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22.12.07 / Geschichtspolitik und mehr / Heinrich August Winkler zur deutschen Geschichte und ihrer Bewertung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Geschichtspolitik und mehr
Heinrich August Winkler zur deutschen Geschichte und ihrer Bewertung

Der Historiker Heinrich August Winkler, 1938 in Königsberg geboren, hat unbezweifelbar eine politisch links gerichtete Sicht auf die deutsche Geschichte. Bis Februar 2007 war er Professor für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität, und gleich zu Beginn seines Ruhestandes hat er ein Buch herausgebracht, das mehrere Aufsätze von ihm beinhaltet.

„Auf ewig in Hitlers Schatten? – Anmerkungen zur deutschen Geschichte“, so der Titel des Buches und eines Aufsatzes, den er 1986 zur Zeit des Historikerstreites in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlichte. Daß er hierbei nicht auf der Seite von Ernst Nolte stand, bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung.

Viel interessanter als der Artikel von 1986 ist allerdings sein darauffolgender, der ebenfalls in der „Frankfurter Rundschau“ veröffentlicht wurde, allerdings zehn Jahre später. Die Veränderung in der Bewertung des damaligen Historikerstreites ist äußerst lesenswert.

In „Kehrseitenbesichtigung“ bewertet er Ernst Noltes Aussagen zwar noch ähnlich kritisch wie 1986, allerdings ist er auch durchaus bereit, die Gegenposition weniger idealistisch zu sehen. „Es ist an der Zeit, die Moral so manches moralisch klingenden und moralisch gemeinten Argumentes aus der Zeit des Historikerstreits zu hinterfragen, und einzuräumen, daß damals auch die Linke Geschichtspolitik betrieben hat.“

Insgesamt 20 Aufsätze zur deutschen Geschichte enthält der Band, Aufsätze, die zwischen 1978 und 2007 entstanden sind. Der 2007 verfaßte Artikel ist die Abschiedsvorlesung des Autors, die sich mit der Frage beschäftigt: „Was heißt westliche Wertegemeinschaft?“

Ob Preußen, 1848, 1918/19 oder Weimar, Hitlers Machtergreifung oder Adenauer-Zeit – Winkler greift verschiedene Epochen auf, um an ihnen wichtige Ereignisse deutscher Geschichte aufzuzeigen.
Bedauerlich ist allerdings, daß den Kapiteln nicht zu entnehmen ist, wann sie wo veröffentlicht worden sind. Nur ganz hinten im Anhang erhält der Leser diese Information, die durchaus wichtig ist, um zu bewerten, aus welcher Zeit heraus der Historiker die jeweiligen Zeilen geschrieben hat. Hat der Leser die Information, erkennt er schnell, daß Heinrich August Winkler die Art und Weise seiner Bewertungen in den Jahrzehnten geändert hat. R. B.

Heinrich August Winkler: „Auf ewig in Hitlers Schatten? – Anmerkungen zur deutschen Geschichte“, C. H. Beck, München 2007, geb., 220 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6490


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