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23.02.08 / Nicht mehr konkurrenzfähig / US-Autobauer General Motors auf Schlingerkurs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-08 vom 23. Februar 2008

Nicht mehr konkurrenzfähig
US-Autobauer General Motors auf Schlingerkurs
von Ansgar Lange

Beim US-Autobauer General Motors (GM) nimmt man den Fuß hektisch vom Gaspedal und tritt auf die Bremse. Wie so oft besteht die Antwort auf einen Rekordverlust in einem radikalen Stellenabbau. In Nordamerika will man 74000 Arbeitern Abfindungen anbieten, um sie los zu werden. Der Hintergrund: Im Jahr 2007 mußte GM mit einem Minus von 40 Milliarden Dollar den größten Verlust seiner stolzen Firmengeschichte verdauen. Das Unternehmen leidet sowohl unter einem schwachen Heimatmarkt als auch einem kräftigen Absatzrückgang auf dem wichtigen deutschen Markt.

GM gilt seit mehr als 70 Jahren als der größte Autobauer der Welt. Das im Jahr 1908 von William C. Durant gegründete Unternehmen vertreibt die Marken Buick, Cadillac, Chevrolet, GMC, Hummer, Oldsmobile (die Traditionsmarke wurde bereits vor drei Jahren eingestellt), Pontiac und Saturn sowie Opel, die Schweden-Kutsche Saab und Vauxhall.

Die gesamte US-Automobilindustrie ist in schweres Fahrwasser geraten. Betroffen sind die „Großen Drei“ Chrysler, Ford und GM. Um den US-Automobilkonzern Ford steht es – vor allem in den USA – schon seit einiger Zeit so schlecht, daß sogar das blaue Ford-Logo wegen des sinkenden Absatzes in den Vereinigten Staaten und der schweren finanziellen Krise beliehen werden mußte. Dabei könnten sich die Nordamerikaner von den Europäern abschauen, wie man erfolgreicher agiert, weil die Werke wettbewerbsfähiger und die Modellprogramme sauberer sortiert sind. Wegen der Fehlkalkulationen des Ford-Managements soll die Zahl der in den USA Beschäftigten nach Schätzungen von Experten von rund 89000 Ende 2006 bis Ende 2008 auf nur noch 55000 bis 60000 sinken.

Vor allem die Asiaten – allein voran Toyota – spucken den „Big Three“ in die Suppe. Toyota und Honda haben mit der Hybridtechnologie schon seit Jahren den Markt aufgerollt. Der Trend hin zu ansprechendem Design und sparsameren Autos wurde in den USA ignoriert. Sinkender Absatz und schlechte Ergebnisse sowie Marktanteilsverluste sind die Folge, der mit Werkschließungen und Personalabbau begegnet wird.

2008 dürfte für die Amis kaum ein besseres Jahr werden, da sich die US-Wirtschaft im Abschwung befindet. Die je nach Beschäftigungsgruppen angebotenen Abfindungssummen sollen von 45000 Dollar für Produktionsarbeiter bis 62500 Dollar für Facharbeiter reichen. Voraussichtlich 15000 bis 20000 Arbeiter werden Abfindungsregelungen in Anspruch nehmen und den US-Automobilhersteller verlassen. Diese Schätzung äußerte der Präsident der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW).

Der im vergangenen Oktober ausgehandelte Tarifvertrag sieht vor, daß GM neue Arbeiter für geringeren Lohn und zu schlechteren Konditionen einstellen kann. Neben GM bieten auch die beiden anderen großen in Michigan ansässigen US-Automobilhersteller Chrysler und Ford UAW-Arbeitern Abfindungs- und Frühruhestandsregelungen an. Aufgrund einer bestehenden Vereinbarung mit der Gewerkschaft könne der Konzern bis zu 16000 hoch bezahlte Hilfskräfte, die nicht direkt in der Montage beschäftigt sind, durch billigere Kräfte ersetzen, schreibt die Tageszeitung „Die Welt“. Diese sollen dann die Hälfte der jetzt 28 Dollar pro Stunde verdienen. Inklusive Pensionsleistungen kostet ein Arbeiter den Konzern nach Darstellung der „Detroit News“ rund 78 Dollar.

Insbesondere bei den Arbeitskosten ist GM gegen-über der japanischen Konkurrenz ins Hintertreffen geraten. Bis zu 2000 Dollar (1371 Euro) je Auto kostet es GM mehr, ein Fahrzeug her-zustellen, als in den US-Werken der Wettbewerber Toyota und Honda. Grund dafür sind vor allem die höheren Löhne der Arbeiter bei den amerikanischen Herstellern. „Die hohen Arbeitskosten sind schon seit geraumer Zeit ein großer Wettbewerbsnachteil von GM, Ford und Chrysler. Während die US-Hersteller ihre Werke großteils im Norden der USA haben, wo traditionell viele Arbeiter Gewerkschaftsmitglieder sind, errichteten die Japaner ihre neuen US-Werke in den vergangenen Jahren vor allem im Süden der USA – wo es kaum Gewerkschaften gibt“, erläutert die österreichische Tageszeitung „Die Presse“.

Foto: Da hilft auch kein Streik mehr: 74000 Jobs bei General Motors sind in Gefahr.


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