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05.01.08 / Kinder aus erster Ehe vergessen / Statistisches Bundesamt gibt Daten einer Sondererhebung bekannt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-08 vom 05. Januar 2008

Kinder aus erster Ehe vergessen
Statistisches Bundesamt gibt Daten einer Sondererhebung bekannt
von Rebecca Bellano

Obwohl Statistiken sich auf Fakten berufen, ist es erstaunlich, wie unterschiedlich die Interpretationsmöglichkeiten sind. „Gebildet, westdeutsch, kinderlos“ betitelte die „Frankfurter Rundschau“ ihren Bericht über die Sondererhebung „Geburten und Kinderlosigkeit in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes. Die „Tageszeitung“ titelte hingegen „Auch Akademikerinnen kriegen Kinder“. Zwei Zeitungen und beide schaffen es, mit ihren Überschriften der Sondererhebung eine andere Aussage zuzuschreiben.

Natürlich bekommen Akademikerinnen auch Kinder, nur eben nicht so häufig wie der Rest der weiblichen Bevölkerung. So hat die Sondererhebung, bei der 2006 12500 Frauen zwischen 16 und 75 Jahren befragt wurden, ergeben, daß bei den Frauen mit gehobenen Bildungsstand zwischen 40 und 75 Jahren 20 Prozent keine Kinder hätten, während bei den Frauen ohne Berufsausbildung nur 14 Prozent kinderlos seien. Über die Gründe sagt diese Statistik nichts.

Bei den Geburtsjahrgängen 1957 bis 1966 ist die Kinderlosigkeit sogar noch höher, hier haben 23 Prozent von ihnen keine eigenen Nachkommen. Dies gilt aber nur für den Westen, denn in den neuen Bundesländern liegt sie bei diesen Jahrgängen nur halb so hoch. Dafür ist der Anteil der potentiellen Mütter an der Gesamtbevölkerung im Osten der Bundesrepublik Deutschland aufgrund von Abwanderung in den Westen von 28 Prozent 1990 auf 20 Prozent im Jahr 2006 abgesunken. Insgesamt hat sich die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter von 19,7 Millionen 1997 auf 19,3 Millionen verringert.

Doch das wirklich neue an der Sondererhebung ist die Tatsache, daß die befragten Frauen erstmals nicht nur nach den Kindern aus ihrer aktuellen Ehe, sondern auch aus vorherigen Ehen und Beziehungen ohne Trauschein befragt wurden. Hatten die mehrfach verheirateten Frauen so die Statistik verschoben, da man ihre Erstgeborenen bei der jährlichen Befragung ausgewählter Haushalte, dem Mikrozensus, nicht mitgezählt hatte, ist jetzt das Durchschnittsalter, in dem Frauen erstmals Mutter werden, in der Statistik wieder von 30 auf realistische 26 Jahre abgesunken.

„Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast“, unken böse Stimmen. Die Tatsache, daß das Statistische Bundesamt über Jahrzehnte Hunderttausende Kinder unter den Tisch hat fallen lassen, läßt zumindest nicht gerade auf Professionalität schließen. Erst 2008 soll nun auch beim Mikrozensus nach Kindern aus vorherigen Beziehungen gefragt werden.

Letztendlich sind also aus Befragungen stammende Daten, die das Statistische Bundesamt zur Bewertung der demographischen Lage mit an die Hand gibt, nur mit Vorsicht zu betrachten. Ziemlich sicher sind jedoch die Daten, die von den Standesämtern stammen, und so ist es unwiderlegbare Tatsache, daß 2006 673000 Kinder angemeldet wurden. Und nur jedes zweite Kind hatte in dem Jahr Eltern, die beide einen deutschen Paß besaßen.


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