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05.01.08 / Das Jahr China

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

Klaus D. Voss:
Das Jahr China

Das Jahr 2008 wird das Jahr Chinas. Ob man will oder nicht, die Deutschen werden ihren angestammten Titel als Exportweltmeister an die Chinesen abtreten müssen. Weiter: Im August wird Peking als Stadt der Olympischen Sommerspiele Mittelpunkt der Welt sein; China wird Maßstäbe verändern.

Vor gut sechs Jahren hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Peking allen anderen Bewerbern vorgezogen und diese Entscheidung allein mit der Aussicht begründet, China werde sich nach und nach in das Wertegefüge der internationalen Staatengemeinschaft einbinden lassen.

Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Kein Anzeichen deutet darauf hin, daß China die Grundrechte seiner Bürger wenigstens im Ansatz respektieren will, auch im Olympischen Jahr nicht. Die Pekinger Führung setzt ihre Macht ungeniert ein.

Das Experiment, China nach und nach an die Beachtung der Grund- und Menschenrechte heranzuführen, mußte scheitern. Das Land zeigt sich resistent gegenüber den Idealen, die man dort als Vorgaben aus dem fernen Westen ansieht. Mehr noch: Peking versteht es, Uneinigkeit auszunutzen. Hinter der Forderung, daß überall auf der Welt die demokratische Grundordnung gelten muß, steht keine geschlossene Front.

Einmal in den falschen Händen, entwertet sich jedes Symbol: Nach den Spielen von 2008 wird auch Olympia kaum noch als Leitidee für eine bessere Welt taugen. Ganz im Gegenteil. Wer im IOC war sich schon der ganzen Tragweite seiner Entscheidung bewußt, den Olympischen Gedanken aus seiner Verankerung in der abendländischen Tradition  zu reißen und ihn Peking hinzuschmeißen für ein paar Sponsor-Milliarden. So leicht ist der Westen zu haben – das kann zur Botschaft der Sommerspiele 2008 werden.

Es geht noch weiter: Den Titel als neuer Exportweltmeister hat China schließlich nur erobern können, weil es sich nicht um die Regeln des Welthandels schert – und dies auch ganz demonstrativ praktiziert: Es gibt keine Achtung vor Patenten und Schutzrechten, wenig Respekt vor Gesundheitsvorschriften zum Schutz der Verbraucher. Und es gibt keine Treue zu den Verträgen: Unternehmen, die ihre Produktion ins billige China ausgelagert haben, merken jetzt, wie erpreßbar man ohne eigene Werkbank ist. Wer nicht pariert, erhält keine Lieferungen mehr. In Deutschland haben einige Unternehmen schon zu spüren bekommen, was die neue chinesische Manier ist – was gelten da die Regeln des ehrbaren Kaufmanns noch?


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