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22.12.07 / Inhaltslose Skizzen / München im Sommer 1945

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Inhaltslose Skizzen
München im Sommer 1945

München im Sommer 1945. Eine verwüstete Stadt, die Häuser zerbombt, die Straßen voller Trümmer. Doch nicht das Schweigen einer trauernden Nation ist es, welche die Straßen der Stadt erfüllt, sondern rege Betriebsamkeit. So zum Beispiel auf dem Schwarzmarkt am Sendlinger Tor. „Vor dem Ringcafé am Sendlinger-Tor-Platz schlenderten Wartende auf und ab. Seit ein paar Wochen fuhren die Straßenbahnen wieder ... Dennoch ließen viele Bahn um Bahn passieren, obwohl sie Koffer, Taschen und Rucksäcke bei sich hatten, so als kämen sie gerade von einer weiten Reise. Manche schleppten sichtlich schwer, andere Koffer waren jedoch so leicht, daß die Träger sie bei jedem Schritt vor und zurück schlenkerten. Nur wer genau hinsah, bemerkte eine gespenstische, nur scheinbar ziellose Geschäftigkeit.“

In „Der erste Sommer“ zeichnet Maximilian Dorner ein Bild, wie der Sommer 1945 in München ausgesehen haben könnte. Auf der einen Seite Hunger, Armut und Verzweiflung aufgrund des Wissens, Hab und Gut und vielleicht sogar die ganze Familie verloren zu haben, und auf der anderen Seite die Wärme der Sommermonate, die unumstößliche Zuversicht der Jugend und die Hoffnung auf einen Neuanfang.

„Die amerikanischen Soldaten lagen dicht an dicht auf ihren Uniformjacken ... Alle wußten, daß sie unter Beobachtung standen. Kaum unterdrücktes Kichern drang zu ihnen. Deswegen schubsten sie zurück und gaben den starken Mann. Alles für die deutschen Mädchen, die vor dem löchrigen Holzzaun des Ungerer Bades herumlungerten ... Mit lautem Gejohle hießen sie die Frauen willkommen. Nun wäre es an den Neuankömmlingen gewesen, die Sittsamen und Unnahbaren zu geben. Aber das kühle Wasser in dem Becken lockte zu sehr. Sie sahen sich an, eine zählte bis drei, und sie begannen, sich unter Applaus der jungen Männer bis auf ihre unter den leichten Sommerkleidern verborgenen Badeanzüge auszuziehen.“

Erzählerisch geschickt verwebt Dorner drei Schicksale mehrerer Personen, die am Ende des Romans zusammenlaufen.

Insgesamt ist es eine interessante Idee, den Fokus zwischen Krieg und Wiederaufbau auf den ersten Sommer nach dem Krieg, die Stunde Null, zu lenken. Das aufreibende Ende des Buches wirkt allerdings zum Teil, wie an den Haaren herbeigezogen. Die Kulissen sind gut recherchiert, die Charaktere der Romanfiguren jedoch nur oberflächliche inhaltslose Skizzen. Die Geschichte berührt den Leser leider nicht wirklich. A. Ney

Maximilian Dorner: „Der erste Sommer“, dtv premium, München 2007, 275 Seiten, 14,50 Euro, Best.-Nr. 6488


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