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22.12.07 / Der entmachtete Souverän / Hans-Olaf Henkel klagt die politische Klasse an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Der entmachtete Souverän
Hans-Olaf Henkel klagt die politische Klasse an

Jeder in Deutschland kennt Hans-Olaf Henkel: Die Frauen und Männer der Wirtschaft haben ihn als Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und der Leibnizgemeinschaft erlebt, die wissenschaftliche Welt als Honorarprofessor am Lehrstuhl für internationales Management in Mannheim. Die Fernsehzuschauer konnten ihn in zahlreichen Talkshows als kämpferischen, pfiffigen und schlagfertigen Kontrahenten all der politisch Angepaßten kennenlernen.

Nun hat er ein neues Buch vorgelegt, das wie manche seiner vorangegangenen verspricht, wieder ein Bestseller zu werden. „Der Kampf um die Mitte – Mein Bekenntnis zum Bürgertum“ heißt es und zeigt damit an, daß der Autor zu einem neuen Angriff auf den linken Zeitgeist angetreten ist.

Er sei, bekennt er, „tief niedergeschlagen“, wenn er sich die Frage vorlegt, wohin die Bundesrepublik treibt. Er hält den angeblichen Frieden in Deutschland für eine Fiktion; tatsächlich seien die Deutschen zerrissen von Unfrieden und Unsicherheit. Die Ursache: Das Volk bemerkt zunehmend, daß es keinerlei Mitwirkungsmöglichkeiten in der Politik hat, obgleich es angeblich der wirkliche Souverän sein soll. Die politische Klasse hat Angst vor dem Volke, weshalb es die großen Schicksalsfragen an dem Volk vorüberlaufen läßt. Bezeichnend: Volksabstimmungen gibt es bei uns nicht. Der Bundespräsident darf nicht vom Volke gewählt werden, so daß er in Wahrheit ohne Macht ist, und das ist auch die Absicht der Parteien. Nicht das Volk bestimme in der Bundesrepublik, sondern eine Parteienoligarchie, die das Volk verachte und es nur alle vier Jahre als Stimmvieh gebrauche. Keine der Parteien lege offen, was sie wirklich will. Das Ziel der Parteienführer sei allein die Macht. Da das politische Spektrum weit nach links verschoben ist, ein Spektrum, in das auch die Kommunisten in Gestalt der Linken = SED eingebunden sind, würden sich die Parteien nur noch in Nuancen unterscheiden.

Nichts von dem, was sie vor der letzten Wahl versprochen hatten, hätten die Regierenden bislang eingehalten. Sie steuerten auf die gleichgeschaltete Gesellschaft zu.

Henkel schätzt Bundeskanzlerin Merkel, weil sie ganz und gar uneitel ist und sachlich argumentiert. Innenpolitisch allerdings sei sie ohne Ehrgeiz und ohne Ziel. Am Wohl des ganzen deutschen Volkes sei sie nicht interessiert, statt dessen wolle sie die Welt retten.

Der heutigen Zustand sei das Ergebnis des von den 68ern geführten Kampfes gegen die politische und gesellschaftliche Mitte, kurz: gegen den Bürger. Der Bürger strebt vor allem nach Selbständigkeit, was er erarbeitet hat, will er an die Kinder weitergeben. Er strebt die Leistung an, über die er öffentlich Rechenschaft ablegt. Anstand, Wahrheitsliebe, Verantwortungsbewußtsein waren die Merkmale des Bürgertums, das so Träger der deutschen Kultur war. Die Rundumversorgung vom Staat lehnte der freiheitlich gesinnte Bürger ab. Die Familie war ihm die wichtigste Gemeinschaft, nicht der Staat. Dieses Bürgertum war und ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Unternehmertum.

Das Ziel auch dieses Buches von Hans-Olaf Henkel ist es, die Reste der noch vorhandenen Mittelschicht, die immer mehr vom Staat unter Druck gesetzt wird, zu stärken und das Volk zur Eigenverantwortung aufzurufen. Seine Devise lautet: Demokratie – Menschenrechte – Marktwirtschaft, oder in einer anderen Version: Freiheit – Familie – Nation.

Mit zunehmender Sorge beobachtet Henkel, wie sich schleichend ein weich gespülter Kommunismus in unserer Gesellschaft breit macht und immer mehr politische Kräfte infiziert mit seiner Forderung, das von anderen erwirtschaftete Vermögen „sozial gerecht“ umzuverteilen. Dadurch wird der Anreiz zur Leistung immer weiter geschwächt. Die Folge: Die Anzahl der leistungsbereiten Deutschen, die auswandert, weil sie die hiesigen Gängelungen nicht mehr ertragen, wird von Jahr zu Jahr größer.

Dafür läßt man immer weitere Ausländergruppen nach Deutschland herein, die unqualifiziert sind und zum großen Teil den Deutschen zur Last fallen.

Ein weitere Grund für die Lähmung, die sich Deutschlands bemächtigt, sieht Henkel in den permanenten kollektiven Schuldzuweisungen, die die links dominierte politische Klasse gegen das deutsche Volk erhebt.

So will man den Menschen die eigene Nation vermiesen. Die CDU, lange Zeit eine Hoffnung der bürgerlichen Deutschen, geht jedoch stets den Weg des geringsten Widerstandes, duckt sich vor jedem linken Angriff und paßt sich an. Ein politischer Diskurs zwischen Menschen unterschiedlicher politischer Einstellungen ist in der Bundesrepublik kaum noch möglich, da die nicht-linken Teilnehmer der Diskussion von den politisch korrekten Linken schnell als rechtslastig fertiggemacht werden. So schwindet die Freiheit des Wortes in der BRD immer mehr. An ihre Stelle tritt die Ideologie des Neomarxismus.

Henkel fordert eine neue Aufklärung, Schluß mit den Nachgiebigkeiten und zurück zur Wirtschaftspolitik eines Ludwig Erhards, der einen Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus nicht nur entwickelt, sondern in seiner Regierungszeit auch erfolgreich umgesetzt hat. Hans-Joachim von Leesen

Hans-Olaf Henkel: „Der Kampf um die Mitte – Mein Bekenntnis zum Bürgertum“, Droemer Verlag, München 2007, geb., 400 Seiten, 22,90 Euro, Best.-Nr. 6362


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