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22.12.07 / Das Fest der Familie / Weihnachten bewahrt die Tradition / Das bleibt in der Familie (Folge 9)

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Das Fest der Familie
Weihnachten bewahrt die Tradition / Das bleibt in der Familie (Folge 9)
von Klaus J. Groth

Auch wenn es der Familie augenblicklich nicht ganz so gut geht, auch wenn sie augenblicklich nicht unbedingt als hipp gilt, Weihnachten als Familienfest, das lassen sich die Deutschen nicht nehmen. Zwar nimmt die Zahl derjenigen ab, die bei den regelmäßigen Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach Weihnachten als das Familienfest schlechthin bezeichnen, aber es sind immer noch stattliche 74 Prozent, die dem Familienfest unverbrüchlich die Treue halten. Weihnachten als Familienfest – das ist für die überwiegende Mehrheit noch so selbstverständlich, als sei es immer so gewesen. Diese Annahme gehört allerdings zu den fest verwurzelten Irrtümern rund um Weihnachten.
Auch Mythen wollen gepflegt sein. Und der Mythos der deutschen Weih-nacht bedarf besonderer Pflege. Offenbar meinte das der Verfasser eines Textes, mit dem die deutsche Botschaft in Canberra den Menschen auf der anderen Seite der Erde die Besonderheiten des deutschen Christfestes per Internet nahe brachte. So erfuhren die Menschen in Australien:

„Weihnachten, – das traditionelle Familienfest der Deutschen: In deutschen Familien gilt Weihnachten als Höhepunkt des Jahres. Verwandte und auch Freunde versammeln sich um den festlich geschmückten Christbaum, tauschen Geschenke aus und setzen sich zu einem Festmahl zusammen. Viele singen das populäre Lied ,Stille Nacht, Heilige Nacht‘, das längst in aller Welt bekannt ist. Vereinzelt macht man sogar Hausmusik zusammen.“

Auch wenn diese Beschreibung einem idealisierten Bild ziemlich nahe kommt, so entspricht sie doch den Wunschvorstellungen der meisten Deutschen. Drei Viertel der Deutschen vertreten die Ansicht, zum Heiligabend gehöre es unbedingt dazu, „mit der Familie nett zusammenzusitzen“. Auch Familienmuffel, die sonst nicht unbedingt zueinander streben, raffen sich zu Weihnachten zu einem Familienbesuch auf.

In Familien mit Kindern wird die Bedeutung von Weihnachten als Familienfest sogar noch höher angesetzt. Für 86 Prozent ist dieses Familienfest unverzichtbar. Und das gegenseitige Beschenken gehört für 74 Prozent der Familien mit Kindern unbedingt dazu. In den Haushalten ohne Kinder meinten dagegen nur 66 Prozent, der Heiligabend sei ohne Geschenke nicht vorstellbar.

Etwas weniger abgesichert sind die anderen Bräuche, von denen die deutsche Botschaft in Canberra berichtete: „Weihnachten ohne Weihnachtsbaum können sich zwar 80 Prozent der Befragten nicht vorstellen, aber 1991 waren es noch 89 Prozent, für die der Baum unbedingt dazu gehörte.

Geschenke hielten 1991 noch 82 Prozent für unerläßlich, inzwischen sind es nur noch 69 Prozent.

Immerhin finden die bisher aufgeführten Bräuche immer noch eine Mehrheit. Beim gemeinsamen Singen aber ist die längst verlorengegangen: Nur noch 30 Prozent singen Weihnachten in der Familie gemeinsam Lieder. Ein Liedchen auf der Blockflöte im Wohnzimmer – das kommt nur noch in 17 Prozent der Haushalte vor. Dafür allerdings hören 62 Prozent weihnachtliche Musik.

Ungefährdet hingegen kommt das Festessen durch den Wechsel der Zeiten und Moden: Für diejenigen, die meinen, Weihnachten müsse die Familie unbedingt zusammenkommen, gehört auch ein weihnachtliches Festessen unverzichtbar dazu: Drei Viertel freuen sich darauf. Und schließlich gehört für 40 Prozent ein guter Tropfen dazu. Etwa ebenso groß ist die Anzahl der Kirchgänger (42 Prozent).

Doch trotz der starken Wirkung, die Weihnachten bei der Familienzusammenführung entwickelt, erste Erosionen sind schon seit einer ganzen Weile zu beobachten.

Sie wurden auch bereits von der deutschen Botschaft in Canberra ausgemacht: „Die Zahl der sogenannten Weihnachtsverweigerer, die mit dem Fest überhaupt nichts zu tun haben wollen, ist gering. gerade drei Prozent der fast 80 Millionen Deutschen.“

Doch wenn auch drei Viertel der Deutschen zu Hause feiern, sei ein Trend bei jungen Leuten auszumachen, der „früher noch als undenkbar galt: Der Ausflug nach der Feier in die Discotheken, die meist nach 22 Uhr zum Abtanzen öffnen“.

Und schließlich sind da noch jene vier Prozent der Deutschen, die sich zu Weihnachten aus dem Staube machen, die von Weihnachtsstreß und Schmuddelwetter Abschied nehmen und in die Sonne fliegen. Aber ganz ohne Weihnachten scheint es auch in jenen Fällen nicht zu gehen, denn – so erfährt der Leser im fernen Australien via deutsche Botschaft – „nicht selten nehmen die Urlauber einen Weihnachtsbaum als Übergepäck mit; die Fluggesellschaften sind darauf längst eingestellt, auch wenn in den von Deutschen besuchten Hotels reich geschmückte Christbäume stehen.“

Mag sein, daß diese Weih-nachtsflüchtlinge der großen emotionalen Falle ausweichen wolen, die in manchem Familienweihnachtsfest steckt. Immerhin gaben 18 Prozent der Bundesbürger bei einer Umfrage des Instituts Emnid an, die familiäre Besuchspflicht während der Feiertage beinhalte für sie sozialen Sprengstoff. Gerade unter Jüngeren war diese Auffassung vertreten.

Dennoch: Für 83 Prozent steht unverrückbar fest: Weihnachten wird zu Hause gefeiert, weil Weihnachten das Familienfest schlechthin ist. Gemessen an dem Zeitraum, seit dem Weih-nachten gefeiert wird, ist das sogar eine ziemlich moderne Ansicht. Denn Familienfest, das war Weihnachten keineswegs immer.

Erst seit dem 16. Jahrhundert wird Weihnachten im evangelischen Raum innerhalb der Familie gefeiert. Zuvor war Weihnachten ab dem Mittelalter ein öffentliches Fest mit Weihnachtsmärkten, Festumzügen und Krippenspielen auf den Straßen und in den Kirchen.

Zum allgemeinen Familienfest mit Tannenbaum und Festessen wurde es vor etwa 150 Jahren. In der Zeit der Aufklärung waren die öffentlichen Umzüge und die Krippen vielfach suspekt, man sah darin Zeichen von Aberglauben. Da man als aufgeklärter Mensch keinem Aberglauben anhängen konnte, wurden derartige Veranstaltungen kurzum verboten. So wurde Weihnachten gewissermaßen privatisiert. Da zu gleicher Zeit die Familie einen anderen Status erhielt, kamen zwei sich ergänzende Grundströmungen zusammen, die schließlich aus Weih-nachten das wichtigste Familienfest machten.

Und trotz allen Trubels und trotz aller emotionaler Fallen: Die Vorfreude auf das Fest ist ungebrochen. Jedenfalls für die meisten.

In der nächsten Folge lesen Sie: Ein unvermeidlicher Ehrentag / Warum der Muttertag abgelehnt und doch geliebt wird.

 

Familienmenschen und andere

Martin Luther (* 10. November 1483 in Eisleben; † 18. Februar 1546 in Eisleben) hatte mit seiner Ehefrau Katharina von Bora sechs Kinder. Der ehemalige Mönch hatte die ehemalige Nonne am 27. Juni 1525 geheiratet, denn er betrachtete die Ehe nicht länger als ein kirchliches Sakrament und lehnte des Zölibat ab. Damit wurde die Ehe in den weltlichen Bereich verwiesen. Zwar sei die Ehe ein von Gott gewollter Stand, sie konnte nach Luthers Auffassung aber auch geschieden werden: „Wir heißen weder Scheidung gut noch verwehren wir sie, sondern vertrauen der Obrigkeit, darin zu handeln und lassen danach gehen, wie weltliches Recht hierin entscheidet.“ Sexualität erkannte Luther als einen natürlichen Trieb, den der Mensch (abgesehen von wenigen Ausnahmen) nicht verleugnen könne. Darum bedürfe es der Ehe, um die Prostitution zu vermeiden. Als „Geschenk Gottes“ bezeichnete Luther die Erziehung der Kinder durch die Eheleute. Für ihn bildete die Ehe den ersten und wichtigsten Ort der Erziehung. Auch in anderer Hinsicht war der Reformator Martin Luther ein „moderner“ Mann. Zur väterlichen Fürsorge zählten für ihn die religiöse Erziehung und das Waschen der Windeln gleichermaßen. Luther über Kindererziehung: „Es ist nichts mit Wallfahrten gen Rom, gen Jerusalem, zu S. Jakob. Es ist nichts, Kirchen bauen, Messe stiften, oder was für Werke genannt werden mögen, gegen diesem einigen Werke, daß die Eheleute ihre Kinder ziehen. Denn dasselbe ist ihre richtigste Straße gen Himmel, sie mögen auch den Himmel nicht eher und besser erlangen, denn mit diesem Werk.“
Papst Benedikt XVI. (lateinisch Benedictus PP. XVI; * 16. April 1927 in Marktl am Inn, Bayern; bürgerlich Joseph Alois Ratzinger) bezog 2005 in einer Ansprache zur Eröffnung des alle zwei Jahre stattfindenden Kongresses der Diözese Rom zur Familie Position: „Die verschiedenen Formen der Auflösung der Familie von heute wie die Ehe ohne Trauschein, die Ehe auf Probe bis hin zur Pseudo-Ehe von Personen des gleichen Geschlechts sind hingegen Ausdruck einer anarchischen Freiheit, die man als wahre Befreiung verkauft. Eine solche Pseudo-Freiheit gründet sich auf einer Banalisierung des Körpers, die unausweichlich die Banalisierung des Menschen mit einschließt. Deren Grundsatz ist, daß der Mensch mit sich machen kann, was er will: Sein Körper wird so zu einer zweitrangigen, vom menschlichen Standpunkt aus manipulierbaren Sache, die man nach Gutdünken benützen kann. Der Libertinismus, der als Entdeckung des Körpers und seines Wertes verkauft wird, ist in Wirklichkeit ein Dualismus, der den Körper verachtenswert macht und ihn gleichsam außerhalb der Würde der menschlichen Person ansetzt.“ Familie und Ehe, so Benedikt weiter, hätten ihren Platz in der Heilsgeschichte des Bundes Gottes mit den Menschen. Daher drücke die Ehe die Liebe Gottes aus. Auch Vaterschaft und Mutterschaft ließen sich nicht auf rein biologische Grundsätze zurückführen. Die Familie und die Kirche seien auf ganz besondere Weise dazu berufen, bei Erziehung und Glaubensweitergabe an die Kinder zusammenzuarbeiten.


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