19.04.2024

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01.03.08 / Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

Klaus D. Voss:
Leben

Wolfgang Böhmer ist nicht für das diplomatische Fach geboren worden, ganz gewiß nicht. Selbst als Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt ist er immer noch eher der knurrige Chefarzt, der Patienten lenkt. Er ist nicht der geschmeidige Politiker. Das macht Probleme.

Böhmer hat zwei Dinge zusammengebracht, die nicht zusammenpassen können: Die Abtreibungspraxis in der DDR, die es erlaubte, Schwangerschaften ohne jede Notlage zu beenden. Und die unerklärbare hohe Zahl von Kindstötungen in den neuen Bundesländern, viermal so häufig wie im Westen.

Hätte Böhmer nur geradeheraus gesagt, was ihn umtreibt: Er sucht Erklärungen dafür, warum der natürliche Reflex aller Lebewesen, junges Leben zu schützen, so oft schon versagt hat.

Daß Abtreibungen ohne Notlagen  den Wert des werdenden Lebens generell in Frage stellen, ist die eine Seite. Warum Eltern in so erschreckender Zahl Kinder bis in den Tod vernachlässigen, ist die andere Frage, die niemanden ruhen lassen darf.

Politiker der geschmeidigen Gattung haben andere Reflexe. Wenn sie aufgeschreckt sind durch Meldungen von Kindestötungen, versprechen sie „Maßnahmen“ oder schieben etwa Kinderärzten neue Kontroll-Verantwortung zu. Aber nur, bis die Aufregung sich gelegt hat. Böhmer bleibt am Thema, ungeschickt, aber ehrlich.

Geschmeidige Politik geht wirklich anders. In Schwerin windet sich ein Sozialdezernent und mit ihm die ganze Behörde aus der Verantwortung. Sie hatten sich nicht um ein fünfjähriges Mädchen kümmern wollen, Hinweise nicht ernst genommen. Lieber den Behörden-Alltag praktiziert – und schritten nicht ein, als Eltern die kleine Lea-Sophie verhungern ließen.


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