Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 02. Februar 2008 Von oben herab Da hat’s einen doch geradezu in die Nähe des Himmels verschlagen. Aus der alten Villa mit drei Etagen in ein Hochhaus mit 13 Stockwerken. Da sitzt man nun im 12. und blickt über die ganze Stadt. Eine Verlockung sondergleichen. Der Schreibtisch wird zur Nebensache, denn immer wieder gleitet der Blick über das Häusermeer, schwebt über rote Backsteinmauern, vorbei an spitzen Kirchtürmen und stürzt wie zufällig hinunter auf die Straße, um unmittelbar vor dem lebhaften Autoverkehr halt zu machen. Doch was ist das? Tatsächlich, auch Menschen sind aus dieser ungewohnten Höhe auszumachen. Und gar nicht wenige. Sie glauben sich unbeobachtet, und sie verhalten sich auch so. Na ja, wer hat sich nicht schon einmal verstohlen die Nase „gerieben“ oder nicht gerade damenhaft den Kopf gekratzt? Es gibt einem ein unheimlich „erhabenes“ Gefühl, wenn man von höherer Warte aus auf eine Menschenmenge hinunterblicken kann. Man kommt gar nicht auf den Gedanken, daß man selbst auch zu dieser „Masse Mensch“ gehört, sobald man seine höhere Warte und den sicheren Raum verläßt und sich auf die Straße begibt. Wer wird es dann sein, der einen von oben herab betrachtet? „Von oben herab“ – wie oft behandelt man nicht einen Mitmenschen auf diese Weise. Ob nun ungewollt oder nicht, sei dahingestellt. Dabei sieht man auf den ersten Blick doch nur das Äußere seines Gegenübers, auch wenn man „von oben herab“ manchmal meint, hinter die Fassade blicken zu können. Welch ein Irrtum! Seele und Herz bleiben aus dieser Perspektive dem Betrachter auf jeden Fall verschlossen. SiS |
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