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26.01.08 / Comics, Kino und die Helden / Das Salzburger Museum der Moderne widmet zwei modernen Ausdrucksmitteln eine Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-08 vom 26. Januar 2008

Comics, Kino und die Helden
Das Salzburger Museum der Moderne widmet zwei modernen Ausdrucksmitteln eine Ausstellung
von Silke Osman

Oing, platsch, uiii!“ Du meine Güte, was war da los im Kinderzimmer? Die unheimlichen Geräusche wollten einfach kein Ende nehmen. Eine halbe Stunde schon waren sie zu hören, dazu Gekicher und ab und zu auch ein „Seufz, Ächz, Stöhn“. Schnell mal nachsehen, ob da nicht etwas geschah, was man als Mutter nicht billigen konnte. Aber nein, alles war in Ordnung. Die Kinder amüsierten sich nur mit einem der neumodischen Comic-Hefte, in dem die Figuren Sprechblasen hatten und die Geräusche so echt in Buchstaben umgesetzt waren, daß man sie geradezu hören konnte. Was für die Mutter vor 50 Jahren noch eine neue Erfahrung war, läßt die Mutter von heute nur schmunzeln. Sie muß ihren Alltag schließlich nicht nur mit ihren Kindern teilen, sondern auch mit so seltsamen Wesen wie „Sponge Bob“, sprich Schwammkopf, oder Spiderman, dem Spinnenmann, der ohne weiteres Wände hochklettern und die größten Hindernisse überwinden kann.

Schon die alten Ägypter haben Comics, also Erzählungen in mehreren zeitlich aufeinander bezogenen Bildern, gekannt. Historiker nennen als Beispiel den Papyrus des Schreibers Hunefer, der etwa 1300 vor Christus lebte. Dort wird das sogenannte Wiegen des Herzens gezeigt und die Handlung in einer zeitlich gestaffelten Bildfolge vorgeführt. Die Griechen stellten eine Wunderheilung des Asklepios in Epidauros in dieser Weise dar, und auch die Römer beherrschten die Kunst der Bild-Erzählung.

Als Beispiel mag die berühmte Säule des Herrschers Trajan in Rom dienen, auf der in 155 Einzelszenen ein Feldzug gezeigt wird. Die Säule, die sich noch heute an ihrem ursprünglichen Ort befindet, ist 33 Meter hoch, das Relief 200 Meter lang. – Formate, von denen heutige Comiczeichner nur träumen dürften.

Selbst die Kirchenmaler bedienten sich der Bilderzählung und malten verschiedene Szenen einer Geschichte. Spruchbänder, die Vorgänger der Sprechblasen, erläuterten dann das Geschehen. Es wurde schließlich nicht nur gemalt – auch Bildhauer meißelten Geschichten in Stein, und selbst auf Teppichen wurden Handlungsabläufe festgehalten. Ein sehr frühes Beispiel ist der berühmte Teppich von Bayeux, der Ende des 11. Jahrhunderts entstand und die Geschichte der Schlacht bei Hastings erzählt.

Wann das erste moderne Comic erschien, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Die einen nennen das Jahr 1827, als Rodolphe Töpffer für seinen Bildroman „Histoire de M. Vieuxbois“  erstmals ein und dieselbe Person verwendete und jedes der 200 Bilder das Ergebnis des vorhergehenden war. Andere sehen in der Veröffentlichung von „The Yellow Kid“ in der Zeitschrift „New York World“ am 16. Februar 1896 seine Geburtsstunde.

Die Wirkung aller Bildergeschichten aber ist gleich: Sie produzieren eine Art Kino im Kopf. Der Leser fügt die einzelnen Bilder zu einem Film zusammen. Kein Wunder, denn die dramaturgischen Techniken wie etwa der Zoom, also das Heranziehen einer wichtigen Szene, ähneln sich. Immer mehr hat das Kino auch Gestalten und Geschichten aus dem Comic übernommen. Kassenschlager wie „Superman“, „Batman“ oder „Spiderman“, aber auch „Barbarella“ oder „Popeye“ haben Jung und Alt in aller Welt erfreut.

Das Museum der Moderne in Salzburg hat nun diesen Helden eine eigene Ausstellung gewidmet. Neben zahlreichen Originalzeichnungen, Kinoplakaten und Szenenfotos werden auch Kostüme von „Barbarella“ (geschaffen von dem italienischen Modeschöpfer Paco Rabane), von „Batman“ oder „Spiderman“ gezeigt. Als besonderes „Schmankerl“ begeistert das Original-Schwert von „Conan der Barbar“. Seufz!

Die Ausstellung „Kino & Comics. Comic-Helden im Film“ ist im Museum der Moderne, Mönchsberg 32, 5020 Salzburg, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr zu sehen. Eintritt 6 / 4 Euro, bis 2. März.

Foto: Popeye, der Seemann: Ein Filmplakat aus Italien (1981) wirbt für die Abenteuer des Helden mit den eisernen Armen („Braccio di Ferro“)


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