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26.01.08 / Kampf den Pocken / Bunter Mittelalterroman

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-08 vom 26. Januar 2008

Kampf den Pocken
Bunter Mittelalterroman

Eine kleine Zeitreise ins Mittelalter, wer hätte da kein Interesse? Auf eben so eine Zeitreise entführt Francois de Gourcez den Leser in seinem historischen Roman „Der Kopf des Löwen“.

Das Mittelalter ist bekannt als eine Epoche voller Unruhen. Kriege und Seuchen beutelten die Menschen. Wer als Bauer geboren wurde, hatte keine Möglichkeit, diese Gesellschaftsschicht zu verlassen und starb somit, nach einem Leben voller harter Arbeit und Entbehrungen, auch als solcher.

Doch war es nicht nur eine Zeit voller Grauen und Leiden, sondern auch eine Zeit des Aufbruchs und der Abenteuer. Neue Kontinente wurden entdeckt, Meere und Länder erforscht.

Der junge Qoelet, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Bretagne als Sohn eines Grafen aufwächst, widersetzt sich schon früh der Autorität seiner Eltern. Statt gemäß seines Vaters Wunsch sich als Soldat zu verdingen oder nach dem Willen der Mutter sein Leben als Geistlicher dem Herrgott zu weihen, bereist der wissensdurstige Bretone die Welt.

Auf der Suche nach einem Heilmittel gegen die Pocken zieht er von Frankreich aus mit einer Karawane ins sagenumwobene Morgenland. Selbst nachdem der junge Mann auf einer seiner gefährlichen Reisen sein rechtes Bein verliert, läßt ihn die Abenteuerlust nicht los.

Beseelt von dem Wunsch durch den Verkauf von Opium zu einem reichen Mann zu werden, macht er sich mit einigen Männern und seinem Schiff, der „Divine“, auf nach Indien und wird dort von den Männern eines Radscha gefangengenommen.

„,Was habt Ihr im Hoheitsgebiet des ewigen Radscha von Gavalur zu suchen, Fremde?‘ Qoelet schmunzelte und beschränkte sich darauf, zu Füßen des Throns drei Gewehre, einen Kompaß, eine Karte sowie die Schatulle, gefüllt mit Goldmünzen, geprägt mit dem Antlitz des Königs von England, zu deponieren. Der Fürst betrachtete ihn mit einer gewissen Verachtung, konnte sich aber ein begehrliches Grinsen nicht verkneifen ... ,Hast du nicht den Reichtum unseres Fürsten und die Macht seiner Armee gesehen? Was soll er anfangen mit ein wenig Gold und drei miserablen Gewehren?‘ ... Euer Hoheit mögen geruhen, das beste Opium aus seinen Bergen zusammentragen zu lassen, und ich komme mit hundertmal soviel Gold wieder‘, schloß Qoelet und verneigte sich.“

Noch viele Male wird der Bretone in brenzlige Situationen geraten und sein Glück auf die Probe stellen. Doch bleibt ihm dieses stets hold, bis er eines Tages in eine Auseinandersetzung zwischen Schotten und Engländern gerät.

„Dann tauchte Hauptmann Sanders auf, schlug sich mit der Reitpeitsche, die nie sein Hand verließ, auf den Schenkel. Voller Verachtung betrachtete er die Neuankömmlinge, dann wandte er sich an Qoelet: ,... Ihr habt mich belogen. Durch Eure Schuld hat die Company zehn tüchtige Diener verloren, ermordet von diesem Gezücht von ...Verrätern. Sie werden an die Wand gestellt und Ihr dazu!‘ ... Die Schotten traten einen Schritt vor, ballten die Fäuste. Sanders schrie: ,An die Waffen!‘ Dann feuerte er. Qoelet brach mit durchschossener Brust zusammen.“

Ein farbenprächtiges, manchmal etwas langatmiges, abenteuerliches Epos, das an Abwechslungsreichtum beim Leser keine Wünsche offen läßt. Für wen jedoch auch Gefühle und ein gewisser emotionaler Bezug zu einem Roman und dessen Protagonisten eine wichtige Rolle spielen, der sollte lieber zu einem anderen Buch greifen.                    A. Ney

Francois de Gourcez: „Der Kopf des Löwen“, Blessing Verlag, München 2007, 424 Seiten, 19,95 Euro


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