht ausstrahlte. Mehr als 40 Helfer  hatten die Halle festlich geschmückt, sorgten für einen reibungslosen Ablauf und die anschließende Beräumung. Auf den Tischen standen wie immer große Schilder aller 40 ostpreußischen Heimatkreise mit den beiliegenden Listen, so daß sich die Landsleute anhand der Eintragungen schneller finden konnten.

Zum Auftakt intonierte das Landespolizeiorchester Mecklenburg-Vorpommerns einen Festmarsch. Als Landesvorsitzender der Ostpreußen in Mecklenburg-Vorpommern eröffnete Manfred Schukat das Landestreffen und begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste, darunter 140 Landsleute direkt aus Ostpreußen. Diese in der Heimat verbliebenen Deutschen wurden von den Besuchern mit besonders herzlichem Beifall begrüßt. Zwar werden sie heute als „deutsche Minderheit“ bezeichnet, sind aber im Grunde die ostpreußische Restbevölkerung. Manfred Schukat nannte es ein Wunder, daß die Ostpreußen aus Ost und West heute und hier in Rostock zusammenkommen können. Er rief sodann 28 Fahnen ostpreußischer Heimatkreise auf, die unter Marschklängen des Landespolizeiorchesters in die Halle getragen und von den Landsleuten mit stehendem Applaus begrüßt wurden. Das folgende geistliche Wort sprach Pfarrer Nikolaus Siemetzki, selbst gebürtiger Ermländer.

Als besonderer Ehrengast beehrte der Botschafter der Republik Litauen in Deutschland, Evaldas Ignatavicius, die Ostpreußen mit seiner Anwesenheit. Er hatte bereits einige Tage am Seminar der Memelländer in Rostock teilgenommen. Der Botschafter zeigte sich erfreut über die große Resonanz und das gute Klima und versprach, sich weiter für die Verständigung seines Landes mit den früheren deutschen Bewohnern einzusetzen. Grüße direkt aus der Heimat überbrachten Magdalena Piklaps für die Ostpreußen im Memelland und Barbara Ruzewicz für den Dachverband der Deutschen in Ermland und Masuren. Beide gaben ihrer Freude Ausdruck, solch einen Tag unter Landsleuten erleben zu dürfen, und luden die Landsleute zum Gegenbesuch in der Heimat ein. Erhard Kawlath vom Heimatkreis Lötzen übermittelte die Grüße der Kreisvertreter und des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen. Das offizielle, leider nicht besonders engagierte Grußwort der Hansestadt Rostock entbot Senator Dr. Wolfgang Nitsche. Dagegen ermutigte Dr. Fred Mrotzeck vom Historischen Institut der Universität Rostock die Ostpreußen, ihre Fluchterlebnisse aufzuschreiben und nicht nur der eigenen Familie zu hinterlassen, sondern auch seinem Institut zur Verfügung zu stellen. Es gehe darum, diese Ereignisse für die Nachwelt zu dokumentieren. Die Festansprache hielt der Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommerns Lorenz Caffier, der zugleich Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Mecklenburg-Vorpommern ist. Er zeichnete Manfred Schukat für seinen Einsatz mit der silbernen Plakette des Volksbundes aus und überreichte außerdem eine Fahne der Kriegsgräberfürsorge an die Landesgruppe der Ostpreußen. Eine Spendensammlung im Saal erbrachte über 1500 Euro für den Ausbau des deutschen Soldatenfriedhofes in Königsberg, Cranzer Allee. Den weiteren Vormittag gestaltete das Landespolizeiorchester mit einem erfrischenden Platzkonzert.

In der Mittagspause mit Königsberger Klopsen war reichlich Gelegenheit zum Suchen und Kennenlernen an den Tischen der Heimatkreise. Dicht umlagert wurden auch der Bücherstand mit Heimatliteratur, Landkarten, großen und kleinen Flaschen „Bärenfang“, dessen Umsätze vollständig in die Deckung der Unkosten des Treffens flossen. Eine Bernsteinverkäuferin und der Handarbeitsstand der Schweriner Ostpreußengruppe ergänzten das Angebot. Wie bereits vor einem Jahr waren auch diesmal wieder die Chöre der Deutschen Vereine aus Ostpreußen eingeladen. Die Landsleute aus Memel, Heydekrug, Lötzen, Sensburg, Bartenstein und Osterode hatten die weite und tagelange Anreise nicht gescheut. So richteten sich am Nachmittag alle Augen, Fotoapparate und Kameras auf die festlich geschmückte Bühne. Unter der professionellen Moderation von Heimatsänger Bernd Krutzinna alias „BernStein“ kamen am Nachmittag alle Ensembles zum Zuge. Festlich gekleidet und stimmgewaltig trugen zunächst alle Chöre aus Heydekrug, Memel, Lötzen und Osterode gemeinsam das Lied „Spiel mir das Lied der Heimat“ vor und gaben damit das Motto des Tages aus. Über die Geschichte und Arbeit des Heydekrüger Vereines „Heide“, der mit Chor und eigener Tanzgruppe auftrat, gab Frau Aldona kurze Informationen. Danach präsentierte das Tanzensemble vom Kulturzentrum Osterode / Ostpreußen sein breites Repertoire in historischen Ballkostümen. Eine Augenweide war ebenfalls die Kinder- und Jugendtanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein, die mit hübschen ostpreußischen Trachten und Volkstänzen aufwartete. Außerdem zeigten die Chöre aus Memel, Lötzen, Sensburg-Peitschendorf und Osterode ihr Können, indem sie ebenfalls Heimatlieder und Gedichte vortrugen. Und auch Heimatsänger „BernStein“ brachte bekannte und neue, oft selbstverfaßte Ostpreußenlieder aus seinem beliebten Repertoire zu Gehör. Als engagierter Moderator verstand er es, einige Mitwirkende an das Mikrofon zu holen und selber zu Wort kommen zu lassen. Zwischendurch gab es immer wieder Suchanfragen, die per Mikrofon öffentlich weitergegeben wurden.

Zum Schluß wurden alle Mitwirkenden zum Großen Finale auf die Bühne gerufen. Ehe die Busse abfuhren, sprach Manfred Schukat das Schlußwort, dankte den fleißigen Helfern für ihren enormen Einsatz und lud die Landsleute zu den nächsten Veranstaltungen ein. Dieser Tag in Rostock hat wieder gezeigt, daß die Ostpreußen sich rufen lassen und zusammengehören.

Foto : Alle Chöre sangen zusammen „Spiel mir das Lied der Heimat“


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