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05.01.08 / Der Glanz kehrt zurück / Die Ufa will wieder ins große Kinofilm-Geschäft einsteigen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

Der Glanz kehrt zurück
Die Ufa will wieder ins große Kinofilm-Geschäft einsteigen
von Markus Schleusener

Der Potsdamer Taxifahrer wird auf einmal ganz ehrfürchtig. „Und hier links“, sagt er und zeigt auf die Hallen hinter einem Metallgitter, „ist die Ufa, die große Filmproduktionsfirma, wissen Sie?“ Diese Aussage war bislang nicht mehr ganz korrekt. Die Universum Film AG, kurz Ufa, war zur reinen TV-Produktionsfirma hinabgesunken.

Aber das ändert sich jetzt. Die Ufa will wieder richtige Kinofilme machen!

Zu ihrem 90. Geburtstag im vergangenen Dezember gründete das Unternehmen eine weitere Tochterfirma, die Universum Cinema, die wieder groß ins Geschäft mit Kinofilmen einsteigen will.

Schon laufen 40 Projekte, die noch im Entwicklungsstadium sind. 2009 will die neugegründete Filmfirma bereits acht bis zehn Streifen in die Lichtspielhäuser bringen.

Kinofilme sind die hohe Kunst der Filmwirtschaft. Das, womit die Ufa bislang ihr Geld verdient, ist mehr die Hausmannskost der Branche. Es sind Blödelsendungen wie „Mein großer dicker peinlicher Verlobter“ oder „Der Heiland auf dem Eiland“ (mit Jürgen von der Lippe), Seifenopern wie „Unter uns“ oder „Verbotene Liebe“ und Shows wie „Das Quiz“ (mit Jörg Pilawa) oder „Deutschland sucht den Superstar“. Diese grenzwertige RTL-Sendung mit Dieter Bohlen erzielt übrigens regelmäßig die höchsten Einschaltquoten aller derzeitigen Ufa-Produktionen.

Natürlich „kann“ die Ufa auch Filme. Die Donna-Leon- und Rosamunde-Pilcher-Streifen werden von der Ufa ebenso produziert wie „Kein Himmel über Afrika“, „Stauffenberg“ (2003, nicht zu verwechseln mit der derzeit in Bearbeitung befindlichen Tom-Cruise-Produktion „Valkyrie“) oder „Der Tunnel“. Allein diese jüngste Produktion für Sat1 wurde mehrfach prämiert. Sie erhielt den Deutschen Filmpreis, den Bayerischen Filmpreis und eine Goldene Kamera.

Insofern ist kaum jemand besser auf den Sprung von der TV-Produktion hin zu großen Kinofilmen vorbereitet als die Ufa. Und dennoch ist das ganze ein Wagnis. Bei Kinoproduktionen geht es regelmäßig um so viel mehr Geld, daß jede Fehlinvestition millionenschwere Verluste nach sich ziehen kann. Die Budgets der derzeit geplanten Filme belaufen sich laut „Zeit“ auf Beträge zwischen vier und 15 Millionen Euro, was übrigens – gemessen an Hollywood-Produktionen – eher wenig ist.

Andererseits ist die weltweite Vermarktung einfach geworden. „Die verbesserten Exportchancen für deutsche Produktionen und die Chancen der Digitalisierung haben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Herstellung und Auswertungen von Kinofilmen erheblich verbessert“, gab sich Ufa-Chef Wolfgang Bauer gegenüber der Medienzeitschrift „Horizont“ überzeugt. Dazu kommt, daß die Ufa einen guten Namen hat. Sie selbst sieht sich als „eine der ältesten und profiliertesten deutschen Unterhaltungsmarken“.

Ihre Geschichte begann im Ersten Weltkrieg. Ein Jahr vor dem Waffenstillstand war General Ludendorff zu der Auffassung gelangt, daß Deutschland propagandistisch nicht so gut aufgestellt sei wie seine Gegner.

Die wirkliche Glanzzeit begann jedoch erst nach Kriegsende. In den 20er Jahren gab es bereits zwei wichtige Standorte: Tempelhof und Babelsberg. Hier entstand das damals größte Filmatelier der Welt! Zu den wichtigsten Filmen dieser Epoche gehören: „Faust“, „Metropolis“, „Die Nibelungen“ und „Der blaue Engel“. Während der NS-Zeit wurden neben Komödien wie „Münchhausen“ auch Propagandafilme gedreht. Das änderte sich 1945 nicht, nur die Ausrichtung der Propaganda wechselte, denn die Studios lagen in der Sowjetzone. Sie hießen nunmehr Deutsche Filmgesellschaft (Defa). Im Westen blieb der Name Ufa erhalten.

1964 übernahm der Bertelsmann-Konzern die Ufa. So erklärt sich auch die gute Zusammenarbeit zwischen Ufa und RTL (ebenfalls eine Bertelsmann-Tochter). Seit dieser Übernahme beschränkte sich die Ufa auf die Produktion von Fernsehsendungen.

Eine solche Serie aus dem Hause Ufa, mit der Sat1 zeitweise dem Konkurrenten RTL jugendliche Zuschauer im Vorabendprogramm abspenstig gemacht hat, war „Verliebt in Berlin“. Die Lisa-Plenzke-Telenovela wurde ebenso von der Ufa produziert wie die RTL-Seifenoper „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und ist nach dem Ausscheiden der Hauptdarstellerin den Quotentod gestorben.

Dafür läßt sich die Teenie-Serie gut im Ausland vermarkten, vor allem in Osteuropa. In Ungarn läuft sie als „Lisa csak egy van“, in Bulgarien als „Vljubena v Berlin“, in der Slowakei als „Zamilovana v Berline“ und in Lettland als „Miila lielaa pilseetaa“.

In Frankreich und teilweise französischsprachigen Ländern wie Belgien, Kanada oder der Schweiz läuft die Serie zudem als „Le destin de Lisa“ äußerst erfolgreich (Marktanteil teilweise über 50 Prozent). Im November kam ein weiterer Sendeplatz dazu: Das ukrainische Fernsehen strahlt die erfolgreiche Serie unter dem Titel „Kokhannia v Berlini“ aus.

Die Ufa hat also beste Voraussetzungen, um demnächst auch große Kinofilmproduktionen international zu verkaufen.

Foto: Eine Legende lebt auf: Schauspielerin Alexandra Neldel auf der Feier zum 90jährigen Bestehen der Ufa in Berlin vergangenen Sommer vor einem Plakat aus der Glanzzeit der Babelsberger Filmproduktion


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