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22.12.07 / Unter ihm wurde die CDU zur Blockflöte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-07 vom 22. Dezember 2007

Unter ihm wurde die CDU zur Blockflöte
von Klaus Gröbig

Der am 23. Februar 1883 im sächsischen Frohberg geborene ehemalige (Ost-)CDU-Vorsitzende Otto Nuschke entstammte einem bildungsbürgerlich-mittelständischen Umfeld und fand früh den Weg zum Liberalismus freisinniger Ausprägung. Ab 1920 gehörte er der Fraktion der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) im preußischen Landtag an. Viel gibt es aus dieser Zeit nicht zu berichten, außer, daß er schon damals – was nicht ungewöhnlich war – russophil war. 1928 agitierte er im Parteivorstand gegen den Bau des Panzerschiffes „Deutschland“. Zwar wurde er 1933 von den neuen Machthabern zunächst verhaftet, aber er war wohl nicht wichtig genug, als daß die Geheime Staatspolizei sich dauerhaft mit ihm hätte beschäftigen mögen. Nach dem 20. Juli 1944 tauchte er unter, weil er fürchtete, verhaftet zu werden. Gerade weil Nuschke das NS-Regime kennengelernt hatte, war sein weiterer Lebensweg um so verwerflicher.

Er stellte sich 1948 der SED und der Sowjetmacht als williger Helfer zur Verfügung. Nachdem die Machthaber in der DDR die beiden sowjetkritischen CDU-Vorsitzenden Andreas Hermes und Jakob Kaiser aus dem Weg geräumt hatten, gelangte Otto Nuschke auf einem umstrittenen Parteitag auf den Sessel des Parteivorsitzenden. Noch im selben Jahr begannen die Säuberungen. Kritische Delegierte und profilierte Parteimitglieder verschwanden in den Lagern oder flüchteten noch rechtzeitig. Bald war Nuschkes Macht in der Partei nicht mehr in Frage gestellt. Die CDU wurde nun nach dem Vorbild der SED organisiert. Auf dem CDU-Parteitag des Jahres 1952 wurde ein Beschluß gefaßt, der die führende Rolle der SED im Staat anerkannte. Im selben Jahr rollte eine weitere Säuberungswelle über die Partei hinweg. „Reaktionäre Elemente“ wurden aus der Partei entfernt. Später waren Insider der Meinung, daß aufgrund der relativ geringen Mitgliederzahlen der CDU dort die Karrierechancen des einzelnen besser gewesen seien als in der SED selbst. Nicht zufällig gab es in der letzten, frei gewählten DDR-Volkskammer dreimal so viele Stasimitarbeiter in den Reihen der CDU-Fraktion wie bei der PDS.

Seit dem 6. September 1947, als Jacob Kaiser auf dem Parteitag ausgeführt hatte, die CDU müsse Wellenbrecher des dogmatischen Marxismus und seiner totalitären Tendenzen sein, hatte die Partei eine totale Wende vollzogen, und das war nicht zuletzt das Werk Otto Nuschkes.

Der dritte Vorsitzende der Ost-CDU starb vor 50 Jahren, am 27. Dezember 1957, in Nieder Neuendorf bei Berlin. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin Mitte ist sein Grab zu finden.


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