19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.02.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-08 vom 16. Februar 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

heute zeigt sich wieder einmal, wie breitgefächert die Wunschpalette unserer Ostpreußischen Familie ist. Ob mit Frage- oder Ausrufungszeichen versehen, ob als handgeschriebener Brief oder als E-Mail, ob per Telefon oder Fax übermittelt, ob die Absender 19 oder 90 Jahre alt sind – es geht schon bunt zu bei uns. Zuerst zu den erfreulichen Reaktionen. Da hatten wir im Namen von Herrn Dietmar Weiß nach dessen Verwandten geforscht, mit denen sein verstorbener Vater anscheinend wenig Kontakt gehabt hatte, eine Spur wies aufgrund einer älteren Todesanzeige nach Amerika hin. Es kamen schnell einige sehr brauchbare Hinweise – mein Dank gilt hier vor allem Frau Margit Garn von der Kreisgemeinschaft Wehlau, die alle in der Kreiskartei vorhandenen Mitglieder der Familie Weiß aus Klein-Keylau auflistete, aber auch den Herren Siegfried Schneider und Harry Schlisio. Und dann kam die Überraschung: Meine alte Fuchsberger Freundin Gerda Weiß meldete sich aus Syke, und teilte mir mit, daß sie den vollständigen Stammbaum der Familie besäße, auch mit noch lebenden Verwandten in Verbindung stehe, und sich somit als beste Informantin anbiete. Was wir Herrn Weiß nun erfreut mitteilen können.

Ein weiterer interessanter Hinweis kam auch zu der Suchfrage von Frau Diana Heinrici nach Informationen über ihren Urgroßvater, den Generaloberst Gotthard Heinrici. Herr Klaus Neumann aus Stuttgart teilt uns mit, daß er vor etwa 25 Jahren einem Sohn des Generaloberst begegnet sei, der seiner Erinnerung nach Dekan der Evangelischen Kirche in Reutlingen war. Herr Neumann gibt dazu brauchbare Hinweise zur weiteren Nachforschung. Frau Heinrici, die schon von der bisherigen regen Resonanz auf ihre Suchfrage überrascht war, wird sich freuen, denn die Angaben erscheinen vielversprechend.

Für eine Bekannte in Amerika, die auf der Suche nach ihren Wurzeln ist, baut Frau Angelika Dillenberg die Brücke zu unserer Ostpreußischen Familie. Die 1960 in Miami Geborene möchte so viel wie möglich über ihre mütterlichen Vorfahren und deren Heimat erfahren, und die liegt im östlichen Teil Ostpreußens, in Lasdehnen (Haseldorf). Dort wurde die Großmutter der Suchenden, Marta Meyer, am 20. November 1904 geboren. Diese muß schon als junges Mädchen ihren Heimatort verlassen haben, denn sie heiratete am 27. Mai 1922 Albert Otto Schorcht in Wiesdorf (heute Leverkusen). Es ist unbekannt, ob Marta Meyer alleine oder mit der ganzen Familie dorthin zog. Ihre Tochter Johanna wanderte 1948 in die USA aus und ist dort bereits 1961, ein Jahr nach der Geburt ihrer Tochter, verstorben. Die heute 47jährige erfuhr somit nie etwas über die Heimat ihrer mütterlichen Familie, und möchte dies nun nachholen. Sie ist an allem interessiert, was Lasdehnen betrifft, um sich ein Bild von ihrer Ahnenheimat machen zu können. Frau Dillenberg möchte ihr dabei helfen und bietet sich für die Übermittlung an. (Angelika Dillenberg, Helmutstraße 17, 40472 Düsseldorf, Telefon: 02 11 / 2 71 05 36, E-Mail: dillenberg@ gmx.de.)

Immer noch bewegt Frau Hilde Ruda die Frage, wie ihr Bruder gestorben ist. Die Familie Neth stammt aus dem Dorf Kaddig bei Sensburg. Emil Neth war Unteroffizier, als er in Lettland wahrscheinlich in Gefangenschaft geriet. Denn seine Schwester vermutet, daß er auf dem Marsch in das Lager am 17. Februar 1945 im Raum Padona verstarb. „Wer war mit ihm dort zusammen und kann über seine letzten Tage berichten?“ fragt Hilde Ruda geborene Neth. Leider kann ich ihr wenig Hoffnung machen, denn gerade diese Fragen finden kaum Resonanz, weil die ehemaligen Kameraden entweder auch gefallen oder später verstorben sind, oder – wenn sie die lange Zeitspanne überlebt haben – keinen Zugang zu unserer Zeitung haben. Leider fehlt auch die Angabe über die betreffende Einheit, was schon etwas hilfreich wäre. Frau Ruda will aber nicht nur suchen: sie übersandte uns auch ein Foto aus dem Besitz ihres Bruders Fritz Neth. Es zeigt das Soldatengrab seines Freundes und Kameraden Walter Drochniwitz, der an seiner Seite in Rußland fiel. Auf dem Holzkreuz mit dem Namen des Gefallenen hängt sein Stahlhelm, das Grab ist mit blühenden Zweigen und aus Steinen gelegtem Kreuz geschmückt. Leider fehlen auch hierzu weitere Angaben, aber es ist anzunehmen, daß der Gefallene auch aus Ostpreußen stammte, deshalb hofft Frau Ruda Familienangehörige von Walter Droch­niwitz zu finden, um ihnen das Originalbild übergeben zu können. (Hilde Ruda, Am Steinhügel 67, 58636 Iserlohn.)

Ein herzliches Dankeschön kommt von Herrn Dieter Dullien aus Wiesbaden: „Nachdem Ihre liebenswürdige Vermittlung mir durch Ihre Leserschaft schon zur ,Dämpfkarbonade‘ verholfen hat, wurde auch Ihr Aufruf bezüglich des ,Tauschgedichtes‘ aus den ersten Nachkriegsjahren ein voller Erfolg. Ja, selbst die Verse zum ,Frieden in Berlin‘ wurden vervollständigt. So freue ich mich sehr, sie in meinen Lebenserinnerungen an die Kinder und Enkel weitergeben zu können.“ Und wir geben seinen Dank weiter an alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Ein Zeichen dafür, wie auch die scheinbar kleinen Wünsche Resonanz finden, weil sie sorgsam gelesen werden.

Um ein „Spoaßke“ aus der Heimat geht es Herrn Klaus Hardt aus Berlin. Der geborene Insterburger schreibt:

„Bei uns wurde früher immer von den alten Tanten ein Geschichtchen erzählt, das ich leider nicht mehr zusammenbekomme. Es ging ungefähr so: Es hatte tagelang geregnet, und überall stand das Wasser, und der Boden war aufgeweicht. Ein paar Kinder spielten im Modder, da kam der Herr Pfarrer vorbei und fragte, was sie da machten. ,Wir bauen uns aus Modder ein Dorf mit vielen Häusern und einer Kirche!‘ Der Pfarrer fragte weiter: ,Habt ihr denn für eure Kirche auch einen Herrn Pfarrer?‘ Kurzes Überlegen, dann kam die Antwort: ,Blewt uns vom Dreck noch was ewig, dann machen wir uns einen Herren Pfarr!‘“

Da es sich nach Herrn Hardts Meinung um eine Geschichte handelt, müßte sie länger sein. Kann sich jemand an sie erinnern? Immerhin zeigt es doch, wie kreativ unsere ostpreußischen Bowkes und Marjellchen selbst als kleine „Modderinskes“ waren! (Klaus Hardt, Rudower Straße 6 in 12557 Berlin, E-Mail: kwhardt@yahoo.de.)

Besonders erschüttert hat unsere Leserinnen und Leser das in der Weihnachtsausgabe geschilderte Schicksal der heute in Königsberg lebenden Russin Galina Podistowa, deren ursprünglicher Name Erika Pulwintzkitz – oder ähnlich – auf ihre deutsche Herkunft hinweist. Das aus dem Lager Brandenburg geholte Kind wurde von den Russen nach Königsberg gebracht und „russifiziert“ – anders kann man es wohl nicht bezeichnen, denn die damals Zwei- oder Dreijährige verlor durch mehrfache Namensänderung, Adoption und Verschweigen ihrer wahren Herkunft gänzlich ihre Identität. Erst jetzt kommt sie dazu, nach ihrer Herkunft zu suchen, aber das stößt natürlich auf große Schwierigkeiten. Vor allen Dingen, weil man bisher nicht feststellen konnte, wie der Nachname wirklich lautet. Ich hatte verschiedene mögliche Varianten angegeben, und auf diese sind auch einige Leserinnen und Leser eingegangen, aber es sind bloße Vermutungen und die angegebenen Personen könnten es schon altersmäßig nicht sein. Es hat sich auch noch niemand zu dem Kinderlager Brandenburg gemeldet, aus dem die vermutlichen Waisen in die Sowjetunion transportiert wurden. Diese – vielen Lesern bisher unbekannte – Tatsache hat besonders erschüttert. So schreibt Herr Hans-Georg Balzer aus Groß Köris: „Was da mit dem Schicksal der Erika Pulwintzkitz öffentlich wird, übersteigt das bisher bekannte Maß an Scheußlichkeiten der Siegermacht gegenüber den Hilflosen … Nach Jahrzehnten des Verschweigens der Deportation von Tausenden deutscher Frauen und Mädchen als lebende Reparationen nach Rußland bekommt das Bild des Unrechts der Vertreibung durch das Schicksal dieser Waisenkinder eine neue Dimension … Den ehemaligen Waisenkindern mit deutschen Wurzeln wünsche ich, daß sie ihre Identität wiedererlangen mögen.“ Seine eigene konnte der Königsberger behalten, obgleich auch er als „befreiter“ 13jähriger nach drei Jahren Hunger, Angst und Schwerstarbeit auf einer sowjetischen Kolchose und seiner Heimat beraubt dann in Mitteldeutschland zum Stillschwiegen verurteilt wurde!

Einen „Treck im Februar 1945“ zeigt eine Künstler-Postkarte, die Frau Ute Eichler zum Weihnachtsfest erhielt. Ihr Landsmann Klaus Staschko hat sie ihr gesandt, er entdeckte diese Karten auf einem Weihnachtsmarkt in Münster-Wolbeck. Aber keiner weiß, wer der Graphiker ist, auch wann und wo sie gedruckt wurden. Ist dieses ein bekanntes Motiv, das der Künstler verwendet hat, oder hat er die Karte nach eigenem Entwurf gestaltet? Vielleicht können unsere Leser dazu etwas sagen. Frau Eichler hat aber noch mehr Wünsche, denn sie ist für die Heimatsammlung und das Archiv der Kreisgemeinschaft Lötzen unermüdlich tätig. Zwar konnte auch unsere Familie ihre Frage nach der Künstlerin, die unter dem Pseudonym „Ilse vom Löwenthin“ ein Lötzen-Lied schuf, bisher nicht beantworten, auch die „Patenschaft für das ostdeutsche Lied“ in Wetzlar mußte passen, aber Frau Eichler hofft, daß diese Nuß doch noch geknackt wird – vielleicht beim nächsten Kreistreffen. Aber dieser Wunsch könnte über unsern Leserkreis in Erfüllung gehen: Wer besitzt noch ein Foto von Allenbruch (Groß Kosuchen)? Es fehlt noch in dem sonst so reichen Bildbestand der Heimatsammlung. Vielleicht findet es sich in einem geretteten Fotoalbum? Zur Lösung ihrer letzten Frage könnten Leser helfen, die sich wie Frau Eichler für Volkstrachten interessieren. Herr Staschko hat ihr einen Block Spendenmarken übermittelt, der Trachtenpaare aus den deutschen Vertreibungsgebieten sowie aus Mitteldeutschland zeigt. Schlesien ist ebenso vertreten wie Siebenbürgen, Sachsen-Anhalt wie Danzig, die Mark-Brandenburg wie das Buchenland. Und wo bleibt Ostpreußen? Ausgerechnet diese Marke fehlt in dem 25er Block, sie wurde herausgetrennt. Das ist bedauerlich, und deshalb fragt Frau Eichler, ob jemand diesen Block oder wenigstens die einzelne Marke „Ostpreußen“ besitzt? Die Abbildungen der Trachtenpaare sind im Buntdruck auf beigefarbenen Papier, auf jeder ist „10 Pf. Spende“ vermerkt. Über drei Seiten läuft am Blockrand der Spruch: „Nichts ist endgültig geregelt, es sei denn, es ist gerecht geregelt.“ Herr Staschko hat den Spendenblock auf Schloß Burg / Solingen gekauft. Wann und von wem wurde er herausgegeben? (Ute Eichler, Bilenbarg 69 in 22397 Hamburg, Telefon 0 40 / 6 08 30 03, Fax 0 40 / 60 89 04 78, E-Mail: Avus.Eichler@ freenet.de.)

Eure Ruth Geede

Foto: „Treck im Februar 1945“: Wann und wo wurde die Graphik gedruckt? Wer ist der Graphiker? Handelt es sich um ein bekanntes Motiv, oder hat der Künstler die Karte nach eigenem Entwurf gestaltet?


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren