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09.02.08 / Über die Grenzen der Existenz / Galerie in Rosenheim zeigt Werke von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 09. Februar 2008

Über die Grenzen der Existenz
Galerie in Rosenheim zeigt Werke von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz

Gern werden ihre Werke einander gegenübergestellt, auf daß der Kunstfreund Ähnlichkeiten oder Gegensätze entdecke. Ernst Barlach (1870–1938) und Käthe Kollwitz (1867–1945), die beiden Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, die mit ihren Arbeiten die Menschen aufrütteln wollten. „Ich will wirken in dieser Zeit ...“, dieser Ausspruch der Kollwitz mag auch für Barlach gegolten haben. Und doch: Jeder Künstler blieb „eine Größe, eine Herausforderung für sich“, wie Elmar Jansen einmal sagte.

„Mannigfach berühren und überkreuzen sich Schicksalswege, Auffassungen, Entwicklungslinien im Leben von Käthe Kollwitz und Ernst Barlach“, so Jansen. „Äußerungsformen des einen finden ein Echo im andern. Bildwerke haben, obwohl verschiedenen Temperamenten und Kompositionsweisen gehorchend, aufeinander Bezug.“ Eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim zeigt nun Werke der beiden Künstler unter einen gemeinsamen Titel: „Über die Grenzen der Existenz“.

Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach, einer der bekanntesten und bedeutendsten Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, fand auf einer Rußlandreise im Sommer 1906 sein Thema: den einfachen Menschen in seiner Gebundenheit an Kosmos, Natur und Umwelt. Die dort erlebten einfachen, unverbildeten  und bodenverwachsenen Menschen wurden für ihn chiffrenhaft zum Symbol der menschlichen Existenz schlechthin.

Barlach, der sich in der Großstadt nie wohl gefühlt hatte, zog 1910 ins mecklenburgische Güstrow. Dort fand er in kleinstädtisch-ländlicher Abgeschiedenheit die Ruhe, die er benötigte, um in höchster Konzentration das Wesen seiner Figuren herausarbeiten zu können.

Die in Rosenheim gezeigten Exponate der Ernst-Barlach-Museumsgesellschaft Hamburg bieten dem Besucher in der Städtischen Galerie einen umfassenden Überblick über das Werk des „Einsiedlers von Güstrow“. Neben zahlreichen Plastiken aus allen wichtigen Schaffensphasen ist sein druckgrafisches Werk mit dem Schwerpunkt auf den Illustrationszyklen zu seinen expressionistischen Dramen nahezu vollständig vertreten.

Barlachs berühmter „Schwebender Engel“, 1927 als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Güstrower Dom aufgehängt und von den Nationalsozialisten 1937 als „entartet“ abgenommen und eingeschmolzen, ist in Rosenheim als Gußmodell aus Gips in voller Größe zu besichtigen. Dieses Modell entstand durch das mutige Eingreifen von Barlachs Mitarbeiter Bernhard Böhmer, der vor der Zerstörung der Originalplastik einen Gipsabdruck nehmen konnte.

Dieser Engel trägt die Gesichtszüge von Käthe Kollwitz, der zweiten Künstlerpersönlichkeit in der Rosenheimer Ausstellung. Die Königsberger Grafikerin und Bildhauerin zeigte sich stark beeindruckt vom Schaffen Barlachs und reflektierte immer wieder sein Werk in ihrem. Als persönlichen Abschied porträtierte sie den Künstlerfreund auf dem Totenbett. Hochkarätige Drucke dieser Mahnerin für Frieden und soziale Gerechtigkeit runden die Präsentation in Rosenheim ab. pm / os

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim, Max-Bram-Platz 2, 83022 Rosenheim, ist täglich außer Montag und an Feiertagen  von 10 bis 17 Uhr zu sehen, Eintritt 5 / 2,50 Euro, bis 9. März


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