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12.01.08 / Gehen ist die beste Medizin / Patienten mit der sogenannten peripheren arteriellen Verschlußkrankheit müssen sich bewegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-08 vom 12. Januar 2008

Gehen ist die beste Medizin
Patienten mit der sogenannten peripheren arteriellen Verschlußkrankheit müssen sich bewegen
von Rosemarie Kappler

Statt teurer Life-Style-Medikamente kaufen Sie sich lieber eine gute Flasche Rotwein.“ – „Gehen Sie viel. Wer geht, bildet Umgehungskreisläufe für die Gewebeversorgung.“ Die Ratschläge, die viele Ärzte Patienten mit der sogenannten peripheren arteriellen Verschlußkrankheit  (kurz pAVK) geben, hören sich zwar trivial an, doch wirksam sind sie allemal und sie schärfen das Bewußtsein für die schlimmen Folgen einer erkrankten Blutversorgung in den Beinen.

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an der pAVK, besser bekannt als „Schaufensterkrankheit“. Unter diesem Begriff sind alle denkbaren Verengungen und Verschlüsse der Blutgefäße im Bereich der Becken- und Beinschlagadern zusammengefaßt. Sie können bisweilen unerträgliche Schmerzen bereiten, die so stark sind, daß ein Weitergehen unmöglich wird. Da viele Betroffene die Pause dazu nutzen, Schaufenster zu betrachten – auch um nicht angesprochen zu werden –, hat der Volksmund für diese schwerwiegenden Durchblutungsstörungen einen bildhaften Ausdruck gefunden.

Die Ursachen sind die gleichen wie auch bei anderen großen Volkskrankheiten: Bewegungsmangel, Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen und Diabetes. „Daraus wird deutlich, daß jeder die Möglichkeit hat, selbst etwas gegen die Krankheit zu tun, die bis zur vollen Ausbildung rund 25 Jahre benötigt“, sagt Horst Winter, Kardiologe am Universitätsklinikum Homburg. Zeit, die in der Tat für ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, Nikotinentwöhnung, Behandlung von Grunderkrankungen und Normalisierung von Blutfett- und Blutdruckwerten genutzt werden sollte. Denn: „Was einmal kaputt ist, ist kaputt“, wird Winters Kollege Magnus Baumhäkel überdeutlich.

Die pAVK ist in vier Stadien eingeteilt. Im Stadium 1 verursacht die Gefäßverengung tückischerweise keine Beschwerden. Sie wird meist zufällig entdeckt. Das Stadium 2 ist gekennzeichnet durch Wadenschmerzen nach einer bestimmten Gehstrecke. Ein Zeichen für die bereits eingesetzte Minderdurchblutung der Mus-kulatur und eindeutiger Hinweis auf zugehende Arterien.

Im dritten Stadium sind die Schmerzen auch in Ruhe zu spüren, und im Stadium 4 ist es schließlich zum völligen Verschluß kleinster Blutgefäße gekommen. Schwere Gewebeschädigungen sind die Folge, es entstehen schlecht verheilende Geschwüre, ganze Gewebebezirke und komplette Gliedmaßen können absterben, die dann amputiert werden müssen.

Ein Schicksal, das einem Großteil der jährlich 30000 Beinamputierten durch eine vernünftige Lebensweise erspart bleiben könnte.

Nicht nur die Amputation schwebt wie ein Damoklesschwert über den Betroffenen, es drohen auch Herzinfarkt oder Schlaganfall, weil Durchblutungsstörungen der Beine meist mit Engstellen an den Herzkranzgefäßen und den Halsschlagadern kombiniert sind.

Von zehn  pAVK-Patienten haben acht ein hohes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, beziehungsweise drei von zehn müssen mit einem Schlaganfall rechnen.

Häufig ist eine pAVK die Folge eines Diabetes. Bei einem Drittel der Menschen mit der Diagnose Diabetes wird auch eine pAVK festgestellt. Diese Kombination wird von Medizinern sehr gefürchtet.

Da Diabetes die peripheren Nerven schädigt, ist das Schmerzempfinden häufig ausgeschaltet. Schmerzen einer pAVK werden deshalb nicht wahrgenommen. So kann bei fehlenden Vorsorgeuntersuchungen und mangelnder eigener Fürsorge unbemerkt ein Fuß absterben.

Keine Seltenheit: In Deutschland werden jährlich 28000 Füße amputiert und 60000 Geschwüre infolge Diabetes behandelt. Dabei, so sagen Gefäßspezialisten, seien 80 bis 90 Prozent der Fuß-Amputationen vermeidbar, wenn der diabetische Fuß richtig versorgt würde.

Im Extremfall können hierbei auch Gefäßchirurgen helfen, so wie sie auch bei der von Diabetes unabhängigen pAVK weiterhelfen. Ziel ist dann, mit Ausschälungen oder Bypässen sowie ergänzenden Medikamenten die Blutversorgung wieder herzustellen.

Gewebe, das bis zu diesem Zeitpunkt bereits geschädigt ist, ist jedoch kaum mehr zu regenerieren. Auch Medikamente können dann nur noch wenig ausrichten.

 

Hilfreiche Tips für Diabetiker

* Vermeiden von engem Schuhwerk, damit keine Druckstellen entstehen. Neue Schuhe langsam und vorsichtig einlaufen.

* Vorsicht beim Barfußlaufen wegen der Verletzungsgefahr

* Wegen des verringerten Schmerzempfindens keine heißen Bäder oder Wärmflaschen

* Nägel feilen statt schneiden, um Verletzungen zu vermeiden.

* Hornhaut mit Bimsstein wegschleifen, nicht abhobeln (Schnittgefahr)

* Täglich die Füße Eincremen, um Risse zu vermeiden.

* Trockene rissige Haut fördert ebenso wie feuchte aufgequollene Haut das Eindringen von Bakterien und Pilzen. Deshalb regelmäßig Fußkontrollen durchführen und auf Rötungen achten, die auf Entzündungen hinweisen.


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