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26.01.08 / Entwaffnender Kindermund

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-08 vom 26. Januar 2008

Entwaffnender Kindermund

Kindermund tut Wahrheit kund. Das ist vor allem in der Öffentlichkeit nicht immer angenehm. „Ui, schau mal, die Frau hat ja einen Bart!“ – solche oder ähnliche Aussprüche, lauthals durch den Bus gekräht, treiben Eltern schnell die Schamesröte ins Gesicht. Erziehungsberater Andreas Engel rät zur Gelassenheit: „Wenn Kinder über etwas staunen, geben sie diese Mitteilung ungefiltert an ihre Eltern weiter. Das ist ganz normal und kein Zeichen der Boshaftigkeit.“ Bis zum Grundschulalter befinden Kinder sich in einer Entwicklungsphase, in der sie die Regeln der sozialen Rück-sicht noch nicht begreifen können. „Es ist ihnen nicht klar, daß sich jemand darüber ärgern könnte, wenn sie seine besonderen Äußerlichkeiten hervorheben“, sagt Engel. Daher sei es auch nicht sinnvoll, die Kleinen für ihre Aussprüche zu kritisieren oder sogar auszuschimpfen. Schließlich seien sie sich keiner Schuld bewußt.

Auch dem Drang, das Kind zu einer Entschuldigung zu nötigen, sollte nicht nachgegeben werden. Dadurch würden die Kinder unnötig bloßgestellt. „Besser ist es, wenn die Mutter oder der Vater sich kurz bei der betreffenden Person für die unangenehme Si-tuation entschuldigt“, sagt der Diplom-Psychologe. Ein ehrliches „Es tut mir leid, wenn Sie das gerade geärgert hat – Kinder sind nun mal so“ dürfte die Wogen etwas glätten. Zu Hause kann man die Situation dann noch einmal ansprechen und dem Kind erklären, weshalb die Person sich verletzt gefühlt hat. „Aber die Fähigkeit, sich in andere Leute hineinzuversetzen, eignen sich die meisten erst im Schulalter an“, sagt Andreas Engel. ddp


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