20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.03.08 / »Weicheier« sind nicht gefragt / Ein Buch über die ewig drängende Frage: Wie finde ich den richtigen Partner fürs Leben?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

»Weicheier« sind nicht gefragt
Ein Buch über die ewig drängende Frage: Wie finde ich den richtigen Partner fürs Leben?
von Rebecca Bellano

Auch bei gesellschaftlichen Veränderungen gibt es immer Gewinner und Verlierer. Dr. Stefan Woinoff gehört in diesem Fall zu den Gewinnern. Die Tatsache, daß immer mehr Frauen beruflich Erfolg haben und Karriere machen, hat dem Psychotherapeuten einen neuen, festen Kundenstamm beschert, dessen Probleme er jetzt auch in einem Buch gekonnt thematisiert. „Überlisten Sie Ihr Beuteschema – Warum immer mehr Frauen keinen Partner finden und was sie dagegen tun können“ lautet der  Titel des mit leichter Feder verfaßten Sachbuches.

Immer mehr Frauen in den besten Jahren kommen in die Praxis des Mediziners. Während sie zumeist im Beruf Erfolg haben, sich häufig auch auf mehrere gute bis beste Freundinnen verlassen können, fehlt ihnen jedoch ein Partner, mit dem sie eine Familie gründen möchten. Erstaunlicherweise machte beruflicher Erfolg einen Mann sexy und erhöhe den Kreis seiner möglichen Partnerinnen, bei Frauen sei es hingegen umgekehrt, so Woinoff. Einer Chefärztin wird gleich weniger Sex-Appeal zugestanden als einer Krankenschwester, einer Sekretärin mehr als einer Professorin. Aber nicht nur das Image-Problem sei es, was es beruflich erfolgreichen Frauen schwerer mache, den richtigen Partner zu finden. Obgleich die Frauen von heute „im Vergleich zu ihrer Mutter ein ganz anderes Selbstbewußtsein haben, obwohl sie merken, wie sehr sie sich emotional und intellektuell weiterentwickelt haben, und obwohl sie sich als freie und unabhängige Frauen sehen, eines hat sich doch in keiner Weise geändert: ihr Beuteschema. Es geht hier nicht um die Zusatz-Features: Er kann kochen, ist kinderlieb und hilft im Haushalt. Es geht um die Basics: Er sollte in etwa gleich alt oder älter sein und in der beruflichen Stellung mindestens auf derselben Stufe oder höher stehen als sie.“ Zwar könnten es sich immer mehr gut ausgebildete Frauen leisten, einen beruflich schlechter gestellten Mann, der dafür andere Vorteile als Geld mit in die Beziehung bringt, zum Vater ihrer Kinder zu machen, doch die wenigsten Frauen könnten sich vorstellen, daß sie nach der Geburt des Kindes weiterarbeiten, während ihr Mann die Kinder versorgt. Zwar gebe es einige solcher Fälle, aber sie seien doch aufgrund von Ressentiments auf beiden Seiten sehr selten.

Auch der Autor hatte nach der Geburt der ersten Tochter seiner Frau versprochen, ihr für ihren Beruf immer den Montag Zeit zu lassen, während er dann auf das Kind aufpaßt.

Derweil sich seine Frau freute, immerhin einen Tag in der Woche zu arbeiten, damit sie nicht ganz aus ihrem Beruf heraus komme, fühlte er sich wie eingesperrt und hatte ein schlechtes Gewissen.

Während alle anderen Männer am Montagmorgen zur Arbeit fuhren, blieb er daheim.

Erst als seine Frau sich bereit erklärte, nur den Montagnachmittag zu arbeiten, und er zumindest bis Mittag wieder in die Praxis durfte, fühlte er sich wieder wie ein echter Kerl und als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.

Neben ihrem festgelegten Beuteschema, das es Frauen bei beruflichem Aufstieg immer schwerer mache, einen geeigneten Partner zu finden – denn je höher die Frau auf der beruflichen Karriereleiter selbst steigt, desto schwieriger wird es, einen besser gestellten, passenden und noch unverheirateten Partner zu finden –, behindere sie ihr Hang zum Perfektionismus. Viele Frauen wollten alles, was sie machen, perfekt machen, doch auf je mehr Gebieten sie agieren, desto schwieriger würde es, überall perfekt zu sein. Die perfekte Chefin, die perfekte Mutter, die perfekte Hausfrau, die perfekte Ehefrau, die perfekte Geliebte — je mehr Rollen der Frau offenstehen, desto mehr würde ihr ein Teufelchen zuflüstern „du sollst …“ Eine derartig getriebene Frau kommt allerdings auch bei Männern nicht gut an, zumal viele, die selbst Karriere machen wollen, bewußt nach einer häuslichen Frau suchten, die ihnen nach dem stressigen Arbeitsalltag den Rücken stärke.

Einige der Thesen des Autors hören sich veraltet an, da er aber Erfahrungen aus seinem Praxis-Alltag einfließen läßt, ist davon auszugehen, daß er ähnliche Fälle durchaus erlebt hat.

Interessant ist auch der Hinweis, mit welchen Motiven Frauen sich ihren Beruf aussuchten. Selbst heute würde sich kaum eine junge Frau bei ihrer Berufswahl die Frage stellen, ob sie mit dem damit zu erwartenden Gehalt auch eine Familie mit zwei Kindern ernähren könnte. Männer hingegen hätten eine derartige Fragestellung bei der Wahl ihres Berufes im Hinterkopf.

Fällt der Mann aufgrund von Arbeitslosigkeit als Hauptverdiener aus, würden zwar viele Frauen zum Ernährer der Familie werden, doch dies sei auch heute noch eine aus der Not geborene Entwicklung.

Dr. Stefan Woinoff ist der Meinung, daß, wenn beruflich erfolgreiche Frauen ihr altes Rollendenken überwinden würden, mehr Kinder geboren würden, da Frauen dann bei der Männerwahl mehr potentielle Partner hätten und nicht aufgrund eines aufgezwungenen Singledaseins kinderlos blieben.

Allerdings nennt er auch zu überwindende Hürden. „Ich will aber kein Weichei, keinen Versager, der noch nicht einmal sein eigenes Leben auf die Reihe bekommt, der es im Beruf nicht schafft und sich jetzt an eine starke Frau hängen will.“ So oder so ähnlich würden oft seine Patientinnen ohne Partner antworten, wenn er ihnen vorschlägt, den ihnen sympathischen, wenn auch nicht besonders erfolgreichen Bekannten als Partner in Betracht zu ziehen.

Auch stünden Männer, die typisch weibliche Tätigkeiten wie Kindererziehung übernehmen, unter einem eigenartigen Erklärungszwang – auch bei Frauen. Häufig würde als unmännlich angesehen, wenn er sich um den Nachwuchs kümmert, während sie Karriere macht.

Dr. Stefan Woinoff richtet seine Ausführungen durchweg nur an Frauen, allerdings bringt es nichts, wenn Frauen ihr Beuteschema übergehen, während die Männer immer noch auf jüngere und beruflich eher unter ihnen stehende Frauen schauen.

Und die meisten Frauen setzen sich nicht aus eigenem Verlangen heraus die Gedankensperre, daß sie als Alleinverdiener fungieren könnten, während der Mann die Kinder erzieht. Vielmehr ist es eher so, daß viele Frauen sich schon freuen, wenn sie einen Partner finden, der überhaupt Kinder will.

Aus Angst, zuviel vom Partner zu verlangen und ihn zu verscheuchen, wagen sie nicht, daran zu denken, daß er daheim bleibt, während sie als Haupternährer arbeiten gehen.

Dr. Stefan Woinoff: „Überlisten Sie Ihr Beuteschema – Warum immer mehr Frauen keinen Partner finden und was sie dagegen tun können“, Mosaik bei Goldmann, München 2007, broschiert, 240 Seiten, 14,95 Euro

Foto: Unabhängig: Junge Frauen von heute zeigen nicht nur in beliebten TV-Serien wie „Sex and the city“, wie selbstbewußt und erfolgreich sie sind.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren