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23.02.08 / Angst ums Geld / Rußland: Gerücht um den Wegfall von Nullen beim Rubel nährt Furcht vor heimlicher Entwertung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Angst ums Geld
Rußland: Gerücht um den Wegfall von Nullen beim Rubel nährt Furcht vor heimlicher Entwertung
von M. Rosenthal-Kappi

Seit Herbst vergangenen Jahres ist die Inflationsrate in Rußland stärker angestiegen als von der Regierung vorausgesagt. Seit dieser Zeit kursieren in Internettagebüchern, sogenannten „Blogs“, Gerüchte über eine geplante „Denomination“ des Rubels, das heißt, es soll eine Änderung des Nennwertes erfolgen, etwa durch den Wegfall von Nullen. Auf einer Internetseite war sogar eine solche neue Banknote abgebildet. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Internet. Sie wurde zunächst als Falschmeldung abgetan. Doch die Meldung blieb nicht ohne Folgen, denn die Russen reagieren empfindlich, wenn es um den Wert ihrer Währung geht. Sie wünschen sich einen starken Rubel mit verläßlichem Wert. Und dies nicht ohne Grund: Durch die „Denomination“ vor zehn Jahren verloren viele Menschen ihre gesamten, oft über Jahrzehnte angesammelten Ersparnisse. Für 1000 alte Rubel gab es einen neuen. Mit den Worten „Ohne Nullen wird es leichter“ hatte Boris Jelzin damals die Vorteile der neuen Währung angekündigt, jedoch wirkten sich zeitgleich die Folgen des Zerfalls der Sowjetunion wie Korruption, Inflation und eine allgemein marode Wirtschaft verheerend aus. Seit Januar, als die Inflationsrate bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres im Vergleich zum Vormonat bei knapp drei Prozent lag, kursieren erneut Gerüchte über eine Denomination des Rubels.

Neben Vizepremier Dmitrij Medwedew widersprachen Präsident Putin sowie der stellvertretende Chef der Zentralbank Georgij Luntowskij den Gerüchten. Alle Verantwortlichen taten Nachrichten über eine bevorstehende Denomination als bloße Gerüchte ab. Derzeit gebe es überhaupt keinen Grund für eine solche Maßnahme. Gerade wegen der Dementis der Verantwortlichen geriet die Nachricht nun wieder in die Presse. Denn aus Erfahrung haben die Russen gelernt: Wenn die Großen anfangen, etwas zu dementieren, ist in der Regel etwas dran an der Sache. Genau so hatten sich schon in früheren Zeiten die Verantwortlichen geäußert. Zudem wurde das Gerücht durch eine Aussage des stellvertretenden Vorsitzenden der Bankkommission der Staatsduma Pawel Medwedew gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Novosti noch geschürt, in der er von der Notwendigkeit einer neuen Denomination sprach. Man dürfe diese nicht mehr auf die lange Bank schieben.

Kurze Zeit später erklärte derselbe Dumaabgeordnete genau das Gegenteil: „In naher Zukunft wird es keine Denomination des Rubels geben. Man führt sie nur dann durch, wenn eine niedrige Inflationsrate erwartet wird, weil die Bürger sonst meinen, daß der Anstieg der Preise auf die Denomination zurückzuführen sei … Die wirtschaftlichen Bedingungen (im Grunde die Inflationshöhe) sind noch nicht gegeben.“ Angesichts der hohen Inflation von 11,9 Prozent für 2007 ist mit einer Denomination in nächster Zeit wohl nicht zu rechnen. Das Mißtrauen der Bevölkerung, es könnte sich ab März etwas ändern, bleibt bestehen. Interessant und als Reaktion zu werten ist ein Vorschlag des Föderationsrates, die rasche Verbreitung der Internet-Tagebücher zu überwachen. Es ist geplant, das Gesetz über Masseninformationsmittel, also allgemein die Presse, zu überarbeiten. Danach müssen sich Blogs, deren Seite mehr als 1000 Besucher täglich anklicken, als Presseorgan registrieren lassen und unterliegen somit der staatlichen Kontrolle. Ziel dieser Maßnahme sei es, zu erreichen, daß die „Internet-Ausgaben nach zivilisierten Regeln spielen“ und die Presse nicht so viele „Enten“ veröffentlichen.


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