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15.12.07 / Wo sich Frau Mahlzahn und das Sams treffen / Die Augsburger Puppenkiste zeigt »Wilde Kreaturen« aus ihren Werkstätten in einer Sonderausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-07 vom 15. Dezember 2007

Wo sich Frau Mahlzahn und das Sams treffen
Die Augsburger Puppenkiste zeigt »Wilde Kreaturen« aus ihren Werkstätten in einer Sonderausstellung

Viele Eltern schütteln verständnislos den Kopf, wenn ihre Sprößlinge auf einmal von einem Brot schwärmen, das auch noch Bernd heißt. Andere verzweifeln bei den Geschichten von Schwammkopf und seinen Freunden. Was waren das noch für Zeiten, als man selbst so harmlosen Kreaturen wie den Mumins oder einem kleinen Drachen sein Herz geschenkt hatte! Mehr als 200 Geschöpfe aus den Werkstätten der Augsburger Puppenkiste und internationaler Leihgeber präsentieren sich derzeit kleinen und großen Besuchern auf einer neuen Ausstellung. Die Sonderausstellung „Wilde Kreaturen“ wird eine Begegnung mit Phantasiewesen, Spukgestalten, Riesen, Kobolden, Trollen, Zwergen und Fabeltieren.

Zu den besonderen Höhepunkten der Sonderschau gehört „Bernd das Brot“. Der skurrilsten und außergewöhnlichsten Figur des KIKA gelang es, Kultstatus in der Kinder- und Erwachsenenunterhaltung zu erlangen. So war es möglich, daß ein „sprechendes und meist deprimiertes Kastenweißbrot“ im Jahr 2004 mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Eine weitere Attraktion der Ausstellung ist der berühmte „sprechende Koffer“, das besserwisserische Reiseutensil aus der ZDF-tivi-Serie „Siebenstein“.

„Kinder müssen lernen!“ Zur Ausstellung wird Frau Mahlzahn, der Albtraum aller Schüler, wieder das Regiment im Klassenzimmer übernehmen. Die despotische Drachenlehrerin aus „Jim Knopf und die wilde 13“ wird auferstehen und ihre Schüler aufs neue tyrannisieren.

Natürlich darf auch das berüchtigte Sams der Puppenkiste ebenso wenig fehlen wie die Wasserquatschen, die Dergels und unzählige andere Figuren des berühmten Marionettentheaters. Auf über 65 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird es auch ein Wiedersehen mit dem Mumintal und seinen merkwürdigen Bewohnern geben. Der gesamte Lebensraum von Mumin, Snorkmädchen, Schnüfferl & Co. aus der TV-Serie von 1958 wird hier detailgetreu nachgebaut.

Die Verbindung von Puppentheater und wissenschaftlichen Sachverhalten ermöglicht ein interdisziplinäres, fachübergreifendes Ausstellungskonzept, das Erwachsene und Kinder gleichermaßen begeistern wird. In Kooperation mit dem berühmten Senkkenberg-Museum in Frankfurt / Main und den Naturkundemuseen Berlin und Augsburg werden Exponate zu den wilden Kreaturen der Urzeit gezeigt. Von Jahrmillionen alten Fossilplatten mit Saurier-Skeletten, einem Tyrannosaurus-Rex-Zahn, einer Saurierkralle, Röntgenaufnahmen von Sauriern bis hin zu versteinerten Regentropfen reicht die Bandbreite.

Eine Installation mit einer vollständig erhaltenen, 45 Millionen Jahre alten Stechmücke im Bernstein wird erneut die Spekulationen nähren, ob man Dinosaurier mit moderner Technologie zurück ins Leben rufen kann. Die Antwort darauf findet man in der Ausstellung. Lebende Saurier gibt es heutzutage nur noch in der Puppenkiste, so liegt der irrwitzige Vergleich zwischen den prähistorischen Wesen und dem Urmel nahe.

Wilde, expressionistisch anmutende Puppentheaterfiguren, Leihgaben aus London, Basel oder New York, beweisen eindrucksvoll, daß das Spiel mit Figuren keine Randerscheinung, sondern eine eigene Kunstform darstellt. Mit Frank Soehnle, Stefan Fichert, Susanne Foster und Stefan Wilde sind in der Ausstellung auch deutsche Puppenspieler von Weltrang vertreten, deren Figuren so verblüffend lebendig wie gruselig und surreal wirken.

Eigens für die Sonderschau reiste eine Künstlerin mit ihrer Chamäleon-Puppe „Chammy“ durch die USA, um das Amerika des 21. Jahrhunderts kennenzulernen. Während der Reise entstanden unzählige kuriose und umwerfend komische Fotos. Sie zeigen Chammy posierend vor berühmten amerikanischen Wahrzeichen oder mit wildfremden Menschen, Reiseberichte und die kosmopolitische Chamäleon-Puppe kann man in der Ausstellung bestaunen.    sz

Die Sonderausstellung „Wilde Kreaturen“ und die Dauerausstellung mit Jim, Lukas & Co. im Museum „Die Kiste“, Spitalgasse 15, 86150 Augsburg, ist täglich (außer montags) von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet, bis 4. Mai 2008.

Foto: Beliebt bei den Kleinen: „Bernd, das Brot“ ist meistens deprimiert und kann natürlich sprechen.


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