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01.03.08 / Auf Kernkraft gesetzt / Britische Labour-Partei will neue Generation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

Auf Kernkraft gesetzt
Britische Labour-Partei will neue Generation von Kraftwerken
von Pierre Campguilhem

Mit einem parteiübergreifenden Konsens zum neuen Energieprogramm der Regierung von Gordon Brown rechnet man in britischen Regierungskreisen. In erster Linie will die Labour-Partei damit den Richtlinien der Brüsseler Kommission folgen. Zugleich, so der Tenor in der im Unterhaus jetzt vorgestellten Vorlage, soll die Energieunabhängigkeit des Landes bewahrt werden. Das gilt umso mehr, als die bestehenden Kraftwerke bis 2025 außer Betrieb sein werden. Zur Zeit wird Strom im Vereinigten Königreich zu 19 Prozent aus Kernenergie gewonnen, während 36 Prozent dem Erdgas und 38 Prozent der Kohle zuzuweisen sind. Die erneuerbaren Energien kommen mit fünf Prozent auf einen nur geringen Anteil. Kernenergie wird künftig in Großbritannien den Vorrang haben, auch wenn die Regierungsvorlage hier noch keine Anteile festlegt. Der Vorrang ergibt sich schon allein aus den Investitionen von 30 Milliarden Pfund (rund 50 Milliarden Euro). Der ganze Betrag wird privat finanziert werden, da jenseits des Ärmelkanals die Elektrizitätswirtschaft privat organisiert ist.

Die ersten öffentlichen Ausschreibungen sind für März geplant, so daß voraussichtlich die ersten Kernkraftwerke der neuen Generation 2012 in Betrieb gehen könnten.

In amtlichen Kreisen wird betont, daß das ganze Vorhaben rein unternehmerisch durchgeführt wird, also auch ausländischen Konzernen wie dem französischen Areva und der deutschen Siemens freien Zugang zum Ausschreibungsverfahren gewährt wird. Vorgesehen ist, daß das Uranerz für die Kernkraftwerke hauptsächlich aus Australien und Kanada kommen soll, nicht nur weil diese beiden Länder Mitglieder des Commonwealth sind, sondern auch, weil sie Marktführer seien und zahlreiche Staaten beliefern.

Alles in allem hat es den Anschein, daß die Labour-Regierung in dieser Sache international kooperieren will, besonders, weil das Problem der Endlagerung noch nicht gelöst ist und eine internationale Lösung fordert.

Im Weißbuch der Regierung unterstreicht Fachminister John Hutton, daß die Regierungsvorlage das Ergebnis einer breiten öffentlichen Befragung sei. Großbritannien will gegen den Klimawandel angehen und plant, die klimaschädlichen Effekte bis zum Jahr 2050 um 60 Prozent zu verringern. Das Vereinigte Königreich setzt sich mit seiner Energiepolitik zwei Ziele: eine umweltfreundliche Politik und zugleich geopolitische Unabhängigkeit.

Wenn sie im Unterhaus auch nicht vertreten sind, so bilden die britischen Grünen die einzige Partei, die dem neuen Kernenergieprogramm kritisch gegenübersteht. Sie sind sehr aktiv, so daß man in Großbritannien auch mit Kundgebungen im Stile der deutschen Atomgegner rechnet. Bei den nächsten Unterhauswahlen könnte das Thema Atomenergie eine Rolle spielen, obschon weder die Konservativen noch anscheinend die Liberaldemokraten das ehrgeizige Energieprogramm der Labour-Regierung antasten wollen.


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