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23.02.08 / Dick im Minus / Deutsche Manager verlieren Autorität – Schwere Folgen des Liechtenstein-Skandals

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Dick im Minus
Deutsche Manager verlieren Autorität – Schwere Folgen des Liechtenstein-Skandals
von Klaus D. Voss

Die Steuerfestung Liechtenstein ist genommen – ein Punkt weniger in Europa, an dem Geld versteckt werden kann. Aber für Deutschland ist dies ein sehr zwiespältiger Erfolg.

Die Wirtschaftskrise der Bundesrepublik hat viele Ursachen. Eine davon ist, daß es in vielen Unternehmen am richtigen Zug fehlt: das Selbstverständnis eines jeden, für den Erfolg des ganzen Unternehmens einzustehen.

Zum Glück gibt es noch Betriebe, in denen im guten alten Sinn am Standort Deutschland gearbeitet wird. Aber der rabiate Umgang mit Belegschaften dominiert das Wirtschaftsklima, beileibe nicht allein unter den Markennamen Nokia oder BenQ. Und für schlechte Beispiele zum Thema Korruption und Gefälligkeitszahlungen müssen nicht allein die Namen Siemens oder VW herhalten. Jetzt gibt es wegen der Steueraffäre, angeführt vom bisherigen Postchef Klaus Zumwinkel, noch mehr Verlust an Unternehmensmoral. Das hat uns in der weltweiten Wirtschaftskrise gerade noch gefehlt: demotivierte Belegschaften unter einem Management ohne Autorität – dick im Minus. Das sind keine Zutaten für einen Aufschwung.

Zurück nach Liechtenstein: Menschen mit Augenmaß werden wissen, daß keine der umlaufenden Nachrichtenversionen wirklich stimmen kann – und auch nicht stimmen darf. Kein Staat der Welt würde die Arbeitsweisen seines Geheimdienstes oder seiner Steuerfahnder in aller Öffentlichkeit breittreten. Was man lesen kann, ist eine „Legende“ aus Geheimschutzkreisen. Immerhin, manche Geschichten lesen sich wirklich gut. Wenn es stimmen sollte, daß fünf Millionen Euro für die Bankspionage gezahlt wurden, dann hätten sich die Ermittlungskosten für jeden der tausend Steuersünder auf gerade einmal 5000 Euro reduziert – ein wirkliches Schnäppchen für den Fiskus.

 Steuerfestungen wie Liechtenstein genießen bei Besserverdienern eine gewisse Grundsympathie, weil dort der Ertrag ihrer Arbeit nicht durch extreme Steuersätze entwertet wird. Daß Steuerbetrug in Deutschland ein vergleichsweise hoch bestraftes Verbrechen ist, ignorieren die meisten.

Aber mit der Aktion gegen Liechtenstein hätte jeder rechnen müssen, der sich nicht von alpinen Renditen blenden läßt. Seit dem Anschlag vom 11. September forschen alle Geheimdienste des Westens nach illegalen Geldflüssen. So energisch wie nie zuvor, gerade auch im nicht kooperativen Liechtenstein. Daß es bei der Fahndung nach Terror-Finanzen, Drogenvermögen oder internationalen Geldschiebern auch Kollateralerkenntnisse zu Steuerbetrügern geben muß, sollte eigentlich klar sein. Auch ein weiteres Datum steht im Kalender: Im November 2008 wird die Schweiz dem Schengen-Abkommen beitreten, und mit ihr wird dann auch Liechtenstein ohne Grenzkontrollen erreichbar sein. Wenn sich ein diskreter Grenzübertritt lohnt, dann für Menschen mit vollen Brieftaschen.

Noch Fragen, warum Liechtenstein jetzt an den Marterpfahl mußte? Die Börse im Alpenland hat schon verstanden, daß bald Schluß ist. Die Aktien der Liechtensteiner Landesbank, des Zentralbetriebs im Fürstentum, fielen spontan um mehr als zehn Prozent.


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