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09.02.08 / Asozialer Wohlfahrtsstaat? / »Wer arbeitet, ist der Dumme – Die Ausbeutung der Mittelschicht«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 09. Februar 2008

Asozialer Wohlfahrtsstaat?
»Wer arbeitet, ist der Dumme – Die Ausbeutung der Mittelschicht«

Man liest dieses Buch mit der Faust in der Tasche. Jedem abhängig beschäftigten Arbeitnehmer, der einen Blick auf die Höhe seiner Renten-, Arbeitslosen- und Krankenbeiträge wirft, steigen die Tränen in die Augen. Tränen der ohnmächtigen Wut. Denn unter dem Deckmantel der Sozialpolitik zocken die Politiker spätestens seit den 70er Jahren schamlos die Bürger ab. Einzige Ausnahme: Beamte und Selbständige. Michael Sauga hat mit „Wer arbeitet, ist der Dumme – Die Ausbeutung der Mittelschicht“ ein spannendes und leicht zu lesendes Buch vorgelegt. Der studierte Volkswirt ist exzellent informiert, schließlich arbeitet er als Redakteur beim „Spiegel“.

Von der Politik erwartet Sauga nicht mehr viel. Angela Merkel seien die Menschenrechte in China und die Klimadiskussion wichtiger als die Anliegen ihrer Bürger in Deutschland. Dabei wäre es jetzt an der Zeit, daß Sozial- und Christdemokraten endlich über die Schieflage im Sozialstaat nachdenken und dementsprechend handeln. Kein anderes Land in Europa bietet Geringverdienern so schlechte Aufstiegs-chancen wie Deutschland. Nach einer Studie der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit arbeiten fast vier Millionen Deutsche zu Löhnen, die weniger als zwei Drittel des Durchschnittsverdienstes erreichen. Der Autor bringt es – gestützt auf eine Studie – auf den Punkt: „Je weniger die Bürger mit der Finanzierung des hiesigen Wohlfahrtsstaates zu tun hatten, desto günstiger entwickelte sich ihr Haushaltsbudget. Am besten schnitten diejenigen ab, die wie Pensionäre oder Selbständige weitgehend von den Solidarsystemen abgenabelt sind. Auch die Rentner, die von den Beiträgen der aktiven Arbeitnehmer leben, fuhren nicht schlecht. Verlierer dagegen waren die abhängig Beschäftigten, die den Wohlfahrtsstaat finanzieren mußten. Sie bilden die wahre Unterschicht.“ Das Prinzip dahinter: Die Starken dürfen für sich selber sorgen – und die Schwachen müssen die Schwächeren stützen. Eigentlich kein Wunder, daß die Zweifel an der Legitimität unseres politischen Systems größer werden.

Die vielen anschaulichen Beispiele in diesem sehr empfehlenswerten Buch zeigen, daß es für einen typischen Arbeitnehmer im unteren Drittel der Verdienstskala beim bestem Willen nicht möglich ist, privat für die Wechselfälle des Lebens und das eigene Alter vorzusorgen. Unser Wohlfahrtsstaat ist zutiefst asozial. Arbeit macht arm – so lautet die Botschaft dieses Buches. Sauga schlägt daher vor, endlich gegenzusteuern und gerechter gegenüber den Arbeitnehmern zu sein.                Ansgar Lange

Michael Sauga: „Wer arbeitet, ist der Dumme – Die Ausbeutung der Mittelschicht“, Piper, München 2007, 240 Seiten, 14 Euro


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