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09.02.08 / Verbales Feuerwerk / Kurt Vonnegut rechnet in seinem letzten Buch mit der Bush-Regierung ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 09. Februar 2008

Verbales Feuerwerk
Kurt Vonnegut rechnet in seinem letzten Buch mit der Bush-Regierung ab

Kurt Vonnegut, ein deutschstämmiger Amerikaner, erlangte 1968 mit seinem Roman „Schlachthof fünf“ weltweites Aufsehen. Hierin beschrieb er seine Erlebnisse während der Bombardierung Dresdens, die er als US-Soldat in deutscher Kriegsgefangenschaft miterlebt hat. Für Vonnegut war klar, daß die Ereignisse in Dresden, „das größte Massaker in der europäischen Geschichte“ darstellten, wie er es auch erneut in seinem letzten Werk „Mann ohne Land“ betont. „Natürlich weiß ich über Auschwitz Bescheid, aber ein Massaker ist etwas, das plötzlich geschieht, das Töten einer großen Anzahl von Menschen in sehr kurzer Zeit. In Dresden wurden am 13. Februar 1945 in einer Nacht etwa 135000 Menschen von britischen Brandbombardements umgebracht.“ Offenbar hat die miterlebte Bombardierung Dresdens den 2007 verstorbenen Autor dermaßen traumatisiert, daß er auch in dem 2005 verfaßten „Mann ohne Land“ mehrfach darauf zu sprechen kommt. Dabei geht es in dem Buch eigentlich darum, daß sich Vonnegut aufgrund der Politik der Bush-Regierung nicht mehr als Amerikaner sehen möchte. Die Vereinigten Staaten seien nicht mehr das Land, in dem er geboren und aufgewachsen ist, für das er im Zweiten Weltkrieg gekämpft und in dem er eine Familie gegründet hat.

Mit scharfer Zunge und viel Bitterkeit schreibt er über Amerika, das nicht mehr sein Amerika ist. „Aber ich habe das Gefühl, daß unser Land, für dessen Verfassung ich in einem gerechten Krieg gekämpft habe, genausogut von Marsmenschen und Leichenräubern unterwandert worden sein könnte. Manchmal wünschte ich, es wäre so … Ich wurde mal gefragt, ob ich irgendwelche Ideen für eine wirklich gruselige Reality-TV-Show habe. Ich habe eine Reality-Show, die euch wirklich die Haare zu Berge stehen lassen würde: ,Yale-Studenten mit der Abschlußnote 3‘“, wie Bush sie um sich geschart hat.

Enttäuscht ironisiert der Autor den American way of life. Vor allem die Verschwendung von Erdöl prangert er an. „Jetzt kommt das, was ich für die Wahrheit halte: Wir alle sind Fossilstoffsüchtige im Stadium der Leugnung. Und wie so viele Süchtige, denen der Entzug bevorsteht, begehen unsere Führer Gewaltverbrechen, um an das bißchen, was von dem, wonach wir süchtig sind, noch übrig ist, ranzukommen.“

Das verbale Feuerwerk des 1922 geborenen Autors ist erfreulicherweise jetzt auch als Taschenbuch erhältlich, so daß seine wirklich amüsanten Anekdoten und seine ätzende Kritik an seinem Heimatland auch zum kleinen Preis zu haben sind.                 Rebecca Bellano

Kurt Vonnegut: „Mann ohne Land – Erinnerungen eines Ertrinkenden“, Piper, München 2007, broschiert, 170 Seiten, 8 Euro


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