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02.02.08 / Ein Märtyrer des Liberalismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 02. Februar 2008

Ein Märtyrer des Liberalismus

Arno Esch kam vor 80 Jahren, am 6. Februar 1928 in Memel zur Welt, wo er die Staatliche Oberschule besuchte. 1944 trat er mit seiner Mutter die Flucht an, die tragischerweise rund 20 Kilometer vor Lübeck im mecklenburgischen Städtchen Schönberg endete. Wären die beiden bis nach Schleswig-Holstein gekommen, würde Arno Esch möglicherweise heute noch leben.

So aber trat er als einer der ersten 1946 in die ostzonale Liberaldemokratische Partei (LDP) ein, in der er sich sehr engagierte. Nach dem erfolgreichen Besuch der Oberschule nahm der begabte junge Mann ebenfalls 1946 ein Studium der Ju­ris­prudenz an der Universität Rostock auf. Dort gründete er eine LDP-Betriebsgruppe. Aus dem anfänglichen Landeshochschulreferenten seiner Partei wurde 1947 deren Landesjugendreferent. Nachdem 1948 die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NDPD) gegründet worden war, stellte er sie auf ihrer ersten Werbeveranstaltung an seiner Almer mater als das bloß, was sie war, eine von der Besatzungsmacht gegründete Blockflöte. Auf dem ebenfalls 1948 stattfindenden LDP-Landesparteitag in Stralsund wurde er in den Jugendbeirat gewählt. Als er sich in diesem Gremium gegen die Blockpolitik wandte, wurde die Besatzungsmacht auf ihn aufmerksam und erteilte ihm Redeverbot.

Esch wurde ob seines furchtlosen Engagements in seiner Partei über Mecklenburg hinaus bekannt. Von der Parteileitung wurde er in die Kommission zur Vorbereitung des Parteiprogramms berufen, das 1949 auf dem Eisenacher LDP-Parteitag angenommen wurde. Insbesondere in die Programmabschnitte über „Mensch und Gesellschaft“ sowie „Staat und Recht“ brachte er sich ein. Auf ihn soll das Bekenntnis gegen die Todesstrafe zurückgehen. Gerade einmal 20 Jahre alt, wurde er als Vertreter der jungen Generation als Beisitzer in den LDP-Vorstand gewählt.

Nachdrücklich beeinflußte er den folgenden LDP-Landesparteitag in Mecklenburg, auf dem er sich für einen sowohl national als auch international selbstbewußten Liberalismus aussprach. Einstimmig wurde er zum Beisitzer im Landesvorstand gewählt. Als der Zonenvorstand auf Druck der Besatzungsmacht Ausschlußverfahren anordnete, um „Säuberungen“ der Partei durchführen zu können, beantragte Esch im Landesvorstand erfolgreich eine Zurückweisung dieser Anordnung.

Zum Verhängnis wurde Esch schließlich, daß er sich 1949 gegen die Gründung des mitteldeutschen Separatstaates wendete. Er weigerte sich, am Dritten Volkskongreß teilzunehmen, der die spätere DDR-Verfassung annahm, und verließ die Sitzung des Zentralvorstandes seiner Partei, auf der die DDR-Gründung akzeptiert wurde. Noch im Jahr der DDR-Gründung wurde er von den Sowjets beim Verlassen der Rostocker LDP-Geschäftsstelle verhaftet. Ihre Militärjustiz verurteilte Arno Esch 1950 zum Tode, brachte ihn nach Moskau und erschoß ihn 1951 in der Lubjanka.               Manuel Ruoff


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