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09.02.08 / Den neuen Aufgaben angepaßt / Das erste Schiff einer Serie von fünf Korvetten der Klasse 130 wurde an die Deutsche Marine übergeben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 09. Februar 2008

Den neuen Aufgaben angepaßt
Das erste Schiff einer Serie von fünf Korvetten der Klasse 130 wurde an die Deutsche Marine übergeben
von Klaus Gröbig

Am 29. Januar 2008 übergab Thyssen-Krupp-Marine-Systems auf dem Marinestützpunkt Warnemünde die Korvette „Braunschweig“ an das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. Üblicherweise benötigt ein Kriegsschiff ein weiteres halbes Jahr, um einsatzklar zu werden. Warnemünde wird der künftige Stützpunkt des neuen 1. Korvettengeschwaders werden, das die „Braunschweig“ und ihre vier Schwesterschiffe umfaßt. Ursprünglich waren als Ersatz für die 40 Raketenschnellboote der Bundesmarine 15 solcher Korvetten vorgesehen. Zunächst sind aber nur fünf Einheiten bewilligt worden.

Mit einer Einsatzverdrängung von 1840 Tonnen erreichen diese neuesten deutschen Kriegsschiffe die Verdrängung von Zerstörern des Zweiten Weltkrieges. Im Gegensatz zu den Raketenbooten – die keineswegs überaltert waren – sind die neuen Korvetten hochseefähig und verfügen mit einer Reichweite von 4000 Seemeilen über eine große Ausdauer. Aufgrund der deutlich höheren Seeausdauer sind sie zum Einsatz auch in entfernten Seegebieten geeignet – ideal für die Deutsche Marine, die quer über den Globus verteilt engagiert ist. In ihrem Gefechtswerten ähneln sie eher Raketenbooten als Fregatten, obwohl sie größenmäßig zwischen beiden Schiffsklassen angesiedelt sind. Statt der Maschinengewehre zur Flugabwehr sind zwei Maschinenkanonen des Kalibers 2,7 Zentimeter an Bord. Der Hauptunterschied besteht in der Seeziel-Raketenbewaffnung. Statt der französischen MM 38 Exocet verfügen die Korvetten über vier schwerere Flugkörper des schwedischen Musters RBS 15. Sie sind auch gegen Bodenziele optimiert. U-Bootjagd-Waffen sind nicht vorhanden, und gegen Luftangriffe gibt es lediglich die bereits erwähnte Nahbereichsabwehrbewaffnung. Im Ernstfall müßten die Korvetten eigene Luftunterstützung oder die Hilfe von Fregatten erhalten. Einzige wesentliche technische Neuerung ist die geringe Radarsignatur des Schiffskörpers (Stealth Eigenschaften).

Die Neubeschaffungen eignen sich zum Kampf um die Seeherrschaft nur bedingt. Die weniger als nur halb so großen schwedischen Tarnkappenkorvetten der „Visby“-Klasse verfügen bei ähnlichen sonstigen Eigenschaften immerhin über U-Bootbekämpfungswaffen. Die „Braunschweig“-Klasse ist also einseitig zur Bekämpfung von Bodenzielen vor weit entfernten Küsten konstruiert und unausgewogen. Wenn dereinst Deutschlands Interessen nicht mehr am Hindukusch verteidigt werden müssen (SPD-Minister Struck), sondern in der Ost- oder Nordsee eine Bedrohungslage entstehen würde, oder angenommen eine U-Bootarmada würde – wie bis 1990 – die Handelswege bedrohen, hätten die Korvetten nur geringen Wert. Abgesehen von der nachrüstbaren Anti-U-Bootbewaffnung sind die Korvetten mit ihrer geringen Geschwindigkeit von 26 Knoten schlechte U-Bootjäger. Die Bundesmarine hat mit einem Federstrich alle Schnell- und Raketenbootbestände verkauft oder verschrottet. Eine Entscheidung, die nicht ein einziger anderer Ostseeanrainer mitgetragen hat. Selbst das neutrale Finnland unterhält weiterhin entsprechende Boote. Die „Braunschweig“-Klasse wäre im Falle eines Falles in der Ostsee mit ähnlichen Kampfeigenschaften wie ein Raketenboot einsetzbar – ein teurer Spaß.

Der jetzt verwandte Name „Braunschweig“ hat bei den deutschen Seestreitkräften eine lange Tradition. Am 15. Oktober 1904 stellte das Schlachtschiff (damals als Linienschiff bezeichnet) „Braunschweig“ in Dienst. Es diente nach Kriegsende (1918) noch der Reichsmarine der Weimarer Republik und stellte im Januar 1926 außer Dienst. Am 16. Juni 1964 stellte die Bundesmarine die Fregatte „Braunschweig“ in Dienst. Am 4. Juli 1989 wurde sie an die Türkei zum weiteren Gebrauch abgegeben. Gegen die erneute Verwendung des Namens „Braunschweig“ hat in der Patenstadt ein „Friedensbündnis“ Position bezogen, das sich sonst mit NPD-Demos und ähnlichen Vorgängen beschäftigt.

Foto: Neue Klasse: Die „Braunschweig“


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