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02.02.08 / Geliebter Führer! / Briefe an Hitler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 02. Februar 2008

Geliebter Führer!
Briefe an Hitler

„Unserem Führer Adolf Hitler! Worte gibt es nicht, um unserem Führer zu sagen, was wir fühlen. Nehmen Sie, unser Führer, unseren Dank + ewige Treue. Daß es noch verblendete Menschen gibt, ist zu bedauern, aber denen ist nicht mehr zu helfen, leider. Bis zum letzten Atemzug gehört unser Herz Ihnen. Heil Hitler! Frau P. Irrgang“ Dies ist nur einer von tausenden „Liebes“briefen, die Adolf Hitler in den Jahren von 1925 bis 1945 erhielt.

Der Historiker Henrik Eberle hat nun in Moskauer Archiven besagte Korrespondenz begutachtet und ausgewertet. Im Sonderarchiv des russischen Verteidigungsministeriums in der Ulitza Makarowa stand der Deutsche vor 100000 Akten, die Sondereinheiten der sowjetischen Armee in den Jahren von 1943 bis 1945 sichergestellt haben. Während viele gefundene Behördenanweisungen und Befehle den Sowjets halfen, um Schuldanklagen zu formulieren, konnten sie mit den 1945 in der Berliner Reichskanzlei und der Präsidialkanzlei erbeuten Briefen an Hitler nicht viel anfangen.

Die Anzahl der gefundenen Schreiben steht laut Autor erwartungsgemäß in einem direkten Zusammenhang mit den politischen Geschehnissen. Unmittelbar nach der Machtergreifung und nach dem Anschluß Österreichs erhielt Hitler ganz besonders viele enthusiastische Schreiben. Eberle betont, daß die Briefe, „anders als die gefilterten Stimmungsberichte, einen direkten Einblick in das Denken und Fühlen der ,Täter‘, ,Mittäter‘ und ,Profiteure‘ – oder aber der ,Verführten‘ des nationalsozialistischen Regimes“ gewähren.

Wer jedoch erwartet, lauter spannende, erhellende Briefe zu finden, die begreiflich machen, wieso die Deutschen ihrem „Erlöser“, wie eine Nonne verklärt schreibt, folgten, der wird enttäuscht. Viele Briefe ähneln behördlichen Anschreiben, nur hin und wieder sind emotionale Bewunderer dazwischen, doch die Lektüre dieser Briefe langweilt auch schnell.

„Da ich als 23jähriger SA-Mann mit dem heutigen Tag vor dem Ende meines jungen Lebens stehe und noch ein zweites mit in den Tod nehmen muß, nämlich meine liebe Braut. Ich richte daher meinen letzten Hilferuf an Sie, verehrter Herr Kanzler …“ Während dieser Mann nur theatralisch den Führer darum bittet, ihn von seinen Alimenten-Zahlungen an seine Ex zu befreien, damit er eine neue Familie gründen kann, bitten andere um Arbeitsstellen, Kredit oder Autogramme vom Führer. Interessant lesen sich die Bittbriefe von Juden, die nicht begreifen können, was da in ihrem Lande geschieht. Die Tatsache, daß sie sich an den Führer wenden, verdeutlicht, daß es einige Juden gab, die offenbar nicht realisiert hatten, daß eben jener Adressat ihrer Schreiben der Initiator des Unglücks war, das über sie kam.

Vielen Briefen ist ein Antwortschreiben von Hitlers Privatsekretär Albert Bormann angehängt. Allerdings wurden keineswegs alle Anschreiben beantwortet, da viele selbst aus Sicht von Bormann zu skurril und exzentrisch waren.

Im großen und ganzen sind die „Briefe an Hitler“ jedoch nicht sonderlich erhellend. Da sehr viele Briefe sich ähneln, strengt die Lektüre sehr an.       Bel

Henrik Eberle (Hrsg.): „Briefe an Hitler – Ein Volk schreibt seinem Führer“, Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, geb., 475 Seiten, 19,95 Euro


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