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09.02.08 / Wie bei einer Thronbesteigung / Mit viel Pomp wurde Tilsits neues Stadtoberhaupt Viktor Smilgin in sein Amt eingeführt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 09. Februar 2008

Wie bei einer Thronbesteigung
Mit viel Pomp wurde Tilsits neues Stadtoberhaupt Viktor Smilgin in sein Amt eingeführt
von Hans Dzieran

Alles erinnerte an eine Thronbesteigung. Mit nie zuvor erlebtem Pomp vollzog sich die Übernahme des Tilsiter Oberbürgermeisterpostens durch den aus der Dezemberwahl als Sieger hervorgegangenen Kandidaten der Partei „Einiges Rußland“. Im Tilsiter Stadttheater hatte sich die Creme de la creme versammelt, Politiker, Unternehmer und Beamte. Als Ehrengäste waren Gebietsgouverneur Boos, Dumapräsident Bulytschew und die Parteivorsitzende von „Einiges Rußland“ Kolenkowa erschienen. Alles war perfekt inszeniert. Von der Bühne leuchtete ein gewaltiges Blumenarrangement in der Form und den Farben der russischen Trikolore. Fanfarenbläser eröffneten das Zeremoniell und unter den Klängen der alten Nationalhymne marschierten die Fahnenabordnungen ein, voran die Staatsflagge der Russischen Föderation, gefolgt von der Fahne des Königsberger Gebiets und dem Kampfbanner der 40. Gardedivision, die viele Jahrzehnte ihren Standort in Tilsit hatte.

Nach Verkündung des Wahlsiegers betrat er die Szene – Viktor Smilgin, 36 Jahre jung und voller Tatendrang, um seinen Amtseid auf die Verfassung und das Statut der Stadt abzulegen. Unter erneutem Fanfarengeschmetter wurde Smilgin zum neuen Stadtoberhaupt gekürt. Was nun folgte, war ein nicht enden wollendes Huldigungsdefilee auf offener Szene. Die Gratulationscour eröffneten die Ehrengäste. Ihnen schlossen sich der Parteisekretär der Tilsiter Stadtorganisation „Einiges Rußland“ Vadim Abarius, die Stadtpräsidentin Tatjana Sedych, der Episkop Serafim und viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an. Sie überbrachten Geschenke und wünschten viel Glück und Erfolg.

Das wird Smilgin auch nötig haben. Es ist kein leichtes Erbe, das er antritt. Sein Vorgänger Swetlow hat ihm ein millionenschweres Haushaltsdefizit und eine Fülle ungelöster Probleme hinterlassen. Im Verlauf der Wahlkampagne wurden von den Bürgern Forderungen und Anträge gestellt, deren Zahl die Dreitausendmarke erreicht hat. An vorderster Stelle stehen Mißstände in der Kommunal- und Wohnungswirtschaft sowie in der Straßenunterhaltung. Morbide Straßen und Gehwege waren sogar Anlaß, dem bisherigen Oberbürgermeister Swetlow den „Schlaglochorden“ zu verleihen. Merkwürdig war nur, daß diese „Ehrung“ niemand anders als der Gouverneur persönlich während des Wahlkampfs vornahm. Viele waren nämlich der Ansicht, die Verleihung eines solchen Narrenordens käme bestenfalls Journalisten oder Automobilclubs zu. Der „Neue“ soll nun alles richten. Um all die Mißstände zu beheben, wird viel Geld benötigt. Dazu will Smilgin Reserven erschließen durch den Verkauf städtischer Unternehmen. Die Stadt solle zu einem Anziehungspunkt für Investoren und junge Menschen werden – so Smilgin zum Abschluß seiner Inauguration. Noch einmal erschallte die Nationalhymne und Fanfaren begleiteten den Ausmarsch der Fahnenträger. Im anschließenden Kulturprogramm traten Kinder und Jugendliche auf, die in ihren Darbietungen vortrugen, was sie vom neuen Stadtoberhaupt zum Wohle ihrer Heimatstadt erwarten. Die Hoffnungen sind riesengroß.


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