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16.02.08 / Mut zur Macht / Schweizer fordert Deutschland auf, sich selbst als Großmacht anzuerkennen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-08 vom 16. Februar 2008

Mut zur Macht
Schweizer fordert Deutschland auf, sich selbst als Großmacht anzuerkennen

„Standpunkte: unbequeme Einsichten, provokante Ansichten, weitsichtige Vorschläge. Die sich in der Essayreihe ,Standpunkte‘ zu Wort melden, wollen die Debatte über grundsätzliche und aktuelle Fragen der Politik vertiefen und in die Breite tragen. Die Klarheit der Argumentation lädt den Leser ein, die eigene Meinung zu schärfen – und sie ebenso energisch zu vertreten.“

Mit diesen Worten beginnt die Reihe „Standpunkte“ der Hamburger Körber-Stiftung. Und all das, was die Stiftung ankündigt, erfüllt auch der Schweizer Autor Eric Gujer.

Er, der über ein Jahrzehnt für die „Neue Zürcher Zeitung“ als Deutschland-Korrespondent tätig war, kennt die deutsche Politik und Mentalität. Sein Fazit, das auch den Titel seines Buches lieferte: „Schluß mit der Heuchelei – Deutschland ist eine Großmacht.“

In erster Linie verachtet der Autor das Ansinnen deutscher Regierungen, die Interessen des Landes aus Angst vor Unterstellung einer Großmannssucht mit Hinweis auf die NS-Zeit immer kleiner darzustellen als sie sind. Dabei kommt der Schweizer auf ungewöhnliche Erkenntnisse. „Eigentlich muß Berlin den Kaczynski-Zwillingen in Warschau dankbar sein. Denn mit ihren Warnungen vor deutschem Revanchismus und Hegemoniestreben machen Präsident und Ministerpräsident nur eines deutlich – wie isoliert sie mit ihrem Deutschlandbild in Europa sind … Die Erinnerung an die Nazigreuel ist in Europa noch präsent, aber sie spielt keine prägende Rolle mehr in den Beziehungen zur Bundesrepublik. Es sind die Deutschen, denen es schwerfällt, sich aus der Umklammerung der Vergangenheit zu lösen.“ Eric Gujer findet es unglaublich, daß ein so großer, einflußreicher Staat wie Deutschland eine Tabuisierung eigener Machtpolitik betreibt. So könne Deutschland seinen Bundeswehreinsatz in Ländern wie Afghanistan und dem Kongo durchaus auch mit eigenen Interessen begründen, doch da die Politik Angst habe, offen zu bekunden, daß sie durchaus politische und / oder wirtschaftliche Interessen in den Einsatz-Regionen habe, werde ein humanitärer Grund angegeben, der aber leicht zu unterlaufen sei, schließlich gebe es auch andere Krisenregionen wie Darfur, wo Deutschland, ginge es ihm nur um das Humanitäre, sich auch engagieren müßte.

Faszinierend findet der Autor auch die Tatsache, daß in Deutschland, dem Export-Weltmeister, also jenem Land, das in der Bilanz am meisten von der Globalsierung profitieren würde, eine Mehrheit der Menschen eben jene Globalisierung voller Sorge betrachtet. Doch anstatt, daß die Politik den Menschen erklärt, daß für dieses Land besagte Globalisierung eher Herausforderung denn Vernichter sei, schüren die meisten Parteien die Ängste der Menschen noch. Das wiederum führe dazu, daß das Land seine Chancen nicht genügend nutze, was wiederum die negativen Zukunftsszenarien realistischer werden lasse. Ob EU, Nato, Energiepolitik, Welthandel, immer wieder mahnt Eric Gujer an, daß eine klare Sprache auch ein „Element der Vertrauensbildung“ sei, denn dann wissen „die Partner, mit welcher Ausgangslage sie es zu tun habe“. Eine klare Sprache wünschen sich die Deutschen von jenen, die sie regieren, schon lange. „Schluß mit der Heuchelei – Deutschland ist eine Großmacht“ verdeutlicht wie wichtig dies auch für die Außenwirkung ist.               Bel

Eric Gujer: „Schluß mit der Heuchelei – Deutschland ist eine Großmacht“, edition Körber-Stiftung, Hamburg 2007, broschiert, 104 Seiten, 10 Euro


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