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19.01.08 / Die Frau des Terroristen / Magdalena Kopp berichtet über ihre Jahre im Untergrund mit »Carlos«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-08 vom 19. Januar 2008

Die Frau des Terroristen
Magdalena Kopp berichtet über ihre Jahre im Untergrund mit »Carlos«

Als die Schädlinge im Garten nicht sofort auf das Pflanzengift reagierten, kippte er die ganze Packung drüber. Tags darauf fraß allerdings der Familien-Schäferhund die Erde und starb daran, und er fuhr mit dem Tierkadaver in die Wüste und verbrannte ihn dort – an dieser Stelle verbrannte er wenige Wochen später auch seinen ehemaligen Freund und Vertrauten Gerd Albartus, allerdings erst, nachdem er ihn vorher gefoltert und mit einem Kopfschuß ermordet hatte. Illich Ramirez Sanchez, besser bekannt unter dem einstigen Decknamen Carlos, versetzte nicht nur sein Umfeld, sondern die ganze Welt in Angst und Schrecken. Mit diesem Mann, der inzwischen in Haft sitzt, lebte Magdalena Kopp lange Jahre zusammen, ihn heiratete sie und mit ihm hat sie eine Tochter. In „Die Terrorjahre – Mein Leben an der Seite von Carlos“ erzählt sie, wie es dazu kam, daß sie im Auftrag dieses Mannes morden wollte, kurz vor der Umsetzung jedoch verhaftet wurde. Doch kaum aus der Haft entlassen, kehrte sie zu dem Mann zurück, der sich in den Jahren ihrer Haft kaum bei ihr gemeldet hatte.

Schon auf den ersten Seiten redet sich die Autorin damit aus ihrer Verantwortung heraus, indem sie ihre „schlechte“ Kindheit schildert. Da ihre Eltern tagein, tagaus in der eigenen Gastwirtschaft arbeiteten, hatten sie kaum Zeit für ihre Töchter, die von den überarbeiteten Eltern nie Zuneigung und Liebe erfuhren, so die 1948 in Ulm Geborene. Der Wunsch, die weltweite Armut zu beenden, trieb die junge Fotografin Magdalena auch in gewisse Kreise. Mit ihrem ersten Freund Michel arbeitet sie beim Verlag Roter Stern, wo ihr Fotografinnen-Wissen erstmals dafür verwendet wird, um Ausweise zu fälschen. Michel und sie bekommen eine Tochter, doch je linksradikaler der gemeinsame Freundeskreis wird, desto mehr distanziert sich Michel. Da Magdalena inzwischen immer intensiver bei dem Verlag und der Organisation Revolutionäre Zelle involviert ist, trennen sich ihre Wege, und Michel übernimmt das Sorgerecht für Anna. Der Mitbegründer der Revolutionären Zelle, Johannes Weinrich, wird neuer Lebensgefährte der Autorin. Ihm folgt sie vor allem auf seinen Reisen in den kommunistischen Ostblock, wo er Unterstützer kontaktiert. So lernt Magdalena auch Carlos kennen, den sie zwar unsympathisch findet, als er aber mit ihr schläft, wagen weder Johannes noch sie, Widerspruch anzumelden, und von nun an ist sie die seine. So schildert jedenfalls die Autorin die Ereignisse. Obwohl angeblich für Gleichberechtigung, läßt sie sich von dem gebürtigen Südamerikaner vereinnahmen und hinterfragt nie etwas, was er tut.

Unglaube überfällt den Leser immer wieder, wenn er liest, wie die Autorin sich hat behandeln lassen. Außerdem: Kann man wirklich so naiv sein und so lange nicht bemerken, daß man mit einem brutalen Mörder zusammenlebt? Zudem beschreibt die Deutsche den Terroristen auch als Großmaul, der überall sich mit seinen Heldentaten brüstet, die keineswegs der Sache einer Weltrevolution, sondern vor allem seinem eigenen Ego dienen. Auch daß die meisten seiner Pläne unkoordiniert sind und häufig in einem Desaster enden, berichtet die Zeitzeugin.

Immer wieder bleibt dem Leser die Luft weg, weil er das, was er liest, nicht glauben kann. Wieso haben so viele Staaten diesen Mann hofiert? Wer gab ihm das ganze Geld? Viele Fragen beantwortet die Autorin, doch nachvollziehen kann der Leser die Denke der damaligen Protagonisten kaum.    R. Bellano

Magdalena Kopp: „Die Terrorjahre – Mein Leben an der Seite von Carlos“, DVA, München 2007, geb., 318 Seiten, 19,95 Euro, Best.-Nr. 6510


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