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12.01.08 / Er wilderte in Scapa Flow / Vor 100 Jahren wurde U-Bootkapitän Günter Prien im preußischen Osterfelde geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-08 vom 12. Januar 2008

Er wilderte in Scapa Flow
Vor 100 Jahren wurde U-Bootkapitän Günter Prien im preußischen Osterfelde geboren
von Hans Lody

Der überraschende Überfall auf einen befestigten feindlichen Hafen hatte bei der Royal Navy Tradition. Entschlossene Männer und wagemutige Raids (Überfälle) hatten Britannien groß gemacht. Wäre Günter Prien, der von 100 Jahren am 16. Januar 1908 im preußischen Osterfeld bei Naumburg das Licht der Welt erblickte, Brite gewesen, gäbe es auf dem Londoner Trafalgar-Platz neben der Nelson-Säule heute zu seinen Ehren ein Denkmal.

Günter Prien war zehn Jahre alt, als 1918 der Krieg verlorenging und das Kaiserreich zusammenbrach. 1923 war sein Vater tot und die Mutter durch die Inflation in großer Not. Um sie, die noch seine beiden jüngeren Geschwister ernähren mußte, zu entlasten, verließ Prien das Gymnasium, ging zur See und brachte es 1932 zum Schiffskapitän. Infolge der 1930 geplatzten US-amerikanischen Spekulationsblase krachte auch in Deutschland die Wirtschaft zusammen und machte Prien zu einem der sieben Millionen Arbeitslosen hierzulande.

In dieser Situation bot die Reichs- eine Alternative zur Handelsmarine. Zwei Drittel der Offiziersanwärter des Jahrganges 1932 kamen am 26. Juli jenes Jahres beim Untergang des Segelschulschiffes „Niobe“ im Fehmarnbelt ums Leben. In den deutschen Seestreitkräften brauchte man demzufolge dringend neue Offiziersanwärter. Im Januar 1933 kam Prien als Offiziersbewerber bei der Reichsmarine unter.

Nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 expandierte die Marine. Prien kam 1935 zur neu aufgestellten U-Bootwaffe und erhielt am 17. Dezember 1938 die Führung von U 47.

Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Um Deutschlands zahlenmäßig hoffnungslose Lage zur See auszugleichen, wollte der Befehlshaber der U-Boote Karl Dönitz eines seiner U-Boote in den britischen Hauptstützpunkt Scapa Flow schicken, um die britische Flotte zu dezimieren.

Prien nahm diesen Auftrag an. Er drang am 14. Oktober 1939 in Scapa Flow ein. Zu seiner Enttäuschung gab es dort nur drei größere Schiffe: das Schlachtschiff „Royal Oak“, ein weiteres Schlachtschiff über dessen Identität die Briten bis heute schweigen, und ein altes Flugzeugmutterschiff. Prien feuerte aus 3000 Metern Entfernung vier Torpedos ab. Einer blieb im Rohr stecken, zwei versagten und der vierte gab lediglich eine „gedämpfte“ Detonation auf das zweitgenannte Schiff ab. Auch der Hecktorpedo versagte. Prien ließ drei Bugrohre neu laden. Nun explodierten alle drei Torpedos auf der „Royal Oak“. Das Schiff flog in die Luft. Die Beschreibung des zweiten torpedierten Schiffes, von dem Prien glaubte, es sei die „Repulse“, traf auf vier britische Schlachtschiffe zu. Die Briten dementierten den Treffer selbst nicht, bestritten aber eine Beschädigung der „Repulse“. Die Akten der Royal Navy sind dazu nicht zugänglich.

Nach solch einem Erfolg wäre in Großbritannien ein Besuch der Besatzung bei Premierminister Winston Churchill fällig gewesen. Die britische Propaganda hätte sich des Seehelden angenommen. So war es auch in Deutschland – nichts Ungewöhnliches also. Prien erhielt als erster Marineangehöriger das Ritterkreuz. Priens „Mein Weg nach Scapa Flow“ wurde ein Bestseller. Es erschien später auch in England und fand dort reißenden Absatz.

Im April 1940 vor Norwegen versagten alle Torpedos von U 47. So teilte das Schlachtschiff „Warspite“ das Schicksal der „Royal Oak“ nicht. U 47 funkte am 6. März 1941 letztmalig. Am 23. Mai 1941 meldete der Wehrmachtsbericht den Verlust von U 47. Diese verspätete Meldung war – anders als inländische Kritiker das heute erzählen – nichts Ungewöhnliches. Die Briten handelten ähnlich.

Foto: Günter Prien: Kommandant von U 47


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